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Börsennotizbuch

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EZB erhöht die Zinsen auf 4 Prozent

6. Juni, 2007 ·

Aus dem Beschluss der EZB:

1. Der Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems wird um 25 Basispunkte auf 4,00 % erhöht. Dies gilt erstmals für das am 13. Juni 2007 abzuwickelnde Geschäft.

2. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität wird mit Wirkung vom 13. Juni 2007 um 25 Basispunkte auf 5,00 % erhöht.

3. Der Zinssatz für die Einlagefazilität wird mit Wirkung vom 13. Juni 2007 um 25 Basispunkte auf 3,00 % erhöht.

Quelle: EZB, 6. Juni 2007 – Geldpolitische Beschlüsse

Außerdem natürlich lesenswert: Das Statement von Jean-Claude Trichet zur EZB-Entscheidung.

Die Aktien fielen heute in Europa deutlich, in den USA weniger stark. Der Euro ist praktisch unverändert und der Bund Future konnte erstmal aufatmen, nachdem sich in letzter Zeit sehr deutliche Verluste gesammelt haben. Aber dies hat wohl nicht soviel mit der heutigen Entscheidung zu tun, sondern mit der generellen Situation, in der sich scheinbar gehöriges Korrekturpotenzial gesammelt hat. Vielleicht sehen wir ja bereits den Anfang einer – wohl willkommenen – Konsolidierung.

Nachtrag (gleich danach): Robert von Heusinger hat wieder einmal einen guten Beitrag zum Thema EZB, Zinsen, Inflation und Konjunktur verfasst, in dem er schon eindringend zur Pause bei den Zinsen mahnt. Die EZB setzt scheinbar “unbeirrt” die Tradition der Vorsicht und der (rücksichtslosen) Inflationsbekämpfung fort. Langsam sollte es aber reichen. Die Inflationsstatistiken, wie im oberen Statement von Herrn Trichet selbst vorgelesen, weisen eine Teuerungsrate im Euroland von ca. 1,8 – 1,9%. Robert von Heusinger verweist zurecht auch noch auf die exogenen Faktoren, die diese Daten nach oben schrauben. Somit befänden wir uns eher in Regionen von 1,6 – 1,5 Prozent, und das bedeutet, dass substanzieller Teil der Wirtschaft auch in “Deflationsnot” geraten kann. Die Inflation ist wirklich nicht hoch in Europa (auch dank des starken Euro und des verspäteten Aufschwungs).

Am Ende des Artikels schreibt von Heusinger:

Ich weiß, ganz im Inneren habt Ihr vor etwas ganz anderem Angst: Vor einer Implosion der Finanzmärkte. Zu viel billiges Geld ist auf der Jagd nach Rendite und leistet Übertreibungen Vorschub: Beim Private Equity, bei den Hedgefunds, bei den Credits. Das ist eine Sorge, die ehrenhaft ist. Aber glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet mit einem Instrument, dem Zinssatz, zwei Herren dienen? Der realen Sphäre und der monetären? Das ist Unsinn. Und glaubt Ihr wirklich, dass die Carry-Trades im Yen und Schweizer Franken ein Ende haben werden, weil Ihr die Zinsen erhöht? Das ist eine Illusion. An den Finanzmärkten wird es irgendwann krachen. Schon recht. Aber Ihr könnt es sowieso nicht verhindern. Deshalb ist es besser, jetzt die Konjunktur laufen zu lassen, und später mit Zinssenkungen die Scherben des Finanzcrashs aufzukehren, so er dann kommt.

Solche Ãœberlegungen hatte auch der frühere Fed-Chef Alan Greenspan, und sie erwiesen sich als sehr richtig (auch wenn die Verluste an den Finanzmärkte schmerzten, hatten wir in den 90ern ein Jahrzehnt hohen Wachstums und Wohlstandaufbaus und eine ziemlich milde Rezession (in der Realwirtschaft). Die Kritiker dieser Politik warten allerdings noch auf negative Konsequenzen – was “wir” fairerweise noch nicht ganz ausschließen, aber auch nicht wirklich glauben können).

Kategorien: Frontpage · Zinsen

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