Ãœber die Verhältnisse an der chinesischen Börse habe ich schon geschrieben. Aber auch die übrigen Börsen präsentieren sich in diesen ersten 5 Monaten des Jahres sehr stark. Der Dax nähert sich schnell (wohl etwas schneller als ich in meiner Jahresprognose vorgesehen habe) dem Allzeithoch. In Amerika – ein ähnliches, gleichwohl etwas abgemildertes Bild.
Und – vergessen wir nicht – die US-Konjunktur kühlt ab. Die wirtschaftliche Datenlage ist grundsätzlich stabil, dennoch die Schwächetendenzen bleiben beständig, während sich die Inflation (noch?) hartnäckig zeigt.
Für die Börsen könnte bald eine etwas rauere Phase anbrechen. Diese Meinung teilt auch Gottfried Heller in seiner aktuellen Kolumne.
Gottfried Heller schildert mögliche Gefahren insbesondere bei den “dynamischen” Entwicklungen im Bereich Private Equity Unternehmen und Hedge Fonds (hierzu konkret die Yen-Carry-Trades):
Der Erwartungsdruck der Investoren und die infolge der gestiegenen Kurse teureren Kaufpreise drücken die Gewinnmargen und veranlassen die Manager der Beteiligungsfonds dazu, immer waghalsigere Spekulationen einzugehen. Hier bildet sich eine Blase mit Risiken, deren Art und Umfang nicht einschätzbar sind. Wenn sich die günstigen Rahmenbedingungen verschlechtern, könnte es hier ein Blutbad geben, das an den Börsen eine scharfe Korrektur auslösen würde.
Eine ähnliche Übertreibung hat sich auch bei den sogenannten Carry Trades gebildet, die von Hedgefonds in großem Stil betrieben werden.
Wenn eines Tages diese Kredite eingedeckt werden müssen, sei es, weil die japanischen Zinsen steigen oder weil bei den getätigten Investments Verluste entstehen, dann wird aus dem Gewinnspiel eine verlustreiche Falle: Alle wollen gleichzeitig zur selben Tür hinaus, der Yen-Kurs steigt, die Kurse der getätigten Investments fallen, und man verliert auf beiden Seiten. Dieses Ereignis steht nicht unmittelbar bevor, aber irgendwann wird es eintreten, und es wird wahrscheinlich nicht glimpflich enden.
Trotzdem: Gottfried Heller erwartet nicht eine nachhaltige Baisse, sondern eher eine Korrektur, die dann aber heftig ausfallen kann. Denn die Rahmenbedingungen an den Börsen stimmen nach wie vor: die Bewertungskriterien bleiben sehr wohl im Rahmen, die Liquiditätssituation ist weiterhin günstig, die Anleihen stellen keine (attraktive) Konkurrenz dar. Diese Meinung teile ich auch. Daher ist meiner Ansicht nach in den kommenden Wochen/Monaten erst etwas mehr Vorsicht angesagt. Bei richtiger Einschätzung wird man dann aber Mut haben müssen, um in den – sehr wahrscheinlich stark verunsicherten – Börsen noch Positionen einzugehen.
6 Kommentare bis jetzt ↓
kapitalmarktexperten.com » Trotz verlängertem Wochenende - Hab grad Internetcafe gefunden // 1. Jun, 2007
[...] www.boersennotizbuch.de – “Vorsicht und Mut – eine Korrektur wird wohl wahrscheinlicher” [...]
Thomas Grüner warnt auch vor Börsen-Korrektur • Börsennotizbuch // 4. Jun, 2007
[...] Somit haben wir noch eine weitere Stimme von den Börsianern, die ich gern beachte, die Korrektur anmahnt (über Gottfried Heller’s Analyse der Finanzmärkte habe ich bereits berichtet). Ich möchte aber bitten, den größeren Kontext nicht zu vergessen, denn nach wie vor gehe ich von einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung für die Aktien aus (auch wenn’s bald etwas volatiler werden kann). Die individuelle Positionierung kann aber stark variieren (z.B. wenn man zur Zeit keine Aktien hält, oder wenn man bereits durch die Kurssteigerungen zu viele Aktien besitzt, etc.) [...]
EZB erhöht die Zinsen auf 4 Prozent • Börsennotizbuch // 6. Jun, 2007
[...] Die Aktien fielen heute in Europa deutlich, in den USA weniger stark. Der Euro ist praktisch unverändert und der Bund Future konnte erstmal aufatmen, nachdem sich in letzter Zeit sehr deutliche Verluste gesammelt haben. Aber dies hat wohl nicht soviel mit der heutigen Entscheidung zu tun, sondern mit der generellen Situation, in der sich scheinbar gehöriges Korrekturpotenzial gesammelt hat. Vielleicht sehen wir ja bereits den Anfang einer – wohl willkommenen – Konsolidierung. [...]
Die Volatilität steigt • Börsennotizbuch // 28. Jun, 2007
[...] Thomas Grüner und Gottfried Heller haben uns schon für eine steigende Volatilität vorbereitet. Auch vor Pleiten im Finanzsektor wurden wir vor ziemlich genau einem Jahr gewarnt. Vielleicht bewahrheitet sich schon wieder, dass es kaum einen Zinserhöhungszyklus gegeben hat, in welchem keine größere Finanzinstitution (oder Fond) Pleite oder beinahe Pleite gegangen ist. [...]
Warum steigt der Dollar? • Börsennotizbuch // 16. Aug, 2007
[...] Die Frage vom Anfang ist eigentlich nicht ganz korrekt. Denn der Dollar fällt auch … gegenüber dem Yen etwa. Werden die Carry-Trades geschlossen (vor der Immo-Krise war dies die größte Angst…)? Ich erinnere mich noch an Robert von Heusinger (auf die Frage, worauf man ganz besonders aufzupassen habe, Datum beachten): Zu allererst auf den Yen-Carry. Das war und bleibt die Sollbruchstelle des globalen Kapitalismus. Wenn der Yen diese Woche noch drei oder vier Yen gegenüber dem Dollar gewinnt, dann gute Nacht. Dann waren die Verluste am Montag nur der Amuse gueule. [...]
Die Wirtschaft absorbiert noch die Liquidität • Börsennotizbuch // 26. Feb, 2008
[...] 2007 habe ich schon Warnungen für die Aktienmärkte gegeben und gepostet (z.B. “Vorsicht und Mut – eine Korrektur wird wohl wahrscheinlicher” oder Beitrag und Kommentar zu Thomas Grüners Warnung vom Juni 2007 Im Hintergrund stand [...]
Kommentieren: