Börsennotizbuch

Man ist gewohnt von alten Menschen immer wieder zu hören, dass “früher doch alles besser war”. Ich weiß jetzt nicht wie alt Christian Schnell vom Handelsblatt ist, aber er schwärmt von einer “guten alten Zeit”, in der die Börsen ruhiger waren, womöglich auch voraussehbarer (wie immer, wenn man auf den Chart zurückschaut…), auf jeden Fall mit längeren Seitwärtsphasen und “ruhigen Osterferien”…

Das ist ein altes Lied, das ich immer wieder höre – die Welt ist extremer geworden, alles dreht sich noch schneller, alles ist riskanter und .. wird wahrscheinlich eines Tages zusammenbrechen, denn so kann es nicht weitergehen (auch gestern, als ich im Café saß, hörte ich die gleichen Gespräche vom Nachbartisch).

Nur, von welcher Zeit und von welchen Börsen spricht der Autor hier? Er soll uns bitte die Charts zeigen, auf die er sich bezieht. Im Moment erleben wir seit einigen Jahren eine extrem ruhige Börse, die Volatilität ist ungewöhnlich niedrig, die Kurse auf einem stetigen Weg nach oben. Ok, die Aktien steigen (wir sind halt in einer Hausse), aber man muss erst den Verlauf von 2004 nehmen, um eine quasi Seitwärtsbewegung zu sehen (zumindest eine 9-monatige, im Dow sind wir bis tiefer in 2005 “flach” geblieben).

Das ist alles wahrscheinlich nicht so wichtig, mich ärgert nur etwas, dass man Sachen schreibt, wohl einfach nur, um Befindlichkeiten zu bedienen. Die Realität sieht häufig ziemlich anders aus.

Und generell, ich denke, ist die Welt von heute nicht riskanter geworden, vielleicht eher das Gegenteil. Und die B̦rse ist auch nicht unruhiger geworden Рes ist immer noch die B̦rse, wie sie immer war. Sie entwickelt sich in Zyklen und Phasen.

Und die Osterferien konnte man auch ohne weiteres ruhig abseits des Börsensaals (oder Monitors) verbringen. Ist ja nichts passiert…