Börsennotizbuch

In der BVI-Statistik der Mittelaufkommen deutscher Publikumsfonds tut sich etwas, was – meiner Ansicht nach – genauerer Beobachtung bedarf. Die Aktienfonds erfreuen sich einem erhöhten Zulauf, die Rentenfonds schwanken um die Nulllinie (Netto-Mittelaufkommen) und aus Geldmarktfonds fließen große Mengen Kapital ab. Mit einem Wort: Riskantere Anlagen, bzw. solche, die eine höhere Rendite versprechen, sind gefragter. Und das von den deutschen, typischerweise risikoaversen Investoren (!?)

Etwas konkreter sehen die Zahlen so aus (immer Netto-Mittelaufkommen, aktuellster verfügbarer Stand: 31. Juli 2009):

Aktienfonds

• Juli 2009: +2.506,9 Mio. Euro
• Januar – Juli 2009: +7.409,7 Mio. Euro

Mischfonds

• Juli 2009: +1.246,4 Mio. Euro
• Januar – Juli 2009: +1.477,1 Mio. Euro

Rentenfondsfonds

• Juli 2009: +968,5 Mio. Euro
• Januar – Juli 2009: -758,4 Mio. Euro

Geldmarktfonds

• Juli 2009: -5.858,2 Mio. Euro
• Januar – Juli 2009: -16.916,9 Mio. Euro

Die Publikumsfonds gesamt konnten in diesem Jahr praktisch keine neuen Mittel akquirieren. Die 978,5 Mio. Euro, die zwischen Januar und Juli 2009 netto zugeflossen sind, können sich überhaupt nicht mit den Summen vergangener Jahre messen. Diese betrugen z.B. 22.572,2 Mio. Euro, 37.551,1 Mio. Euro, 15.739,3 Mio. Euro, 34.944,5 Mio. Euro entsprechend für die Jahre 2008, 2007, 2006, 2005 (für den gleichen Zeitraum).

2007 wurden, im Gegenzug, große Beträge in Geldmarktfonds geparkt und Aktienfonds abgebaut. Auf dieser Ebene bestimmt ein hervorragendes Timing. Haben die deutschen Fondsanleger dazugelernt!?

Prinzipiell wäre das was Neues, es sei denn … und ich habe hier eine “fragende” Vermutung … wir haben es noch mit einer “alten” und “gebrannten” Generation zu tun. Das heißt: mit der Generation, die Erfahrungen noch aus den 90er hat und nach dem großen Dot-Com-Bear-Market nun umsichtiger reagierte. Eine neue Generation Anleger hat sich währenddessen nicht entwickelt (vgl. hierzu diese Notizen).

Im übrigen, ich denke, dass sich die deutsche Konjunktur (hier vor allem die Konsumnachfrage, die nicht exportabhängig ist) so relativ gut gehalten hat, weil a) natürlich die Arbeitslosigkeit nicht sprunghaft angestiegen ist, aber auch b) weil es keinen großen Vermögensschock in den mittleren Schichten gab. Die Halbierung des Dax hat keine dramatischen seismischen Wellen geschlagen wie etwa das Platzen der vorherigen Blase 2000.

Hier könnte man noch nachbohren… und die Fonds-Zahlen auch im Auge behalten (denn ganz geheuer ist mir die wachsende Aktien-Orientierung nicht)…

Die wichtigsten Daten hier per Screenshot, das komplette BVI-Dokument können sie hier [PDF] aufrufen.

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Quelle: BVI (beide Tabellen, Screeshot, Link zum Dokument s. oben)