Der WSJ-Blog Real Time Economics zitiert einen aktuellen Bericht der Fed über die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen. In diesem survey wird zunächst einmal festgestellt, dass bei den Unternehmenskrediten bis jetzt keine Kreditverknappung bzw. restriktivere Kreditvergabe (auch nicht in Form gestiegener Zinsen ) evident ist. Die Finanzkrise drücke sich bisher “nur” in der Ausweitung der “commercial and industrial loan spreads” über die Feds Fund Rate (Leitzinssatz):
“The most direct evidence of credit tightening was the increase in commercial and industrial loan spreads over the fed funds rate, which increased to 2.37% points in November from 1.93% points in the previous survey. However, that move only brings the spread back to the level it was in 2005. Moreover, given the decline in fed funds, the actual cost of business borrowing moved down to 6.87% from 7.18% the previous quarter,†Mr. Feroli said.
Die Kreditverknappung bzw. die restriktive Vergabe von (Unternehmens-)Krediten gilt als einer der hauptsächlichen Faktoren bzw. “Wege”, wie sich die Kreditkrise massiv und negativ auf die reale Wirtschaft auswirken kann.
Es wäre doch mal richtig interessant, wenn es eine Kreditverknappung gäbe. Dann müssten sich die Unternehmen wieder mal auf die Grundwerte eines Unternehmens besinnen und überlegen, wie wirtschafte ich so effektiv, daß ich keine Kredite benötige!!
Der eigentliche Zweck eines Unternehmens ist es doch wohl Gewinne zu erwirtschaften, Rücklagen zu bilden und zu investieren, sowie Arbeitsplätze zu schaffen.
Leider sind die überbezahlten “Jungmanager” immer der Meinung, ein Unternehmen dient dazu, Schulden zu machen und die Arbeitnehmer auszunutzen.
Das ist aber ein recht konservatives Bild von “Unternehmensführung” — die Kredite sind nicht an sich schlecht, eher gut, aber natürlich nur dann, wenn sie sinnvoll genommen und genutzt werden.
Aber wie es auch immer “prinzipiell” aussehen soll, die Unternehmen und die Wirtschaft sind nun mal bereits verschuldet bzw. auf die Kredite und die (kurz- wie langfristige) Liquidität der Kapitalmärkte angewiesen, sodass eine Kredit- und Liquiditätsverknappung Konsequenzen haben werden.
@ egghat
Keine Frage – die Spreads liefern unangenehme Signale. Ich habe auch im Kommentar zur Fed-Aktion geschrieben, dass, als erstes, die Marktreaktion auch enttäuscht (die Wirkung für die Börse verpuffte ebenso am gleichen Tag).
Als zweites – völlig richtig – die Notenbanken kriegen es bereits seit knapp 6 Monaten nicht hin, die Liquiditätssituation bzw. den Geldmarkt zu beruhigen. Die Ausschläge bei den Spreads sprechen für sich. Das Vertrauen ist nicht da und im Inneren der Banken kann man einen gehörigen (materiellen) Druck vermuten.
Das sind keine guten Nachrichten für die Finanzmärkte, also auch für die “sensiblen” Aktienmärkte: “Kein Geld, keine Musik”. Daher kann man sich (vielleicht gleich zu Beginn des neuen Jahres) auf einige weitere negative Ãœberraschungen gefasst machen.
Trotzdem, und das muss auch gesagt werden, sind die absoluten Zinssätze in den USA (den Angaben oben zufolge) nicht gestiegen, also absolut gesehen haben sich die Finanzierungskosten c.p. nicht verschlechtert. Die Fed-Zinssenkungen haben praktisch genau das gemacht, sie haben insgesamt die Zinsen nach unten gedrückt. Im Gegensatz zur EZB, wie im Kommentar von Thomas Fricke beschrieben, die in der “Krisenzeit” die De-Facto-Zinsen ungünstiger werden ließ.
[...] Noch vor ein paar Tagen wiesen die offiziellen Statistiken der Fed keinen großen Rückgang der Kreditvergabe aus, doch die neuesten Indikationen (dass heißt auch diese Meldung von Wall Street Journal) deuten letztendlich auf eine Verknappung der Kreditierung hin. Das sollte sich als (die eigentliche) Bremse auf die Konjunktur auswirken. Der Ausmass der Kreditverknappung ist allerdings zu Zeit noch schwer abzuschätzen. [...]
Ich lese gerade einen Artikel von Ken Fisher, in dem er seinen mehrmals und an verschiedenen Stellen geäußerten Optimismus für die Weltkonjunktur und die Aktienbörsen noch einmal bekräftigt. Unter den ...
Das ist mittlerweile der Tenor und die Erwartung der Märkte (wie ich im letzten Beitrag erwähnt habe):
"Wir stehen kurz vor einer Eskalationsstufe, und es gibt nur noch einen Rettungsanker - ...
Ein sehr lesenswerter Artikel von Fabian Lindner bei Herdentrieb/ZEIT: Europa 2011 = Europa 1931.
Thomas Fricke argumentiert in die gleiche Richtung: Frau Merkel beendet den Aufschwung (FTD).
Und nochmal aus der Feder ...
Wieder mal ein Post ... war auch Zeit ...
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Das, was wir an den Börsen gesehen haben, ist schon ein ausgewachsener Aktiencrash, keine Frage. Ob die Märkte jetzt wieder überreagieren und die Kurse eigentlich wieder billig geworden sind, mag ...
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4 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 15. Dez, 2007
Gut, dass der Nachtrag noch kam.
Die tolle, konzertierte Aktion der internationalen Notenbanken ist komplett verpufft. Komplett.
Sehr interesssant …
Bye egghat
Wolfgang // 15. Dez, 2007
Es wäre doch mal richtig interessant, wenn es eine Kreditverknappung gäbe. Dann müssten sich die Unternehmen wieder mal auf die Grundwerte eines Unternehmens besinnen und überlegen, wie wirtschafte ich so effektiv, daß ich keine Kredite benötige!!
Der eigentliche Zweck eines Unternehmens ist es doch wohl Gewinne zu erwirtschaften, Rücklagen zu bilden und zu investieren, sowie Arbeitsplätze zu schaffen.
Leider sind die überbezahlten “Jungmanager” immer der Meinung, ein Unternehmen dient dazu, Schulden zu machen und die Arbeitnehmer auszunutzen.
Saviano // 15. Dez, 2007
@ Wolfgang
Das ist aber ein recht konservatives Bild von “Unternehmensführung” — die Kredite sind nicht an sich schlecht, eher gut, aber natürlich nur dann, wenn sie sinnvoll genommen und genutzt werden.
Aber wie es auch immer “prinzipiell” aussehen soll, die Unternehmen und die Wirtschaft sind nun mal bereits verschuldet bzw. auf die Kredite und die (kurz- wie langfristige) Liquidität der Kapitalmärkte angewiesen, sodass eine Kredit- und Liquiditätsverknappung Konsequenzen haben werden.
@ egghat
Keine Frage – die Spreads liefern unangenehme Signale. Ich habe auch im Kommentar zur Fed-Aktion geschrieben, dass, als erstes, die Marktreaktion auch enttäuscht (die Wirkung für die Börse verpuffte ebenso am gleichen Tag).
Als zweites – völlig richtig – die Notenbanken kriegen es bereits seit knapp 6 Monaten nicht hin, die Liquiditätssituation bzw. den Geldmarkt zu beruhigen. Die Ausschläge bei den Spreads sprechen für sich. Das Vertrauen ist nicht da und im Inneren der Banken kann man einen gehörigen (materiellen) Druck vermuten.
Das sind keine guten Nachrichten für die Finanzmärkte, also auch für die “sensiblen” Aktienmärkte: “Kein Geld, keine Musik”. Daher kann man sich (vielleicht gleich zu Beginn des neuen Jahres) auf einige weitere negative Ãœberraschungen gefasst machen.
Trotzdem, und das muss auch gesagt werden, sind die absoluten Zinssätze in den USA (den Angaben oben zufolge) nicht gestiegen, also absolut gesehen haben sich die Finanzierungskosten c.p. nicht verschlechtert. Die Fed-Zinssenkungen haben praktisch genau das gemacht, sie haben insgesamt die Zinsen nach unten gedrückt. Im Gegensatz zur EZB, wie im Kommentar von Thomas Fricke beschrieben, die in der “Krisenzeit” die De-Facto-Zinsen ungünstiger werden ließ.
Auch für Hedge Funds sind die Kredite knapper geworden • Börsennotizbuch // 29. Dez, 2007
[...] Noch vor ein paar Tagen wiesen die offiziellen Statistiken der Fed keinen großen Rückgang der Kreditvergabe aus, doch die neuesten Indikationen (dass heißt auch diese Meldung von Wall Street Journal) deuten letztendlich auf eine Verknappung der Kreditierung hin. Das sollte sich als (die eigentliche) Bremse auf die Konjunktur auswirken. Der Ausmass der Kreditverknappung ist allerdings zu Zeit noch schwer abzuschätzen. [...]
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