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Update: Wo sollte die Fed Funds Rate liegen? Und der EZB-Leitzinssatz?

29. Oktober, 2008 · 5 Kommentare

Rechnen

Anschließend ein Beitrag aus dem Ressort “Makroökonomische Alchemie”

Einige von Ihnen werden sich an den Post erinnern (Wo sollte die Fed Funds Rate stehen?)… Es war vor ca. einem Jahr und wies auf die Methode des (namhaften) Ökonom Greg Mankiw hin, die “richtige” Fed Funds Rate (Leitzinssatz der US-Notenbank) zu ermitteln (die Methode en grosso modo lieferte recht gute Ergebnisse, siehe erster Link oben).

Die Formel ist wie folgt:

Federal funds rate = 8.5 + 1.4 (Core inflation – Unemployment)

Also, let’s do the math!

Federal funds rate = 8,5 + 1,4*(2,5 – 6,1) = 3,46 [%]

Aktuell hat sich Ben Bernanke für 1,5% (nach der Zinsentscheidung heute) 1% entschieden. Eine weitere Zinssenkung wird auch noch erwartet (uh, nicht mehr so sicher)! Die amerikanische Fed betreibt (nach der Greg-Mankiw-Methode) eine deutlich zu expansive Geldpolitik.

Natürlich bezieht sich die Formel nicht auf die Eurozone, aber wir erlauben uns hier die Übung:

EZB-Leitzinssatz = 8,5 + 1,4*(1,9 – 7,5) = 0,66 [%]

Ooops! Diesmal andersherum — die EZB ist zu restriktiv. Womöglich viel zu restriktiv?! Tendenziell, natürlich — der EZB-Leitzinssatz liegt aktuell bei 3,75%.

Also: In der Tendenz zu expansive vs. zu restriktive Geldpolitik. Der Euro sollte eigentlich steigen.

Zum Thema “Plötzlich aufwertender Dollar” setzt sich für mich die Meinung durch:

Die Hauptursache für den jüngsten Höhenflug der US-Währung sind “Rückabwicklungen” von früheren Carry-Trades und (kreditfinanzierten, wie sonst?) Investments (aus dem Dollar) in die Auslandsmärkte (hier auch stark in die Emerging Markets). Darüber hinaus das Zurückbesinnen der Marktteilnehmer, dass die USA (oh, Wunder!) doch ein “sicherer Hafen” sind als so manches Schwellenland (im Speziellen, was Staatsanleihen zum “Parken” von Kapital in den unsicheren Zeiten betrifft).

Der zweite Teil des Argumentes gilt kaum im Vergleich mit der Eurozone. Höchstens sind einige Abstriche wegen der kleineren Markttiefe zu machen.

Mit einem Wort: Der Dollar steigt wahrscheinlich aufgrund einer Umkehrung der Kapitalströme (im Zuge des großen Deleveraging-Prozesses). Eine Umkehrung dieses Trends in die Richtung der Zinsdifferenz (also Abwertung gegenüber dem Euro) könnte nachlassendes Deleveraging signalisieren (vor allem, wenn von Niveaus nahe an der Parität erfolgend — dort sind wir allerdings noch nicht angekommen).

Kategorien: Frontpage · Währungen · Zinsen

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5 Kommentare bis jetzt ↓

  • Olaf // 30. Okt, 2008

    Wie komplex die ganze Materie ist, sieht man auch gut an dem gewählten Bild. Die Quadratwurzel aus einer negativen Zahl ist im reellen Zahlenraum nicht lösbar. Aber die Ökonomen (besonders die “namhaften”) sind es ja gewohnt, mit komplexen Zahlen und imaginären Einheiten zu hantieren. ;-)

  • Olaf // 30. Okt, 2008

    Aber mal im Ernst. Ich denke, der Dollar steht momentan so gut da, weil den Tradern auf dieser Welt klar geworden ist, dass die Banken aller “entwickelten” Länder in dem Derivatesumpf stecken. Die Regierungen müssen weltweit frische Kohle ins System pumpen, das Wirtschaftsklima wird sich global abkühlen. Und im Zuge dieser Abkühlung wird die Europäische Wirtschaftszone noch tiefer in die Knie gehen, als die der USA. Also fällt der Euro gegen den Dollar.

  • Saviano // 30. Okt, 2008

    Bei allem Respekt ;-) — ich glaube nicht, dass die Ãœberlegungen um die Wirtschaftskraft (bzw. die Differenzen derer) der ausschlaggebende Punkt für die Dollar-Bewegung sind. Wer investiert jetzt (!) in “Wirtschaft”, sprich: Business? Im Moment flüchtet man eher vom Business (bzw. den “Wachstums-Chancen”).

    Die Zinsdifferenz spricht (besonders am kurzen Ende) für den Euro. Irgendwas überlagert aber dieses Argument. Ich glaube nicht, dies sind Konjunkturüberlegungen. Bleibt mir anzunehmen — (notgedrungenes) Deleveraging (ohne tieferes Nachdenken, was, wo, wann…).

  • Erik Stummer // 3. Nov, 2008

    Wie wäre es mit dem Gedanken, dass der Markt eine Rückabwicklung des Euro für möglich hält. Denn die Hilfspakete sind alle national gestrickt, also zählt die Stärke der Wirtschaft, die das Banken-Rettungspaket aushalten muss.

    Siehe die “explodierenden” Spreads zwischen Bundesanleihen und Staatsanleihen in der Peripherie (z.B. Griechenland, Italien…).

  • Saviano // 3. Nov, 2008

    Der Gedanke wurde hier im Blog kurz angerissen (bzw. auf die Kolumne von Wolfgang Münchau hingewiesen). Darin ist die Gefahr genau der “national gestrickten” Rettungspläne genannt, denn:

    …neben der Bankenkrise riskiert man in Europa auch eine Krise der Währungsunion. Ein Plan ist also dringend notwendig…

    Den Markt scheint es auch zu kümmern; total abwegig ist es nicht.

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