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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Ein paar Gedanken zur aktuellen Lage an der Börse

23. Mai, 2006 ·

Und jetzt auch ein paar Worte von mir.

Endlich – muss man sagen – haben sich die ganzen „Runter vom Gas“, „Etwas Vorsicht könnte nicht schaden“ und so weiter „ausbezahlt“. Die Korrektur habe ich – wie manch anderer Kommentator, den ich beachte – etwas früher erwartet, und sehe sie immer noch als eine ganz gesunde Erscheinung auf dem Weg nach oben an. Es ist nicht gerade lustig, sich vorzustellen, wie aggressivere Portfolios auf den Kursrutsch reagiert haben dürfen.

Wenn ich auf die Entwicklung auf einigen Emerging Markets (deswegen mein Posting von vorher über die indische Börse) schaue, fühle ich mich – obwohl zugegeben noch nicht ganz – schon etwas bestätigt, dass diese heißeren Märkte höhere Gefahren bergen.

Die Märkte, heißt es, haben auf die Inflations- und Zinserhöhungsgefahren reagiert. Diese Art von „hektischem Aktionismus“ (den Begriff leihe ich mir nicht umsonst aus der politischen Szene aus) ist bekannt und berüchtigt an den Finanzmärkten. Als ob sich kein vernünftiger Investor und Spekulant nicht ohnehin die ganze Zeit Gedanken macht über Zinsen und Inflationsaussichten. Zumindest hier im Blog wurde das Thema so häufig angesprochen, dass es mir irgendwann fast peinlich wurde.

Auf jeden Fall können die jüngsten Ereignisse meine Position nicht beeinflussen (zumindest noch nicht). Es wird keine (übermäßige) Inflation geben. Das glaube ich relativ fest. Die globale Konkurrenz, fast beispiellose Produktivitätssteigerungen und Möglichkeiten für immer bessere Allokation von Kapital und Arbeit werden die inflationären Tendenzen fest im Griff haben. Daran hat sich nichts geändert.

Vielleicht überflüssig, aber wichtig, zu erwähnen: die Aktien leiden nicht unter Inflation. Die Aktienkurse werden im Prinzip durch die Inflation begünstigt – sie sollten wachsen und die Geldentwertung reflektieren. Die Aktien leiden unter den Maßnahmen, die die Zentralbanken gegen die Inflation ergreifen, d.h. unter dem Einfluss der (risikolosen) Zinsen.

Die Rendite der Festverzinslichen ist die gefährliche Alternative zum Aktieninvestment. Dabei ist die reale Rendite besonders wichtig. Im Moment ist die reale Rendite für die Festverzinslichen noch nicht attraktiv genug, um vor dem Hintergrund der Gewinnentwicklung und Bewertung der Aktien die Lage an der Börse wesentlich mehr zu verschärfen.

Aber – und da muss ich eine kleine Warnung aussprechen – falls die Fed (denn um USA dreht sich alles) weiterhin entschieden gegen die Inflation vorgeht, kann für eine gewisse Zeit die Situation entstehen, in der die Dollar-Zinsen hochgeschraubt werden (worden sind) bei gleichzeitig abkühlender Inflation. Das letzte wegen der verzögerten Zinseffekte, Verlangsamung der Konjunktur, eventuellen Absinkens der Immobilienpreise (mit allen Konsequenzen, die ich aber im Moment nicht überschätzen würde) und – hoffentlich doch in diesem Zuge – fallender Rohstoffpreise. In einer solchen Situation können temporär die realen Zinsen relativ stark ansteigen und Liquidität von der Börse (und der Wirtschaft) abschöpfen. Dies würde ein Szenario – je nach dem wie schnell und ob die Entwicklung solchen Gang nimmt – für eine einige Monate andauernden Konsolidierung.

Nur zum Verständnis – ich glaube, dass die Börsen mögliche weitere Turbolenzen gut überstehen können/werden und dass aktuell oder in den kommende Monaten die Kurse günstige Kaufniveaus bilden (werden).

Also warte ich jetzt auf einige (weiteren) Bestätigungen – oder Nicht-Bestätigungen, – die eventuelle Aufschlüsse über die technische Verfassung und Aussichten der Aktien liefern könnten:

Die US-Indizes werden sich deutlich stabiler verhalten als die europäischen, die wiederum stabiler als die Emerging Markets sein dürften.

Aus den Rohstoffen sollte schon langsam Luft entweichen. Insbesondere wenn sich die Wirtschaft abzukühlen droht.

Die Zinsen sollten lieber nicht weiter steigen und die Inflationsdaten keine besonderen Abweichungen nach oben zeigen. Kurzfristige Ausreißer (nach oben) dürften auf die nervösen Märkte schlecht ankommen.

Der Dollar – aber da bin ich mir weniger sicher – könnte bei fortgeschrittener Entwicklung in diesem Sinne „überraschender“ Stärke zeigen.

Wir werden sehen.

Kategorien: Analysen · Inflation · Rohstoffe · Wirtschaftsdaten

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