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Fed-Zins und die Taylor-Regel

10. Januar, 2010 ·

Die berühmte Taylor-Regel ist wieder im Gespräch.

Kurze Gedächtniserfrischung mit Hilfe von Wikipedia:

Taylor versuchte zu ergründen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die US-Zentralbank, das Federal Reserve System (Fed), den Zielwert für ihr wichtigstes geldpolitisches Instrument, den kurzfristigen Zinssatz auf dem Geldmarkt (Federal Funds Rate), festlegt. Empirisch stellte er fest, dass sich die Zentralbank während des von ihm betrachteten Zeitraumes in etwa an folgende Regel gehalten hat:

Taylor Rule

Die einzelnen Parameter kann man im Detail in Wikipedia nachlesen. Kurzum: Berücksichtigt werden u.a. der nominelle kurzfristige Zinssatz am Geldmarkt, die Inflationsrate, der Auslastungsgrad der Volkswirtschaft (Produktionslücke) etc.

Insgesamt ist die Taylor-Regel ein alternativer Ansatz zur monetaristischen Schule à la Milton Friedman, die eine stetige Ausweitung der Geldmenge als richtig(er) ansieht (schließlich soll das Geld ja “neutral” sein). Taylor versuchte im Gegensatz den Einfluss der Zinspolitik auf die Wirtschaft zu ermitteln und daraufhin den angemessenen Zinssatz zu bestimmen.

Die Taylor-Regel spielt, gleichwohl in abgewandelter Form, für die geldpolitischen Entscheidungen der Fed erklärterweise eine wichtige Rolle. Dies bestätigte und erläuterte Fed-Chef Bernanke neulich persönlich in einer Rede vor der American Economic Association in Atlanta.

Wie sah dies in “Echtzeit” aus? — Der FT-Blog Money Supply vergleicht die Verläufe des tatsächlichen Fed-Zinses mit zwei Varianten der mit Hilfe der Taylor-Regel ermittelten Leitzins-Empfehlungen…

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Fed in den letzten 8-9 Jahre grundsätzlich expansiver war als von der berühmten Formel nahegelegt. Man kann dies auch “zu lockere” Geldpolitik nennen. Interessanterweise reagierte die Fed in der Krise (wieder) viel schneller als es nach dem Modell notwendig wäre. Das Finanzsystem brauchte ja massive Liquiditätsstützen. Trotzdem darf uns die Taylor-Regel eine Warnung sein, dass die Stimulanz tendenziell heftig dosiert wurde.

In diesem Zusammenhang:

  • Auch wenn ich es in der FT-Grafik nicht wirklich erkenne, schreibt der gleiche Autor in einem anderen Artikel, dass die Taylor-Regel seit Mitte 2009 wieder einen positiven Fed-Zinssatz empfiehlt:

    The Federal Open Market Committee reiterated in December that it expected to keep rates at “exceptionally low” levels for an “extended period” – commonly interpreted as at least six months. But the rule of thumb suggestion that the optimal rate has risen above zero does underscore the fact that it is no longer unambiguously clear that rates should stay near zero for a very long time.

    FT.com, Federal Reserve warned on interest rates

  • John Taylor persönlich: “Taylor Disputes Bernanke on Bubble, Says Low Rates Played Role” (Business Week).
  • Paul Krugman: Bernanke in Atlanta.
  • Mehr zum Thema — “2010 Forecast: No, no different” (accrued interest).
  • Eine andere (viel einfachere) Faustregel — die von Prof. Greg Mankiw — ermittelt den “richtigen” Fed-Zins immer noch tief im negativen Bereich (bei -3,13%).

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Zinsen

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