Börsennotizbuch

Ein lesenswertes Interview mit Adolf Merckle, dem durch die Finanzkrise schwer getroffenen Oberhaupt einer der reichsten deutschen Unternehmer-Familien (Ratiopharm, Heidelcement, Phoenix, Kässbohrer) — Im Gespräch: Adolf Merckle. „Ich habe schon viele Börsencrashs überstanden“.

Die großen Schlagzeilen machte die misslungene Spekulation in VW-Aktien, die Adolf Merckle einen “dreistelligen Millionenbetrag” gekostet haben soll. Aber vermutlich viel bedeutender ist die Lage bei den Unternehmen, die in der Familienhand liegen. Hier geht es nicht mehr “einfach nur” um Summen, sondern um Arbeitsplätze und realwirtschaftliche Leistung ganzer Regionen. Zurecht stehen diese auch im Fokus des Gesprächs.

Zwischen den Zeilen glaubt man, wirkliche und große Besorgnis herauslesen zu können. Adolf Merckle schildert genau die Stichpunkte, die wir häufig im Zuge der Krise erwähnen:

• Grundsolide Unternehmen drohen durch “bloße Liquiditätsprobleme” handlungs- und zahlungunfähig zu werden, sprich: pleite zu gehen.
• Die Banken verlangen jetzt wieder hohe Sicherheiten für jeden Kredit und sind insgesamt äußerst vorsichtig, ja ausgesprochen restriktiv bei der Kreditvergabe.
• Die Sicherheiten für frühere Finanzierungslinien schmelzen in der Krise (was ganz natürlich ist, wenn die Assetpreise sinken), lösen im gleichen Zuge jedoch eine gefährliche Spirale von Herabstufung der Kreditwürdigkeit mit anschließenden Liquiditätsproblemen aus, die wiederum die Assets (die als Sicherheit dienen könnten) abwerten.

Abgesehen davon, ob nun Ratiopharm, Heidelcement & Co. operativ wirklich so “grundsolide” sind, es geht um das berüchtigte “Ãœberschwappen” der Finanzkrise auf die Realwirtschaft. Offensichtlich sind wir mitten drin in diesem Prozess.

Aber … auch mitten drin in einer Zeit großer Zugeständnisse und möglicher “Schnäppchen”…