Wenn der Leitzins relativ tief liegt, spricht man von expansiver (bzw. stimulierender) Geldpolitik. Diese heizt die Wirtschaftstätigkeit, aber auch die Inflation tendenziell an. Wenn der Leitzins relativ hoch liegt, hat die Geldpolitik eine tendenziell bremsende Wirkung auf die Wirtschaftstätigkeit und die Preisentwicklung. Dann spricht man von restriktiver Geldpolitik.
Soweit die (absoluten) Basics.
Etwas schwieriger wird es, wenn man die Frage stellt, welcher Zinssatz denn nun relativ tief bzw. hoch ist? In der Praxis verkompliziert sich die Aufgabe der Notenbanker zusätzlich durch einen nicht kalkulierbaren Time-Lag (Zeitverzögerung der Wirkung) sowie diverse andere Unwägbarkeiten des Wirtschaftslebens…
Ein prominenter Ökonom, Greg Mankiw, hat hier eine Faustregel, d.h. einfache Formel entwickelt, die (wenigstens) Indikation liefert, wo der Leitzins stehen soll. Die Formel ist für die USA konzipiert und ist etwas ausführlicher hier dargestellt.
Lasst uns sie kurz anwenden:
Das Ergebnis: Minus 0,32%. Dort müsste die Fed Funds Rate liegen, um eine angemessene Geldversorgung zu gewährleisten. Negative Zinsen sind jedoch unmöglich. Die Null ist die untere Grenze für die Geldpolitik über den Leitzinssatz. Jedoch nicht die Grenze der Möglichkeiten der Notenbank, die Kreditmenge bzw. Geldmenge zu beeinflussen. Eines der Waffen aus dem Arsenal ist das sog. Quantitative Easing, das gerade Schlagzeilen macht.
Beim Quantitative Easing agiert die Notenbank als direkter Aufkäufer von Assets am Finanzmarkt. Das Zentralbankgeld, das sie dafür verwendet, kann sie ja selbst unendlich (aus dem Nichts) schöpfen.
Wenn man sich also das Ergebnis der oberen Formel anschaut, ist die aktuelle Fed-Geldpolitik selbst bei einem Leitzins von Null nicht expansiv. Die Krise draußen ist dabei nicht gerade klein, und die Wirtschaft verlangt nach stimulierenden Impulsen. Also, um eine belebende Wirkung auf die Konjunktur zu erzielen, muss die Fed zu anderen Mitteln greifen. Und das tut sie.
7 Kommentare bis jetzt ↓
Thomas Müller: “Börse macht wieder Spaß! Bleiben Sie dabei.” • Börsennotizbuch // 6. Aug, 2009
[...] der Zentralbanken (allen voran durch die Fed und die Bank of England), Quantitative Easing (Warum Quantitative Easing?) und den Rettungsmaßnahmen der Regierungen. Nicht zuletzt, konstatiert Thomas Müller, ist [...]
Bernanke über die Exit-Strategy der Fed • Börsennotizbuch // 9. Okt, 2009
[...] Beobachter als “Fluten des Finanzsystems mit Liquidität” bezeichnen und sonst als Quantitative Easing bekannt ist, ließ die Fed ihre Bilanz sehr schnell und stark auf 2100 Mrd. USD [...]
Die Hypothekenzinsen in den USA: Deutlich unter 5% (plus langfristige Entwicklung, Chart) • Börsennotizbuch // 14. Okt, 2009
[...] “gemeinsamer Anstrengung” schaffen es die Fed (via extrem niedrige Leitzinsen sowie Quantitative Easing), der schwache Immobilienmarkt und die ebenso schwache Konjunktur in den USA, die Hypothekenzinsen [...]
Bank of England: Quantitative Easing geht weiter … mit reduzierter Geschwindigkeit • Börsennotizbuch // 5. Nov, 2009
[...] Mehr zum Thema: Warum Quantitative Easing? [...]
Reale Renditen (USA) auf dem Rückzug… • Börsennotizbuch // 20. Dez, 2009
[...] stellt auch heute noch) eine Herausforderung vor der Geldpolitik dar (sie musste auch deswegen zum Quantitative Easing übergehen). Zum anderen blieb die festverzinsliche Anlage (zumindest für die Zeit und auf [...]
Fed-Zins und die Taylor-Regel • Börsennotizbuch // 10. Jan, 2010
[...] andere (viel einfachere) Faustregel — die von Prof. Greg Mankiw — ermittelt den “richtigen” Fed-Zins immer noch tief im negativen Bereich (bei [...]
Euro als Krisengewinner? • Börsennotizbuch // 21. Jan, 2010
[...] wahrscheinlich der wichtigste Steuerungsinstrument einer Notenbank, aber nicht der einzige (vgl. Warum Quantitative Easing sowie Beiträge im Archiv “Quantitatve Easing“). Die Geldmenge lässt sich, [...]
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