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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Bill Miller – nicht alleine auf die Performance achten

5. Dezember, 2007 · 3 Kommentare

Bill Miller, der die einmalige (oder ganz, ganz seltene) Serie von 15 aufeinanderfolgenden Jahren mit besserer Performance als der S&P 500 vollbracht hat, ist dabei, zum zweiten Mal schlechter als diese Benchmark zu liegen.

Zunächst die Meldung:

Miller’s fund failed to outperform the S&P 500 in 2006. And as of Dec. 3, Miller’s chances of beating the market this year do not look promising. The Legg Mason Value Trust fund is down 6.1 percent year-to-date compared to a 5.8 percent total return for the S&P 500. (Total return includes the reinvestment of dividends.)

CNNMoney.com, Bill Miller’s new streak

Im gleichen Artikel von CNNMoney.com werden auch einige der wichtigsten Positionen von Bill Millers Fond Legg Mason Value Trust erwähnt: Auch wenn darunter gute und gewichtige Picks zu finden sind (wie Amazon, Google (!), die sehr gut gestiegen sind) , kommt die Underperformance vor allem durch relativ große Positionen in den angeschlagenen Finanztiteln (Banken, Hypothekenanbieter). Die komplette Energy-Rally (in diesem Jahr) hat Miller mehr oder weniger verpasst.

Also, gut – das zweite Jahr unter der Benchmark. Ist das so wichtig?

Bill Miller hat eine sehr lange und bewährte Erfahrung an der Börse und ist – vom Anlagestil her – ein ausgesprochener Antizykliker. Typisch für eine antizyklische Strategie ist, dass sie zunächst schlechter performt. Die Frage ist, sieht der Mann nicht etwas, was die Masse der Investoren zur Zeit nicht sieht. Grundsätzlich ist es sowieso meine Ãœberzeugung, dass die Performance einzelner Jahre (genau so wie die Prognosen auf einzelne Jahre) zu wenig über die Qualitäten eines Investors aussagen. Wichtiger ist die grundsätzliche Haltung. Ãœber diese kann man etwas mehr im Investment Commentary (PDF) von Bill Miller vom 2. November 2007 erfahren.

Bill Miller hat sich nun stärker in den Aktien engagiert, die keiner will, deren Bewertungen (und Kurse natürlich) ziemlich durch Angst, Unsicherheit und Pessimismus gedrückt sind. Im oben genannten Dokument spricht Miller von einem erwarteten Wechsel an der Börse, aber jetzt nicht ein Richtungswechsel (zumindest habe ich das nicht so verstanden), sondern von einem Branchen-, Titel- und Stilwechsel. Er schreibt ungefähr so (weil etwas aus dem Kontext gerissen):

What has worked for the past 5 years continues to work, and what has worked is the high beta trade on global synchronized recovery. When everyone was panicked about deflation in 2002, the right thing to do was to bet on reflation. The winners have been commodities, especially energy, materials, industrials, non-US, non-dollar, and emerging markets.

What seems to have escaped notice is that all those winners bottomed with the peaking of junk bond spreads in the summer of 2002, and have risen concomitantly with the consistent narrowing of credit spreads that began to end in March of this year. If that was not just a spurious correlation, and I do not think it was, then there is trouble ahead for those crowded into all the popular favorites.

Und etwas später:

Where will the new leadership come from? The same place it usually does: the old laggards. I think the new leadership will be US, large-cap, dollar-based, and grow to encompass what no one wants to own today, especially financials and consumer. I also think so-called growth stocks will continue to do fine. When growth becomes scarcer and the discount rate becomes lower, growth becomes more valuable.

An anderer Stelle habe ich dieses Interview gelesen (noch relativ frisch und empfehlenswert): Man behind the streak

Wie ich auch schon mal gesagt habe (oho!) — die Aktien gegeben diese Anleiherenditen und eine (ich sag mal) “vernünftige” Wirtschaftsentwicklung, sind wahrscheinlich 10 bis 15 (die deutschen wohl eher 20) Prozent unterbewertet. Das war auch Anfang des Jahres so, und auch jetzt. Als der Dax dann zur Mitte des Jahres schnell stieg, verringerte sich diese Unterbewertung. Trotzdem auch am Hoch, hielt ich die Aktien für gute Investition (aber eben nicht mehr unterbewertet).

Die wirtschaftliche Entwicklung ist sicherlich momentan etwas in Frage gestellt, aber ich schaue, erstens, eher auf die etwas längerfristige Periode, und zweitens, ich sehe eine Welt, die besser als je zuvor für Wachstum und Prosperität gewappnet ist. Etwas kurzfristiger (denn Kapitalismus ist nun mal kurzfristig): die Welt ist vielleicht jetzt ebenso besser als je zuvor gewappnet, Finanzkrisen zu begegnen.

Die zweite entscheidende Frage – wie werden die Anleihen reagieren? Wir haben auf der einen Seite die Ausweitung der Kredit-Spreads (wie von Bill Miller angesprochen), auf der anderen aber generell niedrige Zinsen bei den Staatsanleihen und den Investment Grade Unternehmensanleihen. Außerdem eine steiler werdende Zinskurve, was den Sorgenkindern Banken zugute kommen sollte.

Solange die Zinsen unten bleiben – bleiben auch die Aktien eher ein guter Kauf. Nur auf die Spreads ist zu achten (vgl. Augen auf die Zinsen).

Kategorien: Analysen · Frontpage

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