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Börsennotizbuch

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Ergänzende Notizen zur Börsensituation und meinem Optimismus

23. April, 2008 · 1 Kommentar

Eigentlich wollte ich dies zum Video von Donald Luskin schreiben… Vergessen, macht aber nichts…

Ich mag den Optimismus von Luskin (und einige zuversichtliche Worte können in der jetzigen Zeit sicher nicht schaden, finde ich). Aber Luskin, wie jeder, hat und hatte nicht immer Recht. Auch andere hier zitierte Experten, Kolumnisten und Analysten (deren Meinung ich hervorheben möchte) haben sich mal geirrt und werden sich in Zukunft wohl auch hier und da irren…

Wie auch immer… Ich teile den Optimismus, aber nicht alle seine Aussagen.

Zum Beispiel halte ich die Prognose für “normalisierende” Zinserhöhungen für noch etwas zu weit hergeholt. Die angeführten Futures (über ein Jahr lang) sind für mich wenig überzeugend. Das sind Wetten. Ich glaube nicht, dass dahinter genug Positionen mit einem mittelfristigen Commitment stehen, damit sie auch tatsächlich etwas in die Richtung bewegen können. Mit anderen Worten: das ist eine Marktmeinung, Spekulation, die aufgrund der heutigen Markt- und Informationslage geformt ist. In sechs Monaten werden wir aber bereits mit einem ziemlich anderen Set von Konjunktur- und Marktdaten zu tun haben, die eine wesentlich größere Rolle auf die Fed-Geldpolitik ausüben werden. Selbst die Fed weiß gar nicht, welchen Zins sie in 6 Monaten diktieren wird, geschweige denn in einem Jahr…

Wenn ich eine Vermutung äußern soll, dann eher, dass die Fed etwas länger brauchen wird, bevor sie mit Zinserhöhungen anfangen kann.

Vielleicht sehen wir bald das Ende der Zinssenkungen, nicht zuletzt weil sich die Inflationsentwicklung als hartnäckig erweist (heute, übrigens neues Hoch beim Ölpreis). Außerdem halten sich die Unternehmen noch gut (die Finanzwerte haben wir ja … hm … abgeschrieben). Zwar sind die Amerikaner gewöhnlich recht “schnell” in den Abschwüngen (die US-Konjunktur ist “traditionell” etwas volatiler als die kontinentaleuropäische), aber es wird sicherlich noch mindestens das zweite Quartal brauchen, um richtig die Auswirkungen der rezessiven Wirtschaftsentwicklung in den Unternehmensergebnissen und im Konsumverhalten zu sehen. Die Fed kann bald eine “abwartende Stellung” beziehen, die Zeit für eine Zinswende wird sie sich aber wohl nehmen.

Denn die Finanzkrise ist schon tief und gefährlich — da kann man im Zweifel (wie Greenspan damals!?) eher etwas tiefere Zinsen “riskieren” als umgekehrt. Letztlich müssen sich auch die Renditeaufschläge bei den hochverzinsten Anleihen erst beruhigen, bevor man in einen neuen Zinserhöhungszyklus übergehen kann… Wie gesagt, nach einem Zinsschritt nach unten könnte auch Schluss sein, wobei die Fed – trotz gegenteiligen Meinungen – gar nicht am Ende ihres potenziellen Instrumentariums angelangt ist (von einem Konjunkturprogramm sogar ganz abgesehen).

Optimismus ist schon angebracht, überzogene Erwartungen aber etwas weniger…

Kategorien: Frontpage · Zinsen

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