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Moody’s: Eine Flut von neuen Staatsanleihen wird die Marktrenditen steigen lassen. Setzen wir das in die richtige Perspektive

26. März, 2010 · 2 Kommentare

Umlaufrendite auf Rekordtief

Es hört sich nicht gerade beruhigend an: Die hoch verschuldeten Staaten rund um den Globus werden noch in diesem Jahr viele Milliarden Neuschulden aufnehmen müssen — eine wahre Flut an Emissionen, die voraussichtlich auch die Renditen der Unternehmensanleihen steigen lassen wird. Sowohl die Halter von Festverzinslichen als auch die zinssensiblen Börsen dürften von einem solchen Renditeanstieg negativ betroffen werden.

So hört sich zumindest die Zusammenfassung der jüngsten Einschätzung von Moody’s zum Bond-Markt an, veröffentlicht heute von der FTD. Garniert wird das eher unattraktive Bild mit einigen Aussagen wie “Der Markt scheint von der Suche nach Rendite getrieben zu sein”, “Anleger schätzen manche Länder momentan riskanter ein als einzelne Firmen [...] Der Trend könnte sich schnell umkehren [...] Das wird bedeuten, dass spekulative Firmen mit höheren Refinanzierungskosten rechnen müssen” usw., die insgesamt als ungutes Zeichen rüberkommen.

Im Prinzip ist die Analyse schon schlüssig: Auf den Anleihemarkt drängen ungewöhnlich hohe Emissionsvolumina. Steigende Nachfrage nach Kapital verteuert grundsätzlich die Kredite. Dabei stehen Staaten, öffentliche Institutionen, Unternehmen, Banken und andere Akteure selbstverständlich in Konkurrenz zueinander. Eine “Flut” von Staatsanleihen wird tendenziell das allgemeine Zinsniveau anheben und höhere Refinanzierungskosten für die Unternehmen nach sich ziehen.

Nur, vergessen wir nicht, wo wir aktuell stehen: Bei einem Rekordtief der Zinsen. Die deutsche Umlaufrendite hat vor wenigen Tagen den einmalig niedrigen Wert von 2,71% erreicht, zur Zeit notiert sie bei 2,76%. Das sind seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gesehene Niveaus!

Vor diesem Hintergrund klingen die Aussagen von “der Suche nach Rendite” vielmehr nach “Anlagenotstand”, “Risikoscheu”, “Konjunkturskepsis” oder “riesiger Liquidität, die nicht mehr weiß wohin”. Egal, was man nimmt, es ist gut für die Aktien, welche im Ãœbrigen auch ohne die Milliarden, die vom Anleihemarkt bereits aufgesogen wurden, steigen konnten…

Bei diesen historisch niedrigen Zinsen, kombiniert mit den erwarteten Anleiheemissionen und vielleicht noch mit der vorsichtigen Perspektive einer Konjunkturerholung, ist es kein großes Ding, anziehende Kapitalkosten zu prognostizieren. Dies wäre allerdings eher eine willkommene Normalisierung als etwas Anderes.

Kategorien: Frontpage · Zinsen

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • David K. // 27. Mrz, 2010

    Ich halte mich derzeit eher zurück, wenn es darum geht, Geld anzulegen. Auch wenn es nicht viel Rendite bringt, setze ich vorübergehend auf Festgeld, alles andere ist mir derzeit noch zu riskant, ich beobachte lieber erst einmal die weiteren Entwicklungen. Selbst Anleihen stehe ich derzeit kritisch gegenüber, denn offensichtlich scheinen ja selbst Staatspleiten in Europa nicht mehr ausgeschlossen zu sein.

  • Webschau Wirtschaftsblogs 2010-03-29 « Blick Log // 29. Mrz, 2010

    [...] Moody’s: Eine Flut von neuen Staatsanleihen wird die Marktrenditen steigen lassen. Setzen wir das … [...]

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