Im FTD-Blog “Wirtschaftswunder” ist ein interessanter Beitrag vom Harvard-Ökonom Lawrence Summers in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Er behandelt die aktuellen Probleme der Konjunktur und die passenden wirtschaftspolitischen Antworten darauf. Tenor: auch bei der Konjunkturpolitik darf man nicht in den “Rückspiegel” schauen und schon begangene Fehler unbedingt “rückwirkend” beseitigen wollen. Vielmehr muss der Blick auf die Zukunft gerichtet sein.
Der Anfang ist in Einigem “bezeichnend”:
Vor drei Monaten habe ich an dieser Stelle geschrieben, dass wir ökonomisch nichts zu fürchten haben außer einen Mangel an Furcht. Das stimmt mittlerweile nicht mehr.
Angesichts klarer Belege für eine Krise im Subprime-Segment – dem Geschäft mit Kunden niedriger Bonität – am US-Immobilienmarkt, angesichts der Gefahr, dass sich diese Krise auf andere Kreditmärkte ausbreitet, angesichts des deutlichen Anstiegs der Marktvolatilität, angesichts der Erinnerungen daran, wie fragil das weltweite Carry-Trade-Geschäft ist, und angesichts der Hinweise auf eine Verlangsamung des Wachstums der Weltwirtschaft fehlt es heute nicht mehr an Besorgnis.
Lawrence Summers – Risiken des Rückspiegels
An Besorgnis mangelt es erstmal nicht…
Die Frage, der Summers weiter nachgeht, ist, wie die Politik auf die – eventuellen oder realen – Risiken bzw. Probleme reagieren soll. Als Beispiel kann die Hypotheken-Krise in den USA genommen werden. Hier wurden vermutlich Fehler gemacht (oder zumindest kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von Fehlentwicklungen sprechen) – die Vergabe der Hypothekenkredite war sicherlich zu lasch, worauf wir jetzt eine Problemsituation vorfinden. Die Zahlungsschwierigkeiten der Hypothekenanbieter, die Zahlungsausfälle und Zwangsversteigerungen bei den Kreditnehmern resultierten bereits in viel restriktivere Kreditvergabe-Maßnahmen bei den Banken. Aber wahrscheinlich ist dies eine prozyklische Reaktion, die in der aktuellen Situation nicht unbedingt helfen, vielleicht sogar schaden kann. Ähnlich verhält es sich mit dem Versuch, das Leistungsbilanzdefizit in einer konjunkturell unsicheren Phase unbedingt reduzieren zu wollen:
Diejenigen im Rest der Welt, die darauf beharrt haben, dass die USA im Interesse der Weltwirtschaft mehr sparen und ihr Leistungsbilanzdefizit verringern müssen, sollten sich davor fürchten, dass ihr Wunsch schneller als gedacht in Erfüllung geht. Gleiches gilt für diejenigen in den USA, die darauf bestehen, dass andere Länder nicht länger den Wechselkurs ihrer Währungen künstlich drücken, indem sie Dollar-Werte kaufen. Mittelfristig ist eine Korrektur der amerikanischen Leistungsbilanz zwingend notwendig, aber der Versuch, eine solche Anpassung in Zeiten einer konjunkturellen Abschwächung rasch zu erzwingen, könnte aus einer weichen Landung einen harten Aufprall machen.
Der ganze Artikel ist lesenswert und plädiert für eine stimulierende Geldpolitik der Fed.
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