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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Löhne, Ungleichheit, Konsum und Ersparnis

15. Januar, 2010 ·

Snacks

Nein, ich will keine Monographie schreiben. Nur ein paar Links.

Vorher aber eine kurze Bemerkung:

Ist es nicht erstaunlich, dass die Sparquote in der Rezession steigt? Dass sich die liquiden Mittel erhöhen? Mehr sparen können die Menschen doch eher, wenn sie mehr haben, nicht weniger? Die vielen neuen Arbeitslosen (und vor allem in Amerika) werden vermutlich ihre Ersparnisse eher auflösen als steigern? Passiert aber nicht. Das ist, übrigens, ein wichtiger Mechanismus, der dabei hilft, die Börse selbst inmitten einer schweren Krise zu wenden…

Vielleicht stelle ich hier nicht den lupenreinsten Zusammenhang her, aber ich erinnere mich an eine interessante Beobachtung der Ungleichheiten. Wo war das? — Ach hier: Konsum- und Einkommens-Ungleichheiten (Feb. 2008). Wir sprechen von den USA, die Daten sind von New York Times:

Die herkömmliche Analyse der Einkommensverteilung geht zum Beispiel so: Die reichsten 20 Prozent der Haushalte haben 49,6% des nationalen Einkommens, die ärmsten 20 Prozent — ca. 3,3%. Dabei hat sich der Anteil der Reichen von 1975 von 43,6 Prozent auf die besagte Zahl erhöht, und der Anteil der Armen sank im gleichen Zeitraum von 4,3 Prozent — die Daten sind real [inflationsbereinigt] für die USA [...] Die Schere öffnet sich…

NYTimes errechnet hier ein Verhältnis (oder Missverhältnis, wie Sie wollen) der Einkommen von ca. 15:1.

Das Interessante ist, dass wenn der Konsum betrachtet wird, dieses Verhältnis auf 4:1 schrumpft, mit einigen weiteren Annahmen (z.B. die Personen in einem jeweiligen durchschnittlichen Haushalt) geht es sogar auf 2,1:1. Uh!?

Passiert hier vielleicht folgendes? — Der Konsum ist viel gleichmäßiger verteilt als das Einkommen. Wenn die Wirtschaft leidet (Arbeitslosigkeit steigt, Löhne sinken) sind relativ breite Schichten der Bevölkerung betroffen. Diejenigen, die jetzt tatsächlich weniger Einkommen haben, müssen ihren Konsum reduzieren. Große Teile der anderen, die noch im Lohn und Brot, aber verunsichert sind, schränken sich auch mehr ein, ergo erhöhen die Ersparnisse. Das Unglückliche ist, dass der Konsumausfall – eben weil der Konsum gleichmäßiger verteilt ist – viel stärker ins Gewicht fällt als der Einkommensausfall. Umso mehr als die “oberen 20%” von Arbeitslosigkeit praktisch kaum betroffen sind. Weniger Konsum bedeutet Schrumpfung der Wirtschaftsleitung, weniger Einkommen — nicht unmittelbar…

Mit diesem — zweifelhaft wertvollen — Wissen “gewappnet”, können wir nun ein paar andere Artikel durchlesen:

  • “Die Löhne der Deutschen sind im vergangenen Jahr dramatisch gesunken. Mit 0,5 Prozent gingen sie so stark zurück wie seit der Wiedervereinigung nicht” (Spiegel Online).
  • Warum höhere Löhne dringend nötig sind (FR-Online).
  • “Welche Rolle kann die Lohn- und Verteilungspolitik zur mittelfristigen Ãœberwindung der deutschen Exportlastigkeit und zur Stabilisierung der deutschen und globalen Wirtschaft spielen?” (Zeitschrift Wirtschaftsdienst, PDF; via: WirtschaftsWunder).
  • Das Ende des Freihandels? (Weissgarnix).
  • Amerika soll nicht sparen (Börsennotizbuch, ja das bin ich).

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt

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