Ganz kurz mal zwischendurch: Der Boden könnte nah sein.
Die Börsen (und nicht nur die Aktienbörsen) haben die “Gewohnheit”, in einem Moment der Abwärtsbewegung (des Bear Markets, der Hausse), wenn die Bedingungen auf einmal und gleichzeitig besonders schlimm kommen, in sog. Sell-Offs zu kulminieren.
Ich weiß nicht, ob wir jetzt einen richtigen Sell-Off sehen, ob dies der finale Absturz ist. Ich mache auch nicht den Versuch, die nächste Woche zu prognostizieren.
Man kann aber merken, dass die Bedinungen ziemlich synchron ziemlich schlecht geworden sind: die Liquidität fehlt, die US-Wirtschaft wird nun fast unisono in einer Rezession gesehen, die Kreditkrise (vor allem die Kreditkrise!) läßt Banken stürzen und Hedge Fonds ihre Margin Calls ungewollt ausführen. Und das Sentiment (bis jetzt nicht dramatisch schlimm) kippt schon. Die Investoren wissen nicht so recht, was sie einpreisen sollen; sie verkaufen und gehen eiligst in die Sicherheit bei äußerst niedrigen Zinsen. Aber dies ist jetzt – offensichtlich – egal, da sonstwo nicht etwa durch die Inflation verursachte Entwertung (im Bereich von ca. 1%-3% real, nominell natürlich im Plus), sondern richtig fette Verluste drohen.
Vieles deutet für mich also auf eine Kulmination hin. Natürlich, wenn’s schief läuft, wenn der Wall-Street-Motor so heftig stottert, dann kann es diese Woche oder die nächste oder die übernächste immer noch schlimmer kommen. Aber die Zeichen stehen schon langsam deutlicher (viel deutlicher mit jedem Tag) auf “antizyklisch”. Leider passiert es Antizyklikern häufig, zu früh ein- oder auszusteigen. Langfristig ist jedoch ein Zufrüh oder Zuspät, welche sich zum Beispiel in den nächsten Tagen und Wochen ganz mies anfühlen können (und ganz rot aussehen), häufig nebensächlich. Ich möchte hierzu aus dem Wall Street Journal von heute zitieren:
Financial crises don’t end until something gets broken. From the evidence of Friday, it looks like the something in question is going to be Bear Stearns.
[...]
Like many contrarians, I tend to call market turns early. I was certainly early in some of my bearish calls on certain overinflated assets, like housing, in recent years. Markets tend to overshoot in both directions.
But if you are trying to save college funds for your 8-year-old, or to retire in 20 years’ time, that’s a detail.
Large-cap U.S. growth stocks are, on the whole, looking like a pretty reasonable value right now, and if you are investing for the longer term, instead of chasing next week’s stock performance, that’s positive.
[...]
The worse the situation now, the more the federal government will have to step in to provide liquidity. And that can mean only one thing for inflation.
The big losers over time won’t be those holding equities, which after all offer some hedge against inflation. It will be anyone rushing into Treasurys.
Brett Arends, Is Bear’s Woe a Good Sign for the Market?
4 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 17. Mrz, 2008
Bist du überhaupt mal ausgestiegen?
Deine Kommentare sind immer so positiv …
OK, meine Kommentare sind auch immer so negativ und ich bin 3/4 investiert …
Bye egghat
Saviano // 17. Mrz, 2008
Ich habe seit sehr lange (jetzt schon seit mehr als einem Jahr) nichts mehr gekauft; ich hatte einiges an Hebelpapieren, die ich einfach laufen ließ und habe zwischen Mai-Juli einige Hebels reduziert. Sonst bin ich nicht ausgestiegen (außer einige Positionen, die ich aus persönlichen Gründen auflösen musste — das zählt aber nicht, weil ich es nicht so wollte).
egghat // 17. Mrz, 2008
Ich war ja auch mindestens zu 50% investiert, mein “Exposure” war aber viel geringer, weil Silber ein Hedge ist und Primacom und Hypovereinsbank Abfindungsspekulationen, die vom Markt ziemlich unabhängig sein sollten (in der Theorie).
MT // 18. Mrz, 2008
Träumt nur weiter vom Boden!
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