Börsennotizbuch

Nachdem letzten Freitag der Stand der Leading Indicators für USA veröffentlicht wurde (die Börse reagiert gewöhnlich nicht auf die Publikation, da die meisten Komponenten ja bereits bekannt sind), habe ich einen Blick auf diese interessante Graphik geworfen:

Im oberen Bereich wird die Veränderung zum Vormonat abgebildet und nicht die absolute Zahl des jeweiligen Indikatoren-Index (Index, weil aus mehreren Einzelindikatoren gewichtet zusammengestellt). Der Verlauf der Linien erinnerte mich sofort an die Sorgen der Börse durch die ganzen 2003 und 2004: obwohl die Aktienkurse und Frühindikatoren stiegen und auch mit etwas Verzögerung die Coincident Indicators die Besserung der Wirtschaft nach und nach wiedergaben, war lange Zeit die Rede vom “Wachstum auf tönernen Füßen”, “der Arbeitsmarkt bestätigt nicht den Optimismus”, mit einem Wort: die nachgelagerten (lagging) Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung sprangen (ungewöhnlich) lange nicht so richtig an. Erst in 2005 gibt es hier positives Wachstum.

Spannender ist für mich aber der Blick auf die unten gezeichneten Verhältniszahlen (dies sollten sich auf die absoluten Stände der jeweiligen Indizes beziehen, nachgerechnet habe ich es nicht, aber der Seite kann man – denke ich – vertrauen). Demnach erleben wir momentan eine sehr interessante Konstallation: eine sehr lange Periode, in der die Leading Indicators deutlich über die Lagging liegen. Die letzeren haben die Distanz zu den Coincident auf ein Minimum verkürzt.

Könnte man die Lage dann so umschreiben? – das Wachstum ist gut in die Wirtschaft (USA) angekommen (also die Börsen-Beobachter haben ihre “Bestätigung”), die aktuelle Wirtschaftsintensität bleibt auf gesundem Niveau und eigentlich zeigen die Indikationen auf zumindest Beibehaltung dieses Trends (Leading – stark).

Nur auffallend ist die Diskrepanz zwischen Leading und Lagging… Ich habe mich etwas umgeschaut und diese historische Grafik (sehr ähnlich aufgebaut, nur leider bis 2004) gefunden:

Solche Konstellation gab es irgendwie noch nicht (!?). Etwas erinnert sie an die Periode 97-99. Zu deuten vermag ich das Ganze nicht so richtig, fand es aber erwähnenswert. Es wäre bestimmt zu viel, damit weiterhin einen Boom zu verargumentieren sowie die – nach meiner Ansicht – “chronischen” Unterbewertung der Aktienmärkte (wir klammern uns an die “sichere”, “bestätigte” Seite der Analysen).

Die Zeit wird zeigen …