In seinem aktuellen Beitrag im Herdentrieb äußert sich Robert von Heusinger nochmal skeptisch über die weiteren Aussichten der Aktienmärkte: Sturmwarnung auf 6000 Dax-Punkten.
In dem Artikel sind Links zu einigen früheren Beiträgen, die seine Argumente näher schildern. Ich glaube, man muss auf seine Meinung hinweisen und sie auch ernst nehmen.
Im Herdentrieb ist trotz der aktuell eher skeptischen Stimmung gegenüber der Börse (im Unterschied zur Wirtschaft – eine Differenzierung, die zu selten gemacht wird und die hier erfreulicherweise stattfindet) der überwiegende Tenor – meiner Wahrnehmung nach – optimistisch. Das gefällt mir.
In meinen Notizen habe ich auch eine ähnliche Stellung genommen. Ich will sie hier noch einmal kurz schildern und bezüglich der zitierten Skepsis etwas differenzieren:
Noch im letzten Herbst erschien mir eine etwas weniger offensive Positionierung im Markt vernünftiger. Die Gründe waren „alte Bekannte“: der Zinserhöhungszyklus schritt schon deutlich voran (immer an das Zeitfenster der Zinswirkung denken!), die Anleihe-Märkte schienen vorsichtig eine Wende einzuleiten und – eigentlich das wichtigste – die Inflation (getrieben von den Rohstoffen) wollte hartnäckig nicht abflachen (obwohl sie insgesamt recht milde ist). Mit einem Wort: wegen der graduellen Verschlechterung der Liquiditätssituation.
Dem gegenüber standen aber die günstige Bewertung der Aktien, die immer noch niedrigen Zinsen und somit fehlende attraktive Anlagealternativen, sowie das fast bis in den heutigen Tag mehr als vorsichtige Anlageverhalten (sowohl auf privater als auch auf institutioneller Seite). Zudem ist die ganze Entwicklung in einem recht freundlichen Wachstum der Weltwirtschaft eingebettet.
Die Katastrophen-Warnungen wegen „globaler Ungleichgewichte“, Defizite der USA, drohender Kollaps des US-Dollar etc. kann man nach meiner Meinung getrost ausblenden. Nicht schlecht – im selben Geist – wäre die Übung, auch die KGVs mal auszublenden. Aber was bleibt uns dann? – Vielleicht die wichtigste börsentechnische Frage: Wie hoch sind die Akteure dem Aktienrisiko ausgesetzt?
In wieweit hat das billigste Geldangebot seit Ewigkeiten anfällige Positionen im Aktienmarkt verursacht?
Wir werden es vermutlich bald erfahren, doch meine Meinung ist: in den US-Indizes – wenig; im DAX – wenig, aber etwas mehr; in den europäischen Small und Mid Caps – noch etwas mehr, aber insgesamt wenig; in den Emerging Markets (und hier in der „beliebten Anlageregion Asia“) – deutlich mehr; in Rohstoffen (vor allem Öl, aber auch die entspr. Aktien) – auch deutlich mehr.
Und so sehe ich auch die „Gefahren“ in naher Zukunft. Die Anführungsstriche sind deswegen da, weil die Rückgänge in einigen Märkten (etwa Rohstoffe) positive Rückwirkungen entfalten können.
Ich werde bald etwas dazu schreiben, wie Ungleichgewichte im kapitalistischen System ausbalanciert werden (können), ohne dass es gleich zu Krisen kommt. Aber soviel vorweg: „Gefahren“ heißt nicht „muss passieren“. Es besteht aktuell die „akute“ Gefahr, dass nichts substanziell Negatives geschieht. Die Übervorsicht könnte sehr wohl bestraft werden.
Wie im letzten Herbst – Vorsicht ist gut, investiert bleiben ist besser… Nur sollte es zu Stürmen kommen, will ich lieber in den amerikanischen und europäischen Large Caps sein.
Für mich bleiben die Aktien die beste Alternative auf absehbarer Zeit. Jede Korrektur, die nicht 10-15% erreicht ist ein Lacher – ernsthaft ausweichen kann man so was eigentlich nicht. Wenn wir über drohende minus 10% reden, reden wir nicht einmal über mittelfristige Perspektiven. Fuß vom Gas – ja, insbesondere angesichts einer recht steilen Entwicklung zuletzt. Aber bloß nicht „(Geld) parken“.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Was sagt uns die Performance der Markt-Sektoren über das Börsen-Sentiment • Börsennotizbuch // 18. Dez, 2007
[...] (Vielleicht konnte man sich diesen Beitrag noch einmal anschauen, unter anderem) [...]
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