Prof. Dr. Max Otte schreibt mit einer (gesunden) Skepsis über die Börsen. Die Aktienentwicklung hat er in den letzten Jahren nicht schlecht analysiert und prognostiziert. Insgesamt blieb er die ganze Zeit etwas zurückhaltend, aber wenn man bedenkt, dass er grundsätzlich einen Bottom-up-Ansatz verfolgt, hatte er entsprechend wohl gut platzierte Empfehlungen.
Ich bin generell Anhänger der Top-Down-Analyse der Aktienmärkte. Also: erstmal die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für die Aktien im allgemeinen studieren und dann, falls der Urteil positiv ausfällt, überlegen, welche einzelnen Werte die besten Chancen bieten.
Und mit Sicht auf das allgemeine Aktien-Umfeld sieht Herr Otte magere Börsen-Jahre auf uns zukommen:
Seit 1982 beträgt die durchschnittliche Rendite der Aktienmärkte deutlich über 10%. Das wird nicht immer so bleiben. Die Jahre von 2000 bis 2003 waren ein reinigendes Gewitter. Jetzt steht der DAX bereits bei 7100 Punkten. Das ist der höchste Stand seit Ende 2000. .
Wer jetzt noch kein halbwegs angemessenes Polster hat, für den wird es schwierig werden. Die nächsten Jahre können nicht mehr so fett sein wie die Jahre seit 1982. Sicher, es wird immer unterbewertete Aktien geben, aber Sie werden unverhältnismäßig viel mehr Mühe aufwenden müssen, diese zu finden. .
Sieben fette Jahre, sieben magere Jahre
Aber warum eigentlich nicht? Ist das Argument “zu lange lief es gut, jetzt muss es schlecht laufen” ausreichend? Zumal: was heißt gut? Und kann man es auf Perioden von über 20 Jahren anwenden?
Als Ausgangspunkt der Berechnung gerade den Anfang einer der – was wahr ist, ist wahr – größten Haussen der Geschichte zu wählen, ist leicht “manipulativ”. Wenn man eine noch längere Periode nimmt, sinkt die durchschnittliche “Jahresrendite” der großen Indizes auf etwa 7 bis 8 Prozent. Es ist wahr – die letzten 25 Jahre waren ziemlich gut für die Börse, überdurchschnittlich gut. In diesen Jahren haben wir aber auch eine der größten Baissen der Geschichte erlebt.
Sollen wir jetzt von mageren Börsen-Jahren für die Zukunft ausgehen?
Für solche langfristigen Prognosen verlassen wir zwangsläufig auch den “spekulativen” Bereich. Hier dürfte die wirtschaftliche Entwicklung ausschlaggebend sein, die wiederum langfristig mit der politischen und der gesellschaftlichen eng verbunden ist. Und zwar bezogen auf die Weltwirtschaft (Stichwort: Globalisierung).
Wenn man auf die überdurchschnittlichen letzten 25 Jahre verweist, sollte man auch auf eine insgesamt sehr erfreuliche und überdurchschnittlich erfolgreiche Periode der Weltwirtschaft hinweisen. Und – wie gesagt – in den letzten 25 Jahren haben wir auch grundlegende, große politische Veränderungen erlebt, die sich auch in mehr Wirtschaftsleistung und letztendlich mehr Wohlstand ausgewirkt haben (global!). Da ist es irgendwie logisch, dass auch die Aktienmärkte dieses “Mehr” durch eine überdurchschnittliche Rendite honorierten. Bei Perioden von 25 Jahren fallen schließlich die spekulativen Preisverschiebungen (insbesondere bei solchen “reinigenden Gewittern” wie die geplatzte dot-com-Blase) viel weniger bzw. kaum ins Gewicht.
Wenn man also nun “magere Jahre” voraussagt, unterstellt man ein langsameres Wachstumstempo der Weltwirtschaft, politische Rückschritte oder andere Hindernisse. Das ist durchaus legitim, müsste aber verargumentiert werden. Hier bin ich anderer Meinung: ich sehe die Welt auf gutem Weg und womöglich auch noch dynamischer als in den letzten beiden Jahrzehnten.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Blasen aus “alten Tagen” • Börsennotizbuch // 11. Mrz, 2010
[...] 7-Jahres-Zyklen an der Börse … Prof. Max Otte über bevorstehende magere Jahre an den Aktienmärkten. Ich weigere mich gänzlich zuzustimmen, stecke jedoch in einer mittlerweile ungünstigeren Argumentationssituation (Fette und magere Börsen-Jahre). [...]
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