Ich schätze die Analysen von Ed Yardeni, obwohl sein Name hier im Blog lange Zeit nicht mehr erwähnt wurde. Yardeni war (ich habe es ganz konkret verfolgt) einer der ersten Analysten, die rechtzeitig das Ende der 2000er Baisse verkündeten und die sehr optimistisch für die Aktien- und Gewinnentwicklung in den darauf folgenden Jahren waren (2003-2006, mindestens; immer gutes Stück über die Durchschnittsschätzungen, aber stets begründet und letztendlich richtig). Yardeni behielt auch mit seinen Prognosen für die Entwicklung beim Öl und beim Dollar Recht. Für den Immobilienmarkt in den USA hat er früh genug Warnung gegeben, aber die (negativen) Auswirkungen – soweit ich richtig erinnere – nie als dramatisch bezeichnet.
Das tut er auch jetzt nicht.
Bei einem Treffen des Boston Economic Club am 31. Oktober 2007 hat Yardeni seine aktuelle Einschätzung des Marktes skizziert. Das ist unmittelbar vor der letzten Zinssenkung der Fed gewesen (er hat mit einer Zinssenkung gerechnet) — die Aussagen und der Horizont der Analyse sind mittel- bis langfristig, also das Ganze keineswegs unaktuell.
Eine Zusammenfassung kann man hier nachlesen: Briefing,com, Ed Yardeni’s Outlook.
Die wesentlichen Punkte zum schnellen Ãœberblick:
- Doom is not imminent because the end of a bubble is always marked by excesses.
- The subprime housing crisis is not a significant issue in the long term.
- The economic boom of the last 20 years is directly related to the end of the Cold War and the resulting increase in free trade.
- An additional factor in the global 20 year boom is the increase in productivity, from technological and efficiency advances.
- Energy stocks have been the best performing stocks over the past 20 years as a result of the global boom.
- Inflation is virtually dead, with the exclusion of food and energy.
- Recessions are not inevitable. They are generated by policy and the current Federal Reserve will prevent recession.
- Tax cuts by the current Bush administration have had a significant positive impact on the U.S. economy in the past seven years.
- Earnings growth over the past several years has not been given its proper attention.
- The consumer is alive and well and not likely to stop spending anytime soon.
Die einzelnen Punkte sind im oben verlinkten Beitrag noch kurz erklärt.
Ich mag die optimistische Art von Yardeni und denke, dass viele die globalen, sehr günstigen Bedingungen für die Wirtschaft, Prosperität und Börse in der Tat nicht richtig “würdigen”.
2 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 22. Nov, 2007
“Inflation is virtually dead, with the exclusion of food and energy.”
Joah, dann ist ja nicht so schlimm …
Wir hatten die letzten 25 Jahre niedrige Inflation, weil wir billig aus China gekauft haben. Teure Arbeitsplätze durch billige ersetzt. Nur werden die billigen gerade teurer (China Löhne + 10%) und daher ist mir schleierhaft, woher die weiteren inflationsdämmenden Sachen kommen sollen. Ausserdem können die meisten Leute kein Geld sch****en und wollen für die gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten irgendwann auch höhere Löhne sehen. Die goldenen Zeiten für die Inflation sind vorüber. Wie soll es auch anders sein? Die Notenbanken erhöhen die Geldmenge aktuell zweistellig. Und das war immer der letzte Schritt vor der Inflation …
Bye egghat.
Saviano // 23. Nov, 2007
Das billige Einkaufen aus China hat bestimmt nicht 25 Jahre Tradition… Zumindest nicht in nennenswertem Umfang. Was richtig ist, ist, dass in den letzten 25 Jahren immer mehr Produktion in die Entwicklungsländer verlagert wurde. Wir erinnern uns an die asiatischen Tiger-Staaten der 80er — sie haben im Grunde genommen genau die gleiche Rolle gespielt (auch Japan und Hong Kong waren davor lange Zeit die Billig-Produzenten der Welt, besonders im Bereich Consumer Electronics).
Worauf Yardeni hinweist, ist, dass die inflationsdämfenden Produktivitätssteigerungen in den Entwicklungsländern bei weitem nicht ausgeschöpft sind. Das erscheint mir nur logisch: immer noch sind die Wirtschaften dort sehr ineffizient, was angesichts der leistungsfähigen Technologie und immer mehr marktwirtschaftlicher Öffnung in (großen, bevölkerungsreichen) Schwellenländern eigentlich enorme Potenziale verspricht.
Kurzfristig könnte China eventuell wirklich “Inflation exportieren” – wie es schon in so mancher Diskussion heißt, auch wenn es paradox klingt. Ich bin mir da nicht so sicher. Sicher ist für mich jedoch, dass selbst mittelfristig (so um 2-3 Jahre) entweder die chinesische Wirtschaft reagieren wird (Produktivität steigern) oder es werden andere Akteure mit “billig” auf die “Welt-Handelsbühne” kommen.
Der große desinflationäre Trend dürfte anhalten (hierzu aber wieder: ein kurzfristiges “Inflationieren” ist sehr wahrscheinlich).
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