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Börsennotizbuch

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Warum sind die KGVs im MDAX höher als im DAX?

3. April, 2006 · 3 Kommentare

Ich wollte mich lange schon zu einem interessanten Fakt äußern: die MDAX und SDAX-Werte werden zu deutlich höheren KGVs gehandelt als die Blue Chips.

In einem Interview in Fundresearch.de gibt (ein gewisser) Martin Wirth folgende Antwort:

DER FONDS.com: Warum ist der Dax niedriger bewertet als der Mdax?

Wirth: Die Anleger glauben, dass die Gewinnschübe der Dax-Unternehmen nur auf einer zyklischen Erholung beruhen und nicht nachhaltig sind. Bei den Werten des Mdax steigen die Gewinne hingegen nach Marktmeinung stetiger und weniger abhängig von der Konjunktur. Die Anleger haben also dort stärker zugegriffen, weil sie den Gewinntrend für sicherer halten. Außerdem gibt es Mdax-Werte, die von besonderen Trends profitieren. So liegen beispielsweise die KGVs von Immobilien- und Bauunternehmen teilweise bei 30 und damit weit über dem Niveau des Dax. Der Grund dafür ist die aktuell sehr hohe Nachfrage von Ausländern nach deutschen Immobilien.

Sicherlich haben sich einige positive Branchentrends im MDAX bemerkbar gemacht, aber ich würde auf jeden Fall noch dies hinzufügen:

Die fast wahnwitzige Diskrepanz zwischen der Profitabilität, sprich Aktienrendite der Unternehmen, im Verhältnis zu den langfristigen Finanzierungskosten (Zinsen) kann bei kleineren Unternehmen nicht so lange und so ausgeprägt bestehen. Diese sind dann wohl eher in der Größenordnung institutioneller Investoren wie Hedge Fonds, Private Equity Funds oder auch der Großaktionären, so dass die Aktien solange aufgekauft werden können wie die Gewinne mehr abwerfen als die Finanzierungskosten. An der Börse können irrationale Bewertungen durchaus stattfinden, aber eigentlich dürften sie ziemlich bald von rational kalkulierenden Investoren behoben werden. Das Geld bleibt ja nicht lange auf der Starasse liegen…

Die Schwergewichte im DAX können nicht so einfach aufgekauft werden. Mit der Zeit wird das, falls sich die Bewertungsverhältnisse nicht ändern, auch noch kommen – braucht aber mehr Zeit. So sollten die Übernahmeangebote bei den aktuellen Umständen (Kurse, Gewinne, Aussichten) zunehmen.

Somit, meine ich, sind die „fairen“ Bewertungen eher von den MDAX/SDAX-Unternehmen „vorgegeben“ – der DAX sollte auch bei etwa 17-20 KGV notieren, sprich 30-40% höher (!). Auf diesem Niveau und bei dieser Bewertung wäre er natürlich anfälliger für Konjunkturschwankungen, das Risiko wäre höher, aber eben „fairer“.

Kategorien: Analysen · Fonds · Gesamtmarkt · Unternehmen

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