Der Autor dieses Artikels (The Motley Fool) glaubt selber nicht an eine solche Theorie (ich übrigens auch nicht), will sie aber nicht komplett verwerfen. Schließlich sind Notenbanken, die den Aktienmarkt direkt über die Börse stützen, nichts gänzlich Unbekanntes. Alleine seit 1998 sind in der “entwickelten Welt” ganze zwei Fälle bekannt: in Hong Kong während der Asienkrise und in Japan letztes Jahr.
In beiden Fällen wurden die Aktienkäufe jedoch offiziell und öffentlich angekündigt; sie waren kein Geheimnis. Wenn die Fed etwas ähnliches unternommen haben sollte, so fehlt bis heute jede offizielle Bestätigung bzw. handfesterer Hinweis.
Allerdings — und das ist der Kern der Spekulation um die Fed als Aktienkäufer — fragt man sich, wer denn sonst 2009 als großer Käufer an den US-Börsen agierte? Die Researchfirma TrimTabs hat die Netto-Investitionen in den Aktienmarkt untersucht und eine verdächtig große Lücke festgestellt:
Eine Daumenregel soll besagen, dass für einen Anstieg der Marktkapitalisierung um $6.000 Mrd. Netto-Investitionen von ca. 10%, d.h. von $600 Mrd. notwendig wären. 6.000 Mrd. Dollar war der Wertzuwachs der US-amerikanischen Aktien seit dem Tief im März 2009. Aber wo sind die 600 Mrd. Dollar neue Mittel?
Zwei Gruppen haben tatsächlich in den steigenden Markt hinein investiert: Ausländische Anleger und Pensionsfonds. Doch die Summen, die diesseits in Aktien geflossen sind, werden auf jeweils ca. $100 Mrd. geschätzt. Was ist mit dem Rest?
Die Hedge Fonds mussten 2009 Netto-Mittelabflüsse in Höhe von ca. $12 Mrd. verkraften, also werden sie wohl nicht viel (netto) gekauft haben können. Die (Publikums-) Aktienfonds haben auch wenig Mittel eingesammelt (ca. $17 Mrd. netto). Und die Unternehmen haben Aktien eher neu emittiert als zurückgekauft. Mit einem Wort: Diese Investorengruppen fallen aus.
Eine andere Option — dass die Privatanleger (Individual Investors) direkt große Summen in Aktien investiert haben — verwerfen die Researcher von TrimTabs aufgrund des vorherrschenden schlechten Sentiments. Dies klingt auch plausibel bzw. es ist in der Tat kaum denkbar, dass diese Gruppe alleine für die Differenz von ca. $300 – 400 Mrd. Netto-Kapitalzufluss aufkommen kann.
Die Message ist klar: Irgendwoher kam eine signifikante Nachfrage nach Aktien.
Wenn man an die Vorgehensweise der japanischen Zentralbank denkt, die Anfang 2009 ca. 2 Mrd. Dollar direkt in japanische Bankenaktien gelenkt hat (und insgesamt ca. 10 Mrd. Dollar für diese Aktion vorgesehen hat), kann man die Vermutung durchaus in Betracht ziehen, die Fed könnte etwas Ähnliches an der Wall Street gemacht haben.
Darüber hinaus: Die Summen für solche direkte Aktienkäufe, die den Markt in einem kritischen Moment stützen, wären im Vergleich zu den übrigen Rettungsaktionen auch nicht sonderlich groß.
Wie gesagt, alles bloß eine Spekulation, an die ich selbst nicht wirklich glaube. Aber informieren wollte ich die Leser gern.
Würde man der Story trotzdem Glauben schenken, so sollte man eine eher verhaltene Börsenentwicklung erwarten — nachdem der Markt stabilisiert ist, würde sich die Fed als Käufer zurückziehen und die Positionen vermutlich scheibchenweise abbauen.
1 Kommentar bis jetzt ↓
Hedge Fonds entdecken die Kleinanleger. Sie haben es wohl nötig. • Börsennotizbuch // 11. Jan, 2010
[...] In der Tat — es wird immer wieder berichtet, dass die Hedge Fonds große Schwierigkeiten haben, neue Mittel anzuwerben. Die Schätzungen sind schwierig und gehen auseinander, aber die Researcher sind sich schon einig, dass die Industrie 2009 mehrere Milliarden Dollar Netto-Mittelabflüsse zu verkraften hatte (zuletzt schätze TrimTabs -12 Mrd. USD). [...]
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