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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Riskiken sind noch außerhalb der Börse

27. November, 2005 ·

Am Anfang dieses Jahres habe ich mir folgendes notiert:
Ich erwarte starkes Anziehen der Kurse, denn alles spricht für Unterbewertung, stabile technische Verfassung des Marktes und zudem noch stabile wirtschaftliche Entwicklung (international und daher auch für die deutschen Unternehmen, die bereits seit langem breit international aufgestellt sind und daher nicht (mehr) so stark von der deutschen Innenkonjunktur abhängig sind).

Dass sich Konjunktur und Börse nicht parallel entwickeln, muss hier auch mal gesagt werden, damit nicht der Eindruck entsteht, dass dieser etwas komplizierter und manchmal sogar gegenläufiger Zusammenhang übersehen wird.

Wenn Risiken bestehen – habe ich damals geschrieben – so sind diese “außerhalb” der Börse, vielleicht in der Wirtschaft, der Politik, auf anderen Märkten (z.B. Rohstoffmärkten) etc. Wenn da irgendwas schiefläuft, werden wr es bestimmt auch an der Börse spüren. Aber dies ist nicht so gefährlich, weil eben – nach meiner Ãœberlegung – das Bewertungsniveau (inkl. Zinsniveau) und die sonstigen technischen und psychologischen Faktoren auf einem relativ festen Boden aufgestellt sind: ohne übertriebene Risikopositionen, übertriebene Spekulation, ohne Illusionen…

Mögen die Risiken in der wirtschaftlichen Entwicklung stecken, in Gefahren vom Terrorismus oder sonstwas, solange sie nicht “in den Aktien drin” sind, ist nichts so gefährlich. Jeder hat bereits die Beobachtung gemacht, dass sich bei den konjunkturellen Zyklen um wenige Prozentpunkte Wachstum oder Rückgang handelt; bei den Gewinnen und sonstigen Unternehmenszahlen übertragen sich diese Schwankungen in (sagen wir) eine Größenordung höher; an den Aktienbörsen aber ist die (entsprechende) Volatilität um noch ein vielfaches stärker. Wenn nur die fundamentalen Daten zählen würden und die Bewertung der Unternehmen einigermassen konsequent, rational und nachvollziehbar ermittelt würde, dann dürften (logischerweise) die Kurse auch nicht so stark schwanken. Aber die Börsen unterliegen etwas anderer Gesetzmäßigkeiten. Sie laden sich häufig mit Illusionen oder Skepsis, mit Emotionen und auch technischen Faktoren auf, unter deren Einfluß die Volatilität unverhältnismäßig zu den unterliegenden Daten in die Höhe steigt.

- – -
Dies alles würde ich auch heute noch “unterschreiben”. Die ganz große Bewegung ist so nicht gekommen, wie ich sie erwartet habe, aber ist ja noch einige Zeit bis zum Ende des Jahres (und außerdem finde ich es komisch sich zu sehr an Kalenderjahren festzuhalten).
Ein bisschen mehr Vertrauen hat sich allerdings aufgebaut – und kein Wunder nachdem wir schon einige Male Perioden der Schwäche und Sorgen doch mit neuen Hochs überwunden haben. Langsam fassen auch die Unentschloßenen Vertrauen. Trotzdem: kann sein, dass ich nicht rechnen kann oder etwas Großes übersehe, aber in den Kursen kann ich kein bisschen Wachstum eingepreist sehen. Daher sage ich, mag sich die Weltwirtschaft (und speziell USA) abkühlen, an den Börsen werden wir es sicherlich zu spüren bekommen, aber viel Luft ist in den Kursen meiner Meinung nach nicht drin; damit wir viel fallen, sollte schon was Gewaltigeres kommen, als Abkühlung. Dieses Risko kann man eingehen.

Kategorien: Analysen · Gesamtmarkt · Prognosen · Sentiment · Unternehmen · Wirtschaftsdaten · Zinsen

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