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Börsennotizbuch

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Abseits der Börse: Die Medienlandschaft im Wandel

10. Februar, 2007 ·

Laptop-Online-JournalismusKlar ist das Thema nicht sonderlich neu, nicht wenig wurde darüber geschrieben. Heute lese ich in der Zeit einen Artikel, der sich mit dem ziemlich rapiden Rückgang der gedruckten Ausgaben der US-amerikanischen Zeitungen beschäftigt. Interessant sind die Zahlen:

Eine Revolution verändert die Medienwelt, und der Revolutionär, der alles, was uns vertraut ist, umstürzt, ist das Internet. Sein rasantes Wachstum stellt das alte Geschäftsmodell der Zeitungsverlage radikal infrage, denn Leser und Anzeigenkunden gehen in immer rascherem Tempo online. Nichts unter dem Zeitungshimmel bleibt, wie es war.

Um das Ausmaß des Wandels deutlich zu machen: Im Jahr 1984 wurden in den Vereinigten Staaten täglich 63,3 Millionen Zeitungsexemplare verkauft; im vergangenen Jahr waren es nur noch 43,7 Millionen – ein Rückgang von rund einem Drittel in gut zwanzig Jahren. Es traf vor allem Amerikas große, renommierte Tageszeitungen, Blätter von nationaler und internationaler Bedeutung. Die Los Angeles Times verkaufte 1990 noch 1,2 Millionen Exemplare, heute sind es 770000; die Auflage sank allein im ersten Halbjahr 2006 um acht Prozent. Bei der New York Times betrug der Rückgang im selben Zeitraum 3,5 Prozent, bei der Washington Post 3,3 Prozent. Ein Trend, der seit Längerem anhält.

Zeit.de, Papier wird ungeduldig

Dies könnte Stoff zum Nachdenken für diejenigen sein, die auch Investitionen in Aktien der Verlage tätigen und/oder planen. Und zwar nicht nur in US-amerikanischen Unternehmen, sondern auch in Europa, denn dieser Trend ist auch auf dem Alten Kontinent zwar noch nicht so klar ausgeprägt, aber durchaus präsent und im Kommen. Allerdings – wie auch im Artikel geschrieben – bedeuten die fallenden Auflagen der gedruckten Zeitungen nicht unbedingt schlechtere Wirtschaftlichkeit:

Guter Journalismus jedenfalls bleibt gut fürs Geschäft. Noch verdienen viele Verlage anständige, oft zweistellige Renditen. Ein Artikel in der amerikanischen Online Journalism Review über Zeitungen im digitalen Zeitalter kam zu dem Schluss: “Alles deutet darauf hin, dass Zeitungsverlage ein blühendes und profitables Geschäft bleiben und dass Nachrichten noch sehr lange Zeit auf Papier verbreitet werden. Die Verlage haben noch eine Atempause, um mit neuer Technologie, mit neuen Märkten, neuen Geschäftsmodellen und neuen Medien zu experimentieren.”

Die Lage sieht also nicht so schlecht aus, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Leser, die die Zeitungen am Kiosk verloren haben, jetzt das Online-Angebot nutzen. In diesem Prozess gibt es natürlich Gewinner und Verlierer je nachdem wie erfolgreich sich die traditionellen Verlage auf die neuen Gewohnheiten der Verbraucher angepasst haben. Die sinkenden Auflagen bedeuten natürlich tendenziell sinkende Einnahmen (durch den Verkaufspreis, wohingegen die Online-Angebote weitgehend kostenfrei zur Verfügung gestellt werden), andererseits dürfte die Digitalisierung der Inhalte Druck- und Produktionskosten sparen (denken sie auch an die Kapitalinvestitionen in Maschinen). Die anderen Einnahmequellen (vorwiegend Werbung) sollten theoretisch erhalten bleiben. Und unter dem Strich würde ich mehr Chancen erwarten.

Aus Sicht der “Qualitäts-Problematik” – damit meine ich die Befürchtung, dass mit den klassischen Medien auch die Zeit, Bezahlung und Qualität der journalistischen Tätigkeit leiden würde – kann man trotzdem – noch – der Entwicklung relativ entspannt entgegensehen. Wie richtig angemerkt wird, können sich die Zeitungen nicht durch Schnelligkeit in der modernen Medienlandschaft durchsetzen. Ihre Gründlichkeit und Qualität werden immer mehr als die wichtigsten “Wettbewerbsvorteile” vorrücken. Man kann es auch positiv formulieren: wir könnten weniger gedruckte Zeitungen haben/brauchen, dafür aber wertvollere.

Und dass Online-Journalismus auch qualitativ hochwertig sein kann, steht – selbstverständlich - außer Frage …

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