Börsennotizbuch

In einem Beitrag von letzter Woche habe ich von den gestiegenen Ausfallrisiken der US-Anleihen geschrieben. Dabei muss man eigentlich unterscheiden: Es sind die Marktpreise für Ausfallversicherungen, die man für US-Staatsschulden am Markt zahlen muss, die gestiegen sind — ob das Risiko an sich zugenommen hat bzw. ob die Fähigkeit des amerikanischen Staates, die Schulden korrekt zu bedienen, gefallen ist, ist eine ganz andere Sache.

Wir wollen uns stets erinnern: Risiko und Marktpreise sind nicht das Gleiche; Volatilität und Risiko sind nicht das Gleiche; Korrelationen, Modelle und reale Risiken sind keinesfalls das Gleiche.

Jedoch: Fakt ist Fakt — der Markt handelt die Wahrscheinlichkeiten von Ausfällen immer teurer. In einer aktuellen Ãœbersicht von Bespoke Investment (Stand: 13. März 2009) sehen wir, dass nur 3 Länder seit Jahresanfang Verbesserung in Sachen Preise für Ausfallrisiko (technisch: Credit Default Swaps, CDS) vorweisen können. Und dies sind … hm … Venezuela, Argentinien und Lebanon. Sie ahnen es schon — die “Verbesserung” ist bei allen drei nur eine relative. Die aktuellen CDS sind horrend hoch, entsprechend: 2.448 (=24,48%), 3401 (=34%) und 510 (=5,1%).

Wie sieht es bei den relevanteren Ländern aus?

[Die Angaben unten sind Preise in USD für die Versicherung von 10.000 USD Staatsobligationen für 5 Jahre. Also kann man die Zahl durch 100 teilen, um eine prozentuale Versicherungsprämie zu erhalten. Beispiel: Deutschland = 87,6 USD für Obligationen in Wert von 10.000 USD, gleich 0,876% Versicherungsprämie ]

• USA: 95 (nur hier in EUR)
• Deutschland: 87,6
• Frankreich: 91,7
• Spanien: 145,8
• UK: 153,8
• Italien: 192,5
• Irland: 361,1
• Japan: 101,1
• Russland: 766.7
• China: 249,7

Die vollständige Liste: Country Default Risk Continues Its Rise.

Ãœberall sind die CDS seit Jahresanfang teurer geworden (und seit Anfang 2008 erst recht).

Eine ähnliche Auflistung mit weiterführenden Links zu Artikeln und Kommentaren veröffentlicht auch Verlorene Generation (mit etwas abweichenden Zahlen). Eine ausführliche Studie zu den Verschuldungen unterschiedlicher Länder, Fokus Zentral- und Osteuropa, ist im Artikel auch enthalten (hier der direkte Link: The real picture of CEE debt, PDF).