Ich glaube, dass Heusinger richtig liegen wird – es dürfte bald genug sein mit dem Dollar-Wertverfall.
Ich war – die Leser werden sich erinnern – die ganze Zeit “gemäßigt optimistisch” für die US-amerikanische Währung. Und ich hatte Unrecht. Denn ich hielt den Euro noch bei Kursständen von ca. 1,30 – 1,32 Dollar/Euro für leicht überbewertet. Heute erreicht er ein neues Rekordhoch bei über 1,47. Das ist schon “daneben” – drehen und wenden bringt nichts. Die einzige Beruhigung — ich war für die europäischen Aktien noch optimistischer und generell scheue ich die direkte Währungsspekulation (zumal wenn die Börse eine so attraktive Alternative bietet).
Vielleicht hat die Hypothekenkrise noch eine entscheidende Rolle gespielt, um den Vertrauen zu untergraben, die Konjunkturentwicklung – milde gesagt – zu gefährden, und letztendlich die neueste, relativ rapide Abwertung des Dollars zu forcieren. Eine Krise, die man zwar erwarten konnte (und sollte), aber vielleicht nicht ganz mit den konkreten Ausprägungen.
Aber so wie sich gehört – anstatt zu “Vernunft” zu kommen und den unausweichlichen Kollaps des Dollars zuzugeben, zu erwarten und gar gleich short in Dollar zu gehen, frage ich mich wieder: Wann ist genug mit dem schwachen Dollar?
Im oben verlinkten Artikel erinnert uns Robert von Heusinger noch einmal an die Zeit unmittelbar nach der Euro-Einführung — die Gemeinschaftswährung war als “weich” verschrien, kaum einer sparte mit dem Tadel für die “gemeinsame Geldpolitik”, die “gemeinsame Wirtschaft” und dieses Ding der Unmöglichkeit – “gemeinsame Währung”. Der Dollar hingegen glänzte in der ganzen Pracht der US-Wirtschaftsdynamik, Innovationsgeist, Welt-Dominanz. Nicht nur die Stimmung wechselt an den Finanzmärkten schnell, auch die “grundsätzlichen” Ãœberzeugungen und Analyseergebnisse sind recht wendig.
Noch vor dem letzten Dollar-Rutsch war die Welt ziemlich unisono sehr skeptisch gegenüber dem Dollar eingestellt. Ich weiß, dass die Währungszyklen im Zweifel immer ein bisschen länger dauern, als man denkt — der Transaktionsvolumen ist enorm und die wirtschaftlichen und finanztechnischen Verflechtungen, Interessen und Positionen äußerst komplex und zum Teil wirklich langfristiger bzw. strategischer Natur (hier sind auch Zentralbanken, Währungsreserven, Staatsfonds, langfristige Investoren, direkte Investments, Import- und Exportverträge etc. im Spiel — Sachen, die bestimmt nicht von heute auf morgen den Kurs wechseln können). Doch, falls die amerikanische Geld- und Wirtschaftspolitik nicht geneigt ist, einen ewig fallenden Dollar zuzulassen (wovon man ausgehen kann), dann wird es auch irgendwann Schluss sein mit den einseitigen Positionierungen. Irgendwann sind alle abgesichert, die etwas abzusichern haben, und alle Spekulanten short, die noch Augen auf dem Kopf haben und eine Dollar-Kursgrafik auf dem Monitor. Und dann – ganz selbstverständlich – wird eine ganze Menge Dollar-Schulden zurückzubezahlen sein.
Heute lesen wir auch noch über spottende Diktatoren, die sich “über den Dollar lustig machen” (Spiegel.de) — Aussagen wie: “Sie kriegen unser Öl und sie geben uns dafür ein wertloses Stück Papier” (Mahmud Ahmadinedschad) oder “Der Fall des Dollars ist nicht nur der Fall des Dollars, es ist der Fall des nordamerikanischen Reichs. Wir müssen darauf vorbereitet sein” (Chavez). Nicht, dass die internationale Finanzwelt so denken würde, aber manchmal handelt sie so, als ob es stimmen würde…
Ich halte es mit Heusinger — der Dollar wir in den nächsten drei Jahren kein schlechtes Investment sein. Allerdings erwarte ich keine schnelle Wende (und folglich kein für sich genommen “außerordentlich gutes” Investment). Die US-Wirtschaft wird sich auch dieses Mal beweisen. Und besonders für die Aktienmärkte bin ich weiterhin optimistisch – und wie ich die Börsen sehe, wird es bald Zeit zum (offensiveren) Kaufen kommen.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Die USA werden untergehen? • Börsennotizbuch // 7. Dez, 2007
[...] Klar, fragt man Hugo Chavez. Aber hier ein kleiner Gedankenanstoß: Marken, die die Welt bestimmen. [...]
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