Börsennotizbuch

An der Börse gilt nur eins: Angebot und Nachfrage. Die Nachrichten, die Unternehmensgewinne, die makroökonomischen Daten — das alles ist eigentlich nachrangig bzw. beeinflusst nur mittelbar den einzig relevanten Mechanismus – eben den von Angebot und Nachfrage.

Das heißt natürlich nicht, dass diese Daten unwichtig wären – sie sind sehr wichtig, – aber den Kurs an der Tafel bewegen nur die tatsächlichen Transaktionen. Und dabei spielen auch Faktoren eine Rolle, die ich nicht unbedingt “news-getrieben” nennen würde.

Zum Beispiel kann das Angebot dadurch nachlassen, dass die Aktienbesitzer eine bereits niedrige Aktienquote erreicht haben und/oder sonst nicht (mehr) unter Liquiditätsdruck stehen.

Ich bin der Meinung, dass ein Großteil des Ausverkaufs darauf zurückzuführen ist, dass große institutionelle Investoren, ihre Aktienpositionen hektisch reduzieren wollten/mussten: Einerseits, um das Konjunkturrisiko zu berücksichtigen, andererseits, weil sie ihren Hebel (Leverage) zurückfahren mussten (Margin Calls, keine neuen Kredite), sowie schließlich – und nicht unerheblich, – um gestiegene Rückzahlungen (redemptions) an ihre Kunden zu bedienen… (vgl. hier grundsätzliche Punkte bei Fondsaufkommen und getätigten Investitionen).

Dabei ist es offensichtlich nicht nur bei einem “Bedienen” von Rückzahlungen geblieben. Die Redemptions-Welle etwa bei Hedge Funds war so groß, dass die Manager vorsorgen mussten und sogar mehr Mittel freigesetzt haben als (vorerst) benötigt.

Hedge funds have been accumulating cash to pay redeeming investors. If withdrawals are cancelled, that money can go straight back to work — potentially further stocking equity markets.

Breakingviews.com, Rocket fuel

Nachdem die Börsen wieder am Steigen sind, sind die Redemptions erstmal zurückgegangen. Die Manager werden vermutlich nicht mehr so viel Cash brauchen und können langsam die freien Mittel wieder investieren…