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Hypothekenzinsen in den USA stabil trotz Fed-Zinssenkungen

28. März, 2008 · 2 Kommentare

Trader’s Quest schreibt:

Mit ein Ziel der Zinssenkungen in den USA durch die Fed war es, die Zinsen für Hypotheken zu senken, damit die Refinanzierungen für die Immobilienbesitzerkäufer, die nicht als “prime” Schuldner eingestuft wurden, nicht allzu teuer werden. So sollte die Zahl der bevorstehenden Zwangsversteigerungen so niedrig wie möglich gehalten werden. Aber scheinbar spielen die Banken da nicht mit. Der Spread zwischen Hypothkenzinsen und der Rendite der Zehnjährigen US Schatzbriefe liegt mit 2,7 Prozentpunkten so hoch wie seit 1986 nicht mehr. Den Senkungen des Leitzinssatzes um 300 Basispunkte stehen durchschnittlich 50 Basispunkte bei den Hypotheken gegenüber.

Ja, gut, die Banken reagieren halt nicht so schnell auf die Zinssenkungen. Am Immobilienmarkt und an den Kapitalmärkten ist im Moment sowieso eine ziemliche Verunsicherung, und es herrschen “Sonder-Bedingungen” und “Sonder-Konditionen”. Die Banken sind ja beschäftigt damit, ihre Bilanzen zusammenzuhalten. Aus dem Bloomberg-Artikel (auf den auch Trader’s Quest verweist, Hervorhebung von mir):

Banks are defying Bernanke and hoarding cash after writing down the value of more than $200 billion of mortgage-related securities since July. The banking industry’s earnings fell to a 16-year low of $5.8 billion in the fourth quarter of 2007, ending six years of record profits, according to the Federal Deposit Insurance Corp. in Washington.

… sie haben ja noch einiges an Abschreibungen, Verluste und Ungewissheiten zu verkraften… und halten das (Bar-)Geld fest(er) …

Aber lesen wir weiter:

The average U.S. 30-year fixed-rate mortgage rate dropped to 5.93 percent in the final week of 2002, the lowest in almost four decades, after the Fed cut another half a percentage point off its benchmark rate in the prior month.

The lowest 30-year fixed rate ever recorded was 5.21 percent in June 2003, the same month the 15-year fixed-rate loan fell to an all-time low of 4.6 percent. This week, the 30-year rate is 5.85 percent and the 15-year rate is 5.34 percent, Freddie Mac said today in a report.

The average U.S. rate for an adjustable mortgage with an initial fixed period of five years, a so-called hybrid loan, was 5.03 percent in January 2005 when Freddie Mac began tracking it. This week, it is 5.67 percent. The lowest rate on record for an annually adjusting mortgage was 3.36 percent in March 2004. This week, it is 5.24 percent.

Schauen Sie sich die Zahlen an. Der bisher niedrigste 30-jährige Hypothekenzins (fest; für die letzten paar Jahre) war 5,21% vom Juni 2003. Diese Woche liegen wir bei … 5,85%, nein – ich schaue bei Bloomberg nach – sogar 5,75%.

Das ist, ja, ein Unterschied, aber jetzt nicht so, dass man gleich erschrecken muss. Außerdem 5,21% hatten wir bei einem Fed-Zinssatz von (sage und schreibe) 1% (und zwar damals bereits seit etwas längerer Zeit), heute steht der Fed-Leitzins bei 2,25%.

Der Hoch bei den 30-jährigen Hypothekenzinsen war (kann man sagen: war zwei Mal) Mitte 2006 und dann wieder Mitte 2007 bei ca. 6,40%. Soll man jetzt erwarten, dass den 300 Basispunkten Fed-Zinssenkung auch 300 Basispunkte Hypothekenzinsreduzierung folgen? Auf 3,4% (vom Hoch)! Das ist natürlich nicht möglich und nicht logisch.

Die Sätze am langen Ende reagieren nicht stark, das stimmt. Etwas deutlich nach unten wäre der Fed wahrscheinlich lieber. Aber ist es denn nicht immerhin etwas, 50 Basispunkte niedrigere Hypothekenzinsen zu haben? Man hat ja so viel die Anpassung der flexiblen Hypothekensätze befürchtet.

Kategorien: Frontpage · Zinsen

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • Schorsch // 29. Mrz, 2008

    Guter Artikel, laienverständlich!

    Frage für mich: weshalb bleibt die EZB abwartend bzgl. einer Zinssenkung für den Euro-Raum – das würde doch auch den Druck auf den Dollar lindern und die europäischen Exporte in den Dollarraum nicht weiter erschweren – wer hilft mir?

  • Saviano // 30. Mrz, 2008

    Tja, die liebe EZB… Sie bleibt wirklich abwartend: keine Zinssenkung und keine Intervention am Devisienmarkt (zugunsten des Dollars). Das Letztere ist natürlich eine harte und ziemlich, ziemlich seltene Entscheidung, die so leicht nicht kommt (und auch eigentlich nicht kommen darf). Aber Zinssenkung könnte doch erfolgen…

    … meinen zumindest nicht wenige Beobachter, bei denen diese abwartende Politik auf Unverständnis stößt und kritisiert wird. Auch ich denke, die EZB könnte etwas mehr tun und pro-aktiver agieren.

    Warum tut sie das nicht? Der Euro ist teuer, und aller Voraussicht nach werden die USA in eine Rezession geraten, worauf sich wenig später auch die Weltkonjunktur deutlich abschwächen wird…

    Vereinfacht gesagt (meine Meinung), schaut die EZB zu sehr (andere Formulierung wäre: konsequent) auf die Inflationszahlen in “Euroland”. Und da die Inflation hier über die “komfortable Richtgröße” von knapp 2% liegt, will die EZB die Zinsen nicht senken, weil sie somit die Inflation nicht reduziert, sondern tendenziell steigen lassen würde.

    Zum Verständnis ist hier vielleicht anzumerken, dass sich die EZB und die Fed etwa durch die Formulierung ihrer Mandate unterscheiden:

    Die EZB ist in erster Linie damit beauftragt, die Geldwertstabilität des Euro zu gewährleisten (also eine niedrige Inflationsrate).

    Die Fed hingegen muss laut Mandat zwei Ziele verfolgen: Geldwertstabilität UND ein langfristig tragbares Wachstum bei möglichst hoher Beschäftigung. Von Zeit zu Zeit ändert die Fed den Schwerpunkt ihrer Bemühungen. Denn beide Ziele mögen langfristig komplementär sein (sprich: das Erfüllen des einen hilft dem Erfüllen des anderen), aber kurzfristig stehen sie sich ziemlich häufig “in den Weg”.

    So zum Beispiel jetzt: Eine lockere Geldpolitik mit niedrigeren Zinsen hilft der Konjunktur, schafft aber Voraussetzungen für höhere Inflation. Im Moment gewichtet die Fed das geldpolitische Ziel “Wachstum und Beschäftigung” höher als “niedrige Inflation”. (Die Richtigkeit dessen ist jedoch heftig umstritten).

    Die EZB hat grundsätzlich nicht diesen Interpretationsspielraum — durch ihr Mandat (besser: Selbstverständnis) nicht, und auch nicht durch ihre Tradition, theoretisches Konzept und letztendlich Praxis.

    Mit einem Wort: die EZB versucht soweit wie möglich eine Geldpolitik umzusetzen, die die Inflation im Euro-Währungsgebiet konsequent niedrig hält (“nahe, aber unter 2%”). Beschäftigungs- oder Wachstumsziele werden erstmal untergeordnet bzw. vielmehr an die Verantwortung der jeweiligen Regierungen “verwiesen”. Entsprechend bleiben auch die zukünftigen Exporte und Importe (bzw. Euro-Dollar-Kurs) im Schatten der primären Zielsetzung Geldwertstabilität (“zukünftig”, weil sich die Währungskurse von heute auf die Exporte/Importe erst in mehreren Monaten, sogar Jahren auswirken werden — die Verträge auf Basis 1 EUR = 1,57 USD werden erst noch verhandelt, unterschrieben und dann langsam umgesetzt werden müssen).

    Ich will nicht sagen, dass die Damen und Herren von der EZB diese Entwicklungen nicht berücksichtigen, zu prognostizieren versuchen und in ihre geldpolitischen Entscheidungen einfließen lassen. Das tun sie ganz sicher, aber eben mit weniger Gewicht.

    Vielleicht ein Paar neuere Links zur Kritik der aktuellen EZB-Politik und den Unterscheiden dies und jenseits des Atlantiks: Kulturgefälle in der Notenbankenwelt, oder: Kritik an die EZB – unentschieden, träge, kurzsichtig, auch: EZB: “Den Finanzmärkten standgehalten”.

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