Börsennotizbuch

Die Konjunkturerwartungen für Deutschland sind nach der aktuellen Umfrage des ZEW im Juli erheblich gefallen. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen sank um 11,5 Punkte auf minus 63,9 Punkte (Vormonat: minus 52,4 Punkte). Damit liegt er weiterhin sehr deutlich unter seinem historischen Mittelwert von 28,8 Punkten.

Der niedrige Stand der Konjunkturerwartungen spiegelt die erhöhten weltweiten Konjunkturrisiken wider. Der hohe Ölpreis, der starke Euro, die Krise in den USA, die Leitzinserhöhung der EZB und eine schwache inländische Konsumnachfrage dürften die deutschen Unternehmen in den kommenden sechs Monaten belasten. Das schwierige Umfeld zeigt sich unter anderem in den wiederholt rückläufigen Auftragseingängen der Unternehmen. Angesichts des Auftragseinbruchs beim bislang starken Maschinenbau sind die Erwartungen der Experten nun auch für diese Branche deutlich gefallen.

Zew.de, Pressemitteilung, ZEW-Konjunkturerwartungen – Abwärtsbewegung hält an

Eigentlich präsentieren uns die Medien solche Daten viel zu selten im langfristigen Verlauf. Um uns einen besseren Überblick zu verschaffen und die heutigen Zahlen genauer einordnen zu können, habe ich die Ergebnisse der ZEW-Konjunkturerwartungen und die ZEW-Beurteilung der aktuellen Lage (dies wird auch erhoben) seit Dezember 1991 in den folgenden Grafiken erfasst (Datenquelle: ZEW historische Datenreihe):

ZEW-Konjunkturerwartungen

Ich habe einige markantere Punkte im Verlauf markiert. Der letzte Stand vom Juli 2008 ist – diesen Daten zufolge – der tiefste seit 1991. Vergleichbar düster waren die Erwartungen lediglich im Dezember 1992 (-62,2).

Eine interessante Beobachtung liefert die Aufeinanderlegung von Konjunkturerwartungen und DAX: Während die Hoch- und Tiefpunkte früherer Zyklen relativ dicht beieinander lagen (zumindest in der Tendenz), zeichnet sich der letzte Bullenmarkt an der Börse auch dadurch aus, dass er bei ungewöhnlich schlechten ZEW-Erwartungen verlief. Die Unternehmer schauten noch seit Anfang 2006 gar nicht optimistisch in die Zukunft. Eigentlich untypisch und für mich eine zusätzliche Indikation dafür, dass die Aktienmärkte nur relativ faire Bewertungen erreicht haben dürften, selbst bei den Höchsständen von vor einem Jahr oder so… (die scharfe Korrektur, ja Bärenmarkt, die wir erleben, konnte dies freilich nicht verhindern…).

Und der Vollständigkeit halber:

ZEW-Beurteilung der aktuellen Lage