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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Wirkung der monetären Impulse

28. November, 2005 ·

Die Wirtschaft ist nicht bloß Mathematik. Eigentlich weiß man das ganz gut, aber in dem unsinnigen Wunsch, immer strikt rational zu sein, denken die Menschen (auch an der Börse) zu “mathematisch”. Ich habe bereits etliche Diskussionen erlebt (real und virtuell) über die “Notenpresse” (insb. der USA), die uns in die Hyperinflation treiben würde. Ja, viele nehmen tatsächlich das Wort Hyperinflation in den Mund, ohne – meiner Meinung nach – überhaupt nachzudenken, wo diese Hyperinflation überhaupt herkommen soll.

Aber über die “Notenpresse”… Wenn ich “akademischer” klingen möchte, soll ich lieber “monetaristische Wirtschaftpolitik” sagen. Das Hauptinstrument dabei sind die Zinsen. Durch niedrigere Zinssätze wird die Kreditaufnahme im Bankensystem gefördert. Es bieten sich günstige Finnzierungs- und Re-Finanzierungsmöglichkeiten und diese Impulse erhöhen die Geldmenge. Der kommende Fed-Chef Bernanke soll hierzu des öfteren das Sinnbild des Helikopters benutzt haben, aus dem Geldscheine rausgeworfen werden zur Liquiditätsbeschaffung bzw. gegen Deflation.

Natürlich, ganz nüchtern betrachtet schaffen die monetären Impulse keine realen Werte. Nur die Preise würden in Relation steigen und alles bleibt so zu sagen beim Alten… Aber nicht ganz richtig. Durch die monetären Impulse kann man in einem gewißen Maße die Wirtschaft real stimulieren. Dies hängt damit zusammen, dass wir einen gewißen “Spielraum” in der Wirtschaftaktivität haben. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Psychologie, Kapazitäten, Skaleneffekte, auch Lerneffekte der Leistungserstellung, Umlaufgeschwindigkeit des Geldes etc. etc.

Wenn z.B. die Menschen in Deutschland “aus einem unerklärlichen Grund” morgen auf einmal optimistischer werden, zuversichtlicher und lebenslustiger und etwas mehr konsumieren würden (Geld ist ja da – die Banken sind voll mit (Angst-)Ersparnissen), könnten die Unternehmen eine Zeit lang die erhöhte Nachfrage mit den bestehenden Kapazitäten auffangen (ihre Wirtschaftlichkeit sollte sich sogar durch die bessere Auslastung erhöhen). Wenn ich mir den Laden um die Ecke oder das Restaurant nebenan anschaue, wird es eine Weile dauern, bis sie neue Aushilfskraft brauchen, größeren Lagerraum oder irgendetwas… Sie verstehen schon. Ähnlich ist es auch in den Großunternehmen – Opel würde schon gern einen Nachfrageschub erfahren und es auch ohne Erweiterungsinvestitionen durchaus bewältigen können.

Natürlich ist der “Spielraum” begrenzt. Durch einfaches Drucken von Banknoten können wir, Menschen, nicht reich werden (nur nominelle Millionäre schon…). In einem Moment stoßt die Wirtschaft an ihre Leistungskapazitäten. Dann generiert das zusätzliche Geld nur Inflation. Die Leistungsgrenzen der Wirtschaft sind eigentlich das, was uns in einer Volkswirtschaft so reich oder arm macht wie wir sind. Die ganze Kunst der Notenbanker ist die Wirtschaft dahin zu führen, möglichst voll ihre Leistungsfähigkeit auszuschöpfen.

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