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Börsennotizbuch

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Die globale “Liquiditätsschwemme”

10. Februar, 2007 · 3 Kommentare

In vielen Kommentaren zur Lage an den Finanzmärkten erscheint das Wort „Liquiditätsschwemme”. Die globalen Märkte seien mit üppiger Liquidität ausgestattet, die die positive Entwicklung von den Asset-Klassen begünstigt. Dies wird wahrlich so häufig und so viel wiederholt, dass man sich zurecht fragen kann, ob alle richtig verstehen, was genau gemeint ist. Wie misst man diese Liquidität, woher ist es ersichtlich, dass die “Märkte in Geld schwimmen”? Und wichtiger noch: sind Umkehrtendenzen zu beobachten, die auf Gefahren hinweisen können?

Hier stoßen wir an mehrere quantitative Messproblemme, die sicherlich auch von mir nicht gänzlich verstanden werden. In Economist.com wird deswegen auch gleich bissig formuliert: “it is one of the most mentioned, but least understood, concepts in the financial market debate today”.

In dem Artikel A fluid concept werden mehrere Anhaltspunkte für die Messung und das Verständnis der globalen Liquidität vorgestellt. Nach diversen Angaben zu einzelnen Messgrößen (Grafiken auch da) ist zu lesen:

Globally, money looks plentiful. In the euro area and Britain, broad money growth is running well ahead of nominal GDP. Or take the global supply of dollars, fuelled by America’s large current-account deficit, the accumulation of reserves by foreign governments and their recycling back to the United States. A common measure of this, says Mr Barnes, is the American monetary base plus United States securities held by the Fed for foreign countries. Its annual growth rate peaked in 2004, at more than 20%. But because those securities have continued to pile up, this measure of liquidity is still growing at a rate of around 10% (see right-hand chart, above). Another gauge, combining all foreign-exchange reserves with America’s monetary base, has risen at an average rate of perhaps 18% in the past four years. And this omits the contribution to global liquidity of the Bank of Japan, whose low interest rates are fuelling the “carry trade”.

All this is reflected in financial markets for everything from developing-country debt to corporate junk, commodities and art. Global willingness to save and lend is running ahead of investment. Ben Bernanke, chairman of the Fed, has spoken of a savings glut. Then again, the real puzzle could be companies’ “investment restraint”, according to Raghuram Rajan, of the University of Chicago’s business school (and until recently chief economist at the IMF). Maybe, he suggests, investment is becoming more centred on people and less on physical capital; maybe physical investment is being switched to emerging economies; maybe uncertainty still holds back investment abroad—as it does not, say, investment in property at home. Whatever the cause, a shortage of investment in fixed assets implies a shortage of debt collateralised on them. The financing glut has thus spilled over into markets for existing assets.

Economist.com, A fluid concept

Danach hat sich das Liquiditätswachstum etwas beruhigt, verbleibt aber immer noch über dem BIP-Wachstum. Die Märkte scheinen mit Geld gut versorgt zu sein. Interessant erscheint mir hier immer noch der Hinweis, dass die Investitionen in der realen Wirtschaftstätigkeit (oder fixed assets) zurückbleiben. Noch können wir nicht von einem realwirtschaftlichen Investitionen-Boom sprechen? Für mich eher ein Zeichen dafür, dass wir noch nicht den Scheitelpunkt des Wirtschaftszyklus überschritten haben.

Kategorien: Analysen · Frontpage · Gesamtmarkt

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3 Kommentare bis jetzt ↓

  • finanzexperte // 12. Feb, 2007

    Die Liquiditätsschwemme begründet sich durch die lange extrem expansive Geldpolitik der Zentralbanken. Die Wirtschaft ist seit 4 Jahren wieder im Aufschwung und die Notenbankzinsen in den USA und Europa sind gerade mal im neutralen Bereich angekommen. Japan ist weiter extrem expansiv (Carry-Trades). Andererseits sind viele extrem pessimistisch. Deswegen wird auch wenig investiert. Ein Grund daran ist der stark gestiegene Ölpreis. aber vieles von diesem Geld geht wieder in die Rentenmärkte…

    Und ohne Ãœberinvestitionen und restriktiver Geldpolitik gibt es keinen Abschwung.

  • Saviano // 12. Feb, 2007

    Zum Thema “Liquidität” verweist Trader’s Quest auf den frischen Artikel in der FTD.de Die Liquidität sickert aus allen Ritzen

  • Saviano // 12. Feb, 2007

    Und ohne Ãœberinvestitionen und restriktiver Geldpolitik gibt es keinen Abschwung.

    Was heißt das? Ãœberinvestitionen sind natürlich lieber zu vermeiden, geht aber häufig nicht … Aber warum soll restriktive Geldpolitik den Aufschwung bringen?

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