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Euro als Krisengewinner?

21. Januar, 2010 · 4 Kommentare

Mit Verlaub, hier muss ich ein paar dicke Fragezeichen setzen…

Man kann gleich mit der Ãœberschrift anfangen: Der Pixelökonom betitelt seinen aktuellsten Beitrag mit “Der bessere Dollar: Wie der Euro zum Gewinner der Weltwirtschaftskrise wird“. Da fehlt mir zum Beispiel das erste Fragezeichen am Ende…

Ich kann nicht eindeutig erkennen, warum der Euro ein Gewinner der Weltwirtschaftskrise sein soll. Der erste — eigentlich viel zu einfacher Schritt — wäre, sich den Euro-Dollar-Wechselkurs anzuschauen (schließlich wird in erster Linie auf den Dollar und die Fed eingegangen).

Dabei müssen wir uns zunächst die Frage stellen, was als Anfang der Krise gelten soll. Ein genauer Zeitpunkt ist nicht ganz leicht zu bestimmen, aber wahrscheinlich wird man sich ganz grob auf das Jahr 2008 einigen können, als die Krise wirklich als solche an den Kapitalmärkten angekommen war.

Ich wage zu behaupten, die Wechselkursentwicklung lässt den Euro nicht unbedingt als Gewinner aussehen. Im Grunde genommen hat die Gemeinschaftswährung seit 2008 eher an Wert verloren. Wenn man bis Mitte 2007 zurückschaut (als die ersten Immobilien- und Hedge-Fonds Schwierigkeiten meldeten), so notiert der Euro unter entsprechenden Schwankungen nahezu unverändert.

EUR/USD Wechselkurs 2007-2009

Das dürfte also nicht der große Krisengewinn sein.

Was die Fed falsch, das hat die Europäische Zentralbank (EZB) richtig gemacht. Die Notenbank für den Euro ist, im Gegensatz zur US-amerikanische Notenbank, vorrangig dem Ziel der Geldwertstabilität verpflichtet.

Zitat: Pixelökonom, Link oben

Die Rede ist von der lockeren Geldpolitik der Fed und der nicht so lockeren Geldpolitik der EZB. Debei wird auf die unterschiedliche Priorisiorung der beiden Institutionen hingewiesen: Die Fed will neben Geldwertstabilität auch für (angemessenes) Wachstum sorgen, wohingegen die EZB vor allem niedrige Inflation anstrebt. Abgesehen davon, dass ich die Rolle einer Notenbank durchaus im Bereich Konjunktursteuerung sehe und somit die obere Aussage nicht unterschreiben könnte, müsste man sich die Leitzinsentwicklung vergegenwärtigen… Denn in erster Linie geht es vielen um den Leitzins, den die Fed zu lange zu tief gehalten haben soll:

FED udn EZB: Leitzinsen

Anhand der Grafik lässt sich die Schuld der Fed nicht leicht abstreiten, aber auch nicht wirklich belegen. Schließlich war es die Fed, die – nachdem die letzte Rezession überstanden war – wieder schneller restriktiver wurde.

Mittlerweile ist das Pulver ganz verschossen. Der so genannte Leitzins der Fed liegt zwischen 0 und 0,25 Prozent.

Zitat: Pixelökonom, Link oben

Großes Fragezeichen. Der Leitzins ist wahrscheinlich der wichtigste Steuerungsinstrument einer Notenbank, aber nicht der einzige (vgl. Warum Quantitative Easing sowie Beiträge im Archiv “Quantitatve Easing“).

Die Geldmenge lässt sich, anders als das Preisniveau, von der Notenbank relativ zuverlässig steuern. Und die Geldmenge wiederum wirkt sich recht konkret auf das Preisniveau aus.

Zitat: Pixelökonom, Link oben

Sehr großes Fragezeichen. Auch wenn es theoretisch plausibel erscheint, gibt es meines Wissens keinen empirischen Beweis dafür, dass sich die Geldmenge (wie auch immer definiert) “recht konkret auf das Preisniveau” auswirkt.

Die EZB wird weiterhin gelobt, dass sie die Inflationserwartungen niedrig halten konnte. Aber tat das die Fed etwa nicht? Und wenn die Inflationserwartungen für die USA (häufig) etwas höher liegen sollten, dann ist dies teilweise Ausdruck eines höheren erwarteten Wachstums (nicht so schlecht).

Ich könne noch einige “Fragezeichen” setzten…

Nicht zuletzt, weil die Krise gerade jetzt die Schwächen (und nicht die Stärken) einer gemeinsamen Währung für viele zu unterschiedliche Volkswirtschaften wieder deutlicher gemacht hat. Die Kapitalmärkte sind eher verunsichert, was die angespannten Finanzen einiger Länder “am Rand der Eurozone” für den Euro bedeuten.

Kategorien: Frontpage · Währungen

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