Eine robuste Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt setzt sich fort — allerdings weniger eindeutig wie erwartet. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte heute die Arbeitslosenstatistik für Mai: Die Zahl der Arbeitslosen ist erstmals seit 15 Jahren unter der Marke von 3,3 Millionen gefallen. Als Arbeitslos werden 3,283 Millionen Menschen gezählt, das sind 529.000 weniger als im April. Die Arbeitslosenquote sank damit auf 7,8%:
„Die Arbeitslosigkeit ist im Mai zurückgegangen, allerdings weniger stark als erwartet. Trotzdem hält die positive Grundtendenz am Arbeitsmarkt an. Die Beschäftigung wächst weiter und die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bewegt sich auf hohem Niveau“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-J. Weise.
- Arbeitslosenzahl im Mai: -131.000 auf 3.283.000
- Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: -529.000
- Arbeitslosenquote im Mai: -0,3 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (BA), Die Entwicklung des Arbeits- und Ausbildungsmarktes im Mai 2008
Nicht alles glänzt jedoch. Die konjunkturelle Abkühlung in anderen Teilen der Welt, die hohen Ölpreise und die Finanzkrise scheinen doch noch eine Wirkung auf den deutschen Arbeitsmarkt auszuüben — hier kommt der Trick mit der Saisonbereinigung der statistischen Reihe: Berücksichtigt man den saisonalen Verlauf, bleibt die positive Entwicklung hinter der typischen für den Monat zurück. Also – statistisch gesehen – habe die Dynamik am Arbeitsmarkt nicht nur nachgelassen, rechnerisch ergibt sich sogar eine Zunahme der Arbeitslosen:
Der Rückgang gegenüber April fiel geringer aus als im Durchschnitt der letzten Jahre. Hauptgrund hierfür ist, dass sich in den Wintermonaten wegen des milden Wetters und des Saisonkurzarbeitergeldes weniger jahreszeitlich bedingte Arbeitslosigkeit aufgebaut hat. Dementsprechend kann sich nun im Zuge der Frühjahrsbelebung weniger Arbeitslosigkeit abbauen. Außerdem sind zu Beginn dieses Jahres die vorruhestandsähnlichen Sonderregelungen für Ältere ausgelaufen. Personen über 58 Jahren können nun nicht mehr Arbeitslosengeld oder Arbeitslosengeld II beziehen, ohne arbeitslos gemeldet zu sein. Dadurch erhöht sich seit Jahresbeginn die Zahl der Arbeitslosen monatlich um ca. 10.000 Personen.
Das Saisonbereinigungsverfahren errechnet für den Mai eine leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit um 4.000. Es kann aber Sondereffekte wie atypische Witterungsverläufe oder Rechtsänderungen nicht ausreichend berücksichtigen. „Der leichte saisonbereinigte Anstieg der Arbeitslosigkeit sollte daher nicht als erstes Anzeichen einer Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt gewertet werden“, so Frank-J. Weise.
Gleiche Quelle, BA
Die beruhigenden Worte von Herr Weise nehmen wir gern zur Kenntnis, ganz fest kann ich jedoch nicht daran glauben. Viel eher, wie oben erwähnt, an eine nachlassende Dynamik, die aus dem sich deutlich eingetrübten Wirtschaftsklima resultiert. Die deutschen Arbeitgeber dürften auch schon langsam vorsichtiger werden mit der Ausweitung der Kapazitäten…
Wie sich die geografische Verteilung der Arbeitslosigkeit in Deutschland aussieht, kann man sich in diesem PDF-Dokument anschauen.
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