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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Warum Quantitative Easing?

2. April, 2009 · 7 Kommentare

Die Zentralbank reguliert die Kreditvergabe bzw. die Geldmenge (in normalen Zeiten) hauptsächlich durch den Leitzinssatz. Setzt sie ihn herunter, verbilligt sich die Finanzierung der Kreditinstitute, was tendenziell die Kreditmenge bzw. das Kreditwachstum erhöht. Andersherum: Erschwert die Zentralbank die Refinanzierung durch einen höheren Leitzins, lässt die Kreditvergabe nach.
 
Wenn der Leitzins relativ tief liegt, spricht man von expansiver (bzw. stimulierender) Geldpolitik. Diese heizt die Wirtschaftstätigkeit, aber auch die Inflation tendenziell an. Wenn der Leitzins relativ hoch liegt, hat die Geldpolitik eine tendenziell bremsende Wirkung auf die Wirtschaftstätigkeit und die Preisentwicklung. Dann spricht man von restriktiver Geldpolitik.

Soweit die (absoluten) Basics.

Etwas schwieriger wird es, wenn man die Frage stellt, welcher Zinssatz denn nun relativ tief bzw. hoch ist? In der Praxis verkompliziert sich die Aufgabe der Notenbanker zusätzlich durch einen nicht kalkulierbaren Time-Lag (Zeitverzögerung der Wirkung) sowie diverse andere Unwägbarkeiten des Wirtschaftslebens…

Ein prominenter Ökonom, Greg Mankiw, hat hier eine Faustregel, d.h. einfache Formel entwickelt, die (wenigstens) Indikation liefert, wo der Leitzins stehen soll. Die Formel ist für die USA konzipiert und ist etwas ausführlicher hier dargestellt.

Lasst uns sie kurz anwenden:

Greg Mankiw Leitzinsformel

Das Ergebnis: Minus 0,32%. Dort müsste die Fed Funds Rate liegen, um eine angemessene Geldversorgung zu gewährleisten. Negative Zinsen sind jedoch unmöglich. Die Null ist die untere Grenze für die Geldpolitik über den Leitzinssatz. Jedoch nicht die Grenze der Möglichkeiten der Notenbank, die Kreditmenge bzw. Geldmenge zu beeinflussen. Eines der Waffen aus dem Arsenal ist das sog. Quantitative Easing, das gerade Schlagzeilen macht.

Beim Quantitative Easing agiert die Notenbank als direkter Aufkäufer von Assets am Finanzmarkt. Das Zentralbankgeld, das sie dafür verwendet, kann sie ja selbst unendlich (aus dem Nichts) schöpfen.

Wenn man sich also das Ergebnis der oberen Formel anschaut, ist die aktuelle Fed-Geldpolitik selbst bei einem Leitzins von Null nicht expansiv. Die Krise draußen ist dabei nicht gerade klein, und die Wirtschaft verlangt nach stimulierenden Impulsen. Also, um eine belebende Wirkung auf die Konjunktur zu erzielen, muss die Fed zu anderen Mitteln greifen. Und das tut sie.

Kategorien: Frontpage · Zinsen

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