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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Zinsen sind bereits ein Thema

11. Juni, 2007 · 1 Kommentar

Die Zinsen in den USA und in Europa sind in den letzten Wochen zunächst ohne Lärm und große Beachtung gestiegen, jetzt aber wurde diese Entwicklung vom breiten Kreis der Investoren und von den Medien entdeckt, kommentiert und – sehr wahrscheinlich – bei den Positionierungen beachtet. Zumindest kann man bereits von einem Prozess des “Einpreisens” reden.

Die Zinsen sind zum einen die bedeutendste Bewertungsgrundlage für die Aktien (einmal aus relativer Sicht: Aktienrendite vs. Anleiherendite, und einmal aus Business-Sicht als Finanzierungskosten für Investitionen bzw. Schuldendienst), und zum anderen der vielleicht bedeutendste Indikator für die Liquiditätsversorgung des Finanzsystems. Und die Zinsen steigen, was allein genommen negativ für alle spekulativen Werte ist – darunter natürlich die Aktien.

Typisch für die Aktienmärkte ist (wie jeder hoffentlich bereits weiß bzw. mehrmals erlebt hat), dass sie die zukünftigen Auswirkungen “diskontieren” oder im Börsenjargon – “einpreisen”, d.h. anhand der gegebenen Informationen Erwartungen bilden und bereits in den aktuellen Aktienpreisen berücksichtigen. Das Unangenehme an der Liquiditätssituation ist dennoch (den Gedanken habe ich bei Kostolany gelesen), dass sie nur schwierig bzw. kaum zu diskontieren wäre. Ist das Geld knapp, kann ein “Einpreisen” auch nicht sehr viel ausrichten.

Die höheren Zinsen werfen also die Frage nach der aktuellen Liquiditätsversorgung des Marktes auf. Die Tendenz ist im Zweifel negativ, denn die Zentralbanken weltweit eher Zinserhöhungen durchführen, und jetzt auch noch die langfristigen Zinssätze in den Schlüsselmärkten steigen. Trotzdem zeigen diverse Indikatoren keine schlechte bzw. kritische Liquiditätssituation an, wie z.B. die wachsenden Geldmengen, die zunehmenden Währungsreserven (außerhalb der USA) – stimmt das noch, eigentlich? – und auch etwa die Betrachtung der Unternehmensanleihen (Zins-Spreads und Junk-Bonds habe ich schon mal an anderer Stelle erwähnt). So schreibt Mike Santoli Interessantes:

Moving beyond the history lessons, though, there are some encouraging aspects of the markets’ action that suggest that this pullback in stocks (partially reversed with Friday’s rally) is probably not the Big One, so to speak.

First is the fact that rising rates, which went unnoticed for weeks, have now become overexposed as a news story and a focal point of market commentary. From the headline-commanding comments of Pimco’s Bill Gross (risk of 6.5% 10-years within five years) to the popular insistence that higher rates, at last, will bring the buyout boom to its Waterloo, this cacophony hints that stocks are in the process of discounting this story.

The other key sub-surface element to the bond selloff is that it wasn’t accompanied by accelerating inflation expectations or carnage in the corporate-bond arena. Market-implied inflation forecasts have remained tame, and corporate-bond yields haven’t risen nearly as fast as Treasuries. Corporate-bond spreads still seem too tight to the naked eye, but they have been a good indicator of general economic risk and liquidity for stocks.

Of course, part of this process of stocks’ possibly making their peace with 5%-plus rates could well be continued weakness for a few more percent of downside. The first furious one-day rebound, such as Friday’s, after such a brutal bout of selling as we saw last week usually can’t be fully trusted.

Bulls, in fact, should be hoping this pullback gets deeper and generates a bit more fear than we’ve seen so far and quiets the chorus of those calling this a “buying opportunity.” If the decline is undone in a hurry and a summer melt-up resumes, then we’d again have to start invoking those pesky 1987 analogies.

Zitat via: seekingalpha, Barry Ritholtz, It’s A Low, Low, Low, Low Medium-Rate World; Original-Text erschienen in Barron’s (Registrierung notwendig): The 5% Dilemma.

Ãœbrigens Ritholtz verweist mit seinem Titel auf eine Februar-Titelseite der Businessweek (It’s A Low, Low, Low, Low-Rate World), die vielleicht wieder einmal als relativ guten Kontraindikator herhalten soll.

Kategorien: Frontpage · Zinsen

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