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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Zuerst wird sich die Börse erholen, und dann werden die Probleme schwinden

7. April, 2009 · 2 Kommentare

Wir diskutieren über G20, kritisieren die Bundesregierung, dann streiten wir über die Sinnhaftigkeit der Abwrackprämie und der Konjunkturpakete. Wir sind zurecht sauer über die Dreistigkeit der Pleite-Manager, die Millionen an Boni abkassieren, und die kriminellen Machenschaften von Betrügern wie Madoff. Wir sprechen über die Blindheit der Aufsichten, über mehr oder weniger Regulierung, über Sinnkrise (ja oder nein?) des Kapitalismus. Alles richtig und wichtig. Und diese Diskussionen sollen weitergehen (sie machen doch die intellektuelle Herausforderung aus).

Aber für Investoren und Spekulanten (nein, das ist kein schmutziges Wort!) ist die entscheidende Frage in diesen Tagen, ob die Rally eine kurzlebige Erholung auf dem Weg nach unten ist oder ob es sich hier endlich um eine dauerhafte Börsen-Wende handelt?

Ich halte das Letztere für wahrscheinlich. Und gleich muss ich — selbstverständlich — hinzufügen, dass keiner in die Zukunft blicken kann, und dass dies sicherlich nicht bedeutet, sich jetzt Fuß über Kopf in die Aktien zu stürzen, weil es im Börsennotizbuch steht (die laute ironische Note kann man wohl nicht überhören).

Damit wir uns klar sind: Es gibt keine (substanzielle) Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung in den USA und auch nicht in Europa. Die makroökonomischen Daten, die Unternehmensmeldungen, Frühindikatoren und Stimmungsbarometer zeigen unverändert auf “schlechtes Wetter”. Die Realwirtschaft läuft nicht gut. Eigentlich verschlechtert sich die Lage sogar.

Die Versuche, minimale Verbesserungen auszuweisen — wie etwa bei den Immobilienverkäufen zuletzt, — sind einfach Unfug. Die Presse “feierte” hier eine Steigerung der New Home Sales in Februar zum Vormonat, was lächerlich ist, wenn man das feste saisonale Muster kennt (und dieses sollte man als — angeblich — recherchierender Wirtschaftsjournalist kennen): Die Verkäufe steigen immer im Februar verglichen mit Januar. Und auch im März zum Februar, im April zum März, im Mai zum April und im Juni zum Mai. Das ist einfach nur der typische Lauf des Immobilienmarktes, seit Jahren. (Ab August fallen die Verkäufe dann Monat für Monat wieder).

Die relevante Zahl hier ist der Vergleich zum Vorjahresmonat, bei dem diese saisonalen Schwankungen keine Rolle spielen. Die Zahl hier kann man nun nicht wirklich “feiern”: Minus 41 Prozent. Der Immobilienmarkt gibt keine Hoffnungszeichen (etwas mehr dazu bei Barry Ritholtz).

Ebenso der Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote stieg in den USA auf 8,5% (wahrscheinlich sogar frisiert). In Europa geht’s auch endgültig abwärts mit dem Arbeitsmarkt. No good news here.

Außer Geld, Geld und Geld, das über niedrige Zinsen, Sonderprogramme der Zentralbanken, Quantitaive Easing und Konjunkturpakete in das System injektiert wird, gibt es wenig Positives zu berichten (Einige werden sogar hier das Positive abstreiten). Selbst die (zwar nicht hohen) Aktienbewertungen verbessern sich auf dem Papier nicht wirklich. Wie auch? — Die Gewinne und die Gewinnschätzungen schmelzen schneller als die Kurse…

Mit einem Wort: Rationale Bestätigung für das Ende der Krise haben wir nicht. Aber die Börse braucht gewöhnlich auch keine, um zu steigen. Die Börse braucht Geld und feste Hände. Geld kommt. Und die festen Hände werden wir nicht aus den Makrodaten ablesen können.

Ein bisschen mehr in meiner (noch gültigen) Prognose für 2009/2010.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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