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Börsennotizbuch

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Monoliner unter Druck. Barclays lagert Giftpapiere aus.

17. September, 2009 · 1 Kommentar

Die Monoliner haben auch vor mehreren Monaten dicke Schlagzeilen gemacht. Es handelt sich dabei um Anleiheversicherer wie AMBAC oder MBIA, die sich (einzig und daher “mono”) darauf spezialisiert haben, ihre — in der Regel: beste – Kreditbonität zu “verleihen”, sprich: gegen eine Gebühr die Schulden anderer Emittenten zu garantieren. Die so versicherten Kunden können am Kapitalmarkt deutlich günstigere Konditionen erzielen.

Entsprechend ist es für die Monoliner äußerst kritisch, eine hohe Bonitätsnote zu haben (das ist ja die Geschäftsgrundlage). Letzteres ist im Zuge der Krise nicht länger und nicht ohne weiteres der Fall. Im Juni 2009 wurde zum Beispiel die Bonität von zwei ganz großen Adressen heruntergestuft: AMBAC und MBIA verfügen seitdem nur über ein AA von Standard & Poor’s. Auf diese Weise ist das Geschäft mit öffentlichen Schulden (die sonst meist AA-Ratings tragen) praktisch unmöglich.

Auf jeden Fall sind die Monoliner, die weltweit Schulden in Billionen-Höhe verischert haben, unter Druck geraten und stellen nach allgemeiner Übereinstimmung eine der größten Gefahren für die Finanzwelt dar.

Da der Versicherungsschutz an Wert verliert, entstehen auch bei den Käufern versicherter Papiere Wertverluste. Die Banken müssen zunehmend damit rechnen, dass sie im Fall der Fälle die Ausfallrisiken selbst zu tragen haben. Die britische Barclays sieht sich nun gezwungen zu handeln und lagert Teile der Anleiherisiken aus:

Die Krise der amerikanischen Anleihenversicherer (Monoliner) zwingt die britische Bank Barclays zur Auslagerung von Kreditrisiken im Umfang von 12,3 Mrd. $. Dazu wird eine Gesellschaft mit dem Namen Protium aufgesetzt, die von zwei ehemaligen Mitarbeitern verwaltet wird. Unterlegt wird das Vehikel mit einem 12,6 Mrd. $ großen Kredit durch Barclays und 450 Mio. $, die die Partner einschießen werden.

[...]

Das ausgelagerte Portfolio von Barclays verdeutlicht die Dimension. Bei 8,2 Mrd. $ handelt es sich um Monoline-Risiken. Dabei geht es um mit Privathypotheken besicherte Wertpapiere (Residential Mortgage Backed Securities, RMBS), mit gewerblichen Immobilienkredite besicherte Anleihen (Commercial Mortgage Backed Securities, CMBS) und komplexe Kreditportfolien, sogenannte Collateralized Loan Obligations (CLOs). Die restlichen 4,1 Mrd. $ verteilen sich auf besicherte Finanzinstrumente und Hypothekenprodukte.

Aus regulatorischer Sicht hat Barclays durch die Transaktion keinen Vorteil, die Wertpapiere bleiben auf der Bilanz. Das bedeutet, dass sie im Fall von Wertverlusten mit mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen.

FTD.de, Barclays gründet Müllhalde für Giftpapiere

Und warum macht man das, wenn sich die Transaktion auf die Bilanz und das Schadensrisiko nicht auswirken soll? WSJ zitiert die Analyse von Credit Suisse, wonach Barclays mit diesem Schritt praktisch zugibt, die Monoline-Risiken nicht ausreichend abgeschrieben zu haben (diese seien per Juni mit 28 Cent pro Dollar bewertet). Statt eine Neubewertung (und somit Abschreibung) vorzunehmen, ziehe Barclays vor, die wohl notwendige Korrektur über mehr als 10 Jahre in Form eines reduzierten Zinseinkommens zu “strecken”.

Kategorien: Frontpage · Mainstream-Media

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