Die Inflation in den USA ist erneut gestiegen: Der Index der Verbraucherinflation (consumer price index, CPI) stieg im Januar um 0,4% gegenüber dem Vormonat und um 4,3% gegenüber dem Vorjahresmonat. Für die Kerninflationsrate (core inflation) sind die entsprechenden Zahlen 0,3% und 2,5%. Diese Raten liegen etwas über die Erwartungen der Analysten.
Im Real Time Economics Blog des Wall Street Journal werden einige Statements von “Wirtschaftsexperten” ge-highlighted, die insgesamt auf “wenig Risiko” für eine noch weiter und gefährlich steigende Inflation hinauslaufen. Kann man zur Kenntnis nehmen… (wohl angebrachte Zweifel bleiben).
Trotzdem, es wird von einigen erwartet, dass ein (wahrscheinlicher) Rückgang der Inflation im Zuge einer schwächeren (bzw. regelrecht schwachen) Konjunktur unter Umständen etwas Zeit in Anspruch nehmen kann (sprich: wir können noch einige Monate in einem inflationären Umfeld verbrigen, bevor hier Entspannung zu spüren ist). Also scheine der Spielraum der Fed, die Zinsen viel weiter zu senken, jetzt noch weiter beschränkt.
Dennoch erwartet Wall Street auch im März eine Zinssenkung. Und insgesamt wohl eine (nicht übermäßige, aber immerhin) Inflationierung (die auch einige Schuldenprobleme – für die Schuldner – entschärfen soll).
(Ich habe bereits ein paar Worte zu der Inflationierung geschrieben, die die Fed zur Zeit zulässt.)
Dazu ein paar lose Gedanken:
Eine Inflationierung verursacht in der Regel ein Anstieg von Assetpreisen. Gewöhnlich sind dies die Assetklassen, die im (laufenden, ablaufenden?) Zyklus unterbewertet geblieben sind. Eine ähnliche Inflationierungspolitik hat Alan Greenspan in den Jahren 2001-2004 betrieben, die ich – trotz so viel Kritik – für letztendlich richtig halte (aber jetzt diskutieren wir nicht, ob richtig oder nicht).
Der damalige Abschwungszyklus nahm seinen Anfang auch an den Finanzmärkten — nach dem Platzen der großen Börsenblase, die primär im Technologiesektor stattfand. Die Akten litten entsprechend am meisten und konnten lange, sehr lange auch durch massive Zinssenkungen nicht aufgehalten werden.
Aber Assetklassen wie Immobilien, Rohstoffe oder natürlich der riesige Markt der Festverzinslichen (insb. Staatsanleihen) fingen an (gerade ab dem Moment der Zinssenkungen ganz besonders) zu steigen.
Jetzt, wenn wir glauben, wieder eine Inflationierungspolitik zu erkennen, stellt sich die Frage, welche Assetklassen unterbewertet und (als zusätzliche Bedingung) groß genug für die internationalen Kapitalströme sind?
Die Immobilien (in den USA, weite Teile Europas) sind es nicht, da sind wir uns wohl einig.
Die Anleihen sind mir zu teuer — schauen Sie sich die Zahlen zu der Inflation oben an und die aktuelle Rendite 2-, 5- oder 10-jähriger Staatsanleihen. Die Unternehmensanleihen können Sie auch nehmen (Umlaufrendite Deutschland, heute, laut Onvista: 3,84 %). Und wir sprechen von Inflationierung, d.h. die Fed wird eine im Zweifel höhere Inflation zulassen, um eine Rezession zu vermeiden! (Hier natürlich: Bei einer Rezession, vielmehr bei einer starker Rezession, wird die Inflation wahrscheinlich schnell verschwinden).
Ausweichen kann man etwa in die Anleihen der Emerging Markets. Aber das ist auch so eine Geschichte…
(Die Rohstoffe und Metalle halte ich für zu enge Märkte)
Ich bin nicht sicher, ob ich da eine stichhaltige Auswahl der Alternativen aufliste… Ach, ja — die Aktien! Sind sie überbewertet? Hm… eher nicht.
4 Kommentare bis jetzt ↓
Die Inflationsdaten, USA für Januar, CPI +4,3% • Börsennotizbuch // 21. Feb, 2008
[...] Ein kleiner Kommentar von mir: Inflation und Inflationierung. [...]
Saviano // 24. Feb, 2008
Zum Thema “Inflationierung”, oder anders gesagt: “Wie wirkt sich Inflation auf die Aktienpreise” gibt es eine kleine Berechnung im Blog Crossing Wall Street: How Does Inflation Impact Stock Prices?
Die vorgestellte Grafik ist etwas “kryptisch”, aber das Ergebnis liest sich verständlicher:
Ich habe ähnliche Gedanken im Beitrag “Inflation ist für die Aktien günstig” geäußert. Mit einem Wort: die Inflation, die wir jetzt sehen, ist zwar unangenehm hoch, aber gegeben (bereitwilliger) Zurückhaltung der Fed, wirkt sie – meiner Meinung nach – im Moment sogar unterstützend für die Börse. Nichtsdestotrotz ein “Kollaps” bei den festverzinslichen (d.h. steiler Anstieg der Renditen im langfristigen Bereich, wie Olaf in einem Kommentar in Aussicht stellt), wäre kurzfristig sehr negativ für die Aktien (Stichwort: Konkurrenz der Anlagearten).
Markteinschätzung der Vermögensverwaltung Mack & Weise • Börsennotizbuch // 3. Mrz, 2008
[...] geht stark in die Richtung, die ich hier geäußert habe: Inflation und Inflationierung (aber bei mir [...]
Die Inflation bleibt wohl der Schlüssel • Börsennotizbuch // 8. Mai, 2008
[...] der einen Seite sieht man die Fed das System inflationieren, was eigentlich einen Auftrieb für alle Sachwerte bedeutet, inklusive der [...]
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