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Die Fed führt den falschen Krieg?

21. Oktober, 2008 · 1 Kommentar

Gun
Bild: vortistic

Die Generäle führen bekanntlich immer den letzten Krieg… Tut das auch die Fed? Bekämpft die US-Zentralbank die Finanzkrise mit den Mitteln und Strategien, die früher — genauer: zu Zeiten der Großen Depression 1929 — geeignet gewesen wären, heute aber nicht?

So klingt zumindest Anna Schwartz, eine der letzten lebenden Zeugen jener Zeiten, die außerdem (erwiesenermaßen) höchsten Sachverstand mitbringen kann. Die 93-jährige Dame “wurde bekannt, als sie mit ihrem Mentor Milton Friedman das Buch A Monetary History of the United States, 1867–1960 verfasste, in dem der Keynesianismus kritisiert und der Monetarismus begründet wird” (Wikipedia). Heute ist sie Ökonom bei The National Bureau of Economic Research.

Für The Wall Street Journal äußert sie unverhohlen Kritik an die Handlungsweise der Fed in der Krise. Den ganzen Text kann ich nur empfehlen: Bernanke Is Fighting the Last War.

Für die Ungeduldigen:

Wir haben es nicht mit Liquiditätskrise zu tun, sondern mit Krise der (faulen) Bilanzen
Die Krise ist wahrscheinlich am deutlichsten am Interbankenmarkt zu spüren — die Banken leihen sich kaum Geld, die Zinsen dort weisen extreme Aufschläge auf… Das Problem ist jedoch nicht fehlende Liquidität, so Anna Schwartz, das Problem ist Zweifel an der “Gesundheit” bzw. “Glaubhaftigkeit” der Bilanzen. Auch wenn die Fed die Märkte mit Liquidität “flutet” (was sie in der Tat gemacht hat), kommt es zu keiner Entspannung, eben weil die Liquidität wenig Grundsätzliches für die Genesung der Bilanzen beigetragen hat.

In den 30er gab es eine Liquiditätskrise und lehrbuchmäßige Bank Runs. Damals ist die Fed weitestgehend untätig geblieben und hat damit Panik zugelassen, die selbst solvente Finanzinstitute in den Bankrott trieb… Die Große Depression ist eine direkte Folge dieser verfehlten Zentralbankpolitik gewesen. Ben Bernanke kennt die Geschichte der 30er ausgezeichnet. Er habe wiederholt betont, dass die Fed ihre Lektion gelernt habe und ein ähnliches Desaster nie wieder zulassen würde.

Mit den Liquiditätsinjektionen hat die Fed alles nur in die Länge gezogen
Und die Fed unternimmt Vieles, um ein solches Desaster abzuwenden. Aber leider ist das, was uns jetzt bedroht, nicht die gleiche Krise wie in den 30er. Es ist eine andere, die andere Gegenmittel verlangt. Mit ihren massiven Liqiditätsinjektionen habe die Fed die Krise nur verlängert und ungesunde Banken unnötig am Leben erhalten.

Die Fed handelt unstrukturiert, scheinbar willkürlich, was den Markt verwirrt
Die Fed handelt, das stimmt. Doch Anna Schwartz vermisst klare Struktur und Prinzipien in den Handlungen. Sie sieht auch eine viel zu große Angst, Banken fallen zu lassen. Das ständig wiederholte, ja angedrohte “systemic risk” hält sie eigentlich für überzogen. Eine klare Linie, selbst wenn diese mehr Pleiten bedeuten sollte, wäre hilfreicher.

Erst müssen die Bilanzen ausgemistet werden
Ein großer Schritt wäre also, wenn die Banken (irgendwie) die schlechten Papiere los werden könnten. Wenn die Bilanzen bereinigt wären. Das würde echte Entspannung bringen.

Der ursprüngliche Plan von Henry Paulson sah nicht zufällig vor, die “toxischen Papiere” von den Banken aufzukaufen. An sich keine schlechte Sache. Aber mit einem unangenehmen Aspekt — zu welchem Preis soll die Regierung die Papiere kaufen? Sollte man einen aktuellen Marktpreis ansetzen, würde dies bedeuten, die Verluste (die noch nur auf dem Papier stehen) realisieren zu lassen und auf diese Weise mit einem Schlag etliche Institute direkt in die Insolvenz zu schicken. Ganz zu schweigen, dass für die Problempakete praktisch kein Markt existiert.

Deswegen wechselte auch Paulson die Richtung und wird eher (bzw. auch) den “europäischen” Weg gehen und den Staat bei den Banken mit Eigenkapital beteiligen. Es ist ein Umweg, den Anna Schwartz als “Rettungsplan für die Banken” und nicht mehr als “Rettungsplan für das Finanzsystem” bezeichnet. Es bestehe ein Unterschied.

Und, ja, Alan Grenspans zu expansive Geldpolitik ist eine der wichtigsten Ursachen für die Krise…

Das war die Kurzfassung. Besser jedoch unter dem Link oben, den ganzen Text zu lesen…

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt

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