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Börsennotizbuch

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Feuer! JP Morgan kauft Bear Stearns für 236 Mio. Dollar

17. März, 2008 · 2 Kommentare

Oho, das Wochenende war bewegt, und die Woche startet richtig schwungvoll. Leider in die schlechte Richtung.

Erstmal waren die Gerüchte um Bear Stearns alles andere als Fantasiegespinste. Die US-Investmentbank ist derart angeschlagen, dass sie für einen (lächerlichen) Preis von 236 Mio. Dollar von JP Morgan übernommen wird:

JP Morgan werde für die Übernahme von Bear Stearns rund 2 $ je Aktie zahlen, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Montag mit. Am Freitag hatte das Bear-Stearns-Papier den Handel bei einem Kurs von 30,85 $ beendet. Damit hat JP Morgan die Investmentbank für nur 236 Mio. $ gekauft. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Übernahme mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Mrd. $ abgesichert. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen hätten dem Vorschlag zugestimmt.

FTD.de, JP Morgan kauft Bear Stearns weit unter Marktpreis

Die Fed besichert also den Deal. Und nicht nur so versuchen die US-Notenbanker die Lage in den Griff zu bekommen: Sie mussten extra Wochenendarbeit leisten und die Liquiditätsmassnahmen ausweiten: Federal Reserve announces two initiatives designed to bolster market liquidity and promote orderly market functioning.

Es brennt! Jetzt haben wir die erste Großbank (und zwar mit einem Weltnamen), die aufgrund der Kreditkrise aus dem Markt verschwindet!

Wie im Fed-Annoncement genannt, wird auch der Diskontsatz (der Satz, zu dem sich Banken bei der Fed Liquidität verschaffen können) um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25% gesenkt. “Auf diese Weise will die Notenbank befürchteten Panikreaktionen an den Finanzmärkten am Montag entgegenwirken” (FTD). Nun die Panik ist da – der Dax ist Tief im Minus (Siemens - warum eigentlich Siemens? – verliert über 13%; sonst belegen die Banken dicht beieinander die Verliererplätze heute, Verluste von ca. 5% bis 8%). Schon panikartig, muss man sagen.

Am Markt wird darüber spekuliert, ob morgen eine 75-Basispunkt- oder gleich eine 100-Basispunkt-Zinssenkung folgt (Fed). Es wird turbulent.

Aber Wo bleibt die EZB? fragt Robert von Heusinger (auch er hat das Wochenende fern von der Börse verbracht). Warum tut man so, als ob uns die Krise gar nichts angeht? Wird der Ernst der Lage nicht erkannt? Kann man ruhig auf das Inflationsziel hinweisen, wenn Großbanken taumeln, die Finanzmärkte sich hartnäckig weigern, vernünftig zu funktionieren, und der Euro in luftigen Höhen schwebt? Von Heusinger glaubt, “die Herrschaften” von der EZB werden endlich reagieren:

Doch jetzt muss ich mal wieder wetten: Bis zum Abend des 10. April, dem Tag an dem sich der ECB Rat zum nächsten regulären Zinsentscheid trifft, werden wir eine Zinssenkung und/oder Interventionen gegen den festen Euro erleben. Mein Gefühl sagt mir, das alles passiert in den nächsten 20 Stunden. Aber die EZB ist behäbig.

Doch die aktuelle Zuspitzung der Krise gibt der EZB die einmalige Chance halbwegs erhobenen Hauptes die brutale Kehrtwendung verkünden zu können. Sie käme eh und zwar rascher als es sich die Herren EZB-Räte heute noch vorstellen können.

Uff! Spannende Wochen. Bleiben Sie dran!

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • egghat // 17. Mrz, 2008

    Immer dran denken: “Es gibt keine Kreditkrise!” (Ken Fisher).

    ROTFL.

    Bye egghat.

  • Saviano // 17. Mrz, 2008

    Ich wusste, dass das kommt… Nun, ja, jetzt bleibt, dass alles auch noch wie die Great Depression wird… Brr… Nein, nein … der Boden ist nah. Ich habe ja gesagt, noch gibt es (gab es) keine Panik oder Pessimismus im Markt, aber wir nähern uns mit großen Schritten. Heute war schon ein “riesiger Schritt für die (Börsen-)Menschheit”… ;-)

    (Für die Leser, denen nicht alle Internet-Abkürzungen geläufig sind — ich kannte die auch nicht: ROTFL = “Rolling On The Floor Laughing” – “Lachend auf dem Boden kringelnd”).

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