Gestern erreichten uns die erfreulichen Daten zu den Auftragseingängen der Industrie:
Die Auftragseingänge in der Industrie sind erneut kräftig angestiegen. Vorläufigen Angaben zufolge [2] nahmen sie im März gegenüber dem Vormonat preis- und saisonbereinigt [3] um 2,4 % zu. Im Vormonat Februar hatten sie sich bereits um aufwärts revidiert 4,3 % erhöht. Der Umfang an Großaufträgen war für einen Monat März überdurchschnittlich hoch. Die Impulse für die Bestelltätigkeit in der Industrie kamen sowohl aus dem Inland (+2,9 %) als auch aus dem Ausland (+2,1 %). In den Hauptgruppen profitierten vor allem die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern (+2,8 % bzw. +2,9 %). Die Auftragseingänge bei den Herstellern von Konsumgütern gingen hingegen leicht zurück (-0,7 %).
Entwicklung des Auftragseingangs in der Industrie März 2007 [1]
Mit einem Wort – der Aufschwung setzt sich fort, und zwar für viele unerwartet stark. Die neuen Konjunkturdaten veranlassen Dieter Wermuth vom Blog Herdentrieb, die Konjunktur-Prognose für dieses Jahr zu bekräftigen (die Autoren von Herdentrieb sind unter den wenigen, die deutlich am oberen, optimistischen Rand der Prognosen stehen) – eine Drei vor dem Komma sieht für 2007 immer wahrscheinlicher aus.
Und nicht nur das: auch eine Vollbeschäftigung erscheint nicht mehr ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, oder wie Wermuth schreibt:
Wenn der Konjunktur die Zügel gelassen werden, die Unternehmen ein paar Jahre lang gute Gewinne machen dürfen, der Staat auf Konjunkturprogramme verzichtet und – mit am wichtigsten – die Notenbank niedrige Realzinsen zulässt, ist auf einmal sogar wieder Vollbeschäftigung denkbar.
Vollbeschäftigung ist möglich
Dieter Wermuth beschäftigt sich im oberen Artikel mit unterschiedlichen Aspekten des deutschen Aufschwungs. Sehr lesenswert.
Für die Börse besonders wichtig:
- Die Gewinne steigen kräftig weiter.
- Die Kapazitätsgrenzen in Deutschland (Europa) dürften noch ein Stückchen entfernt liegen (“sonst würde die Produktion nicht so rasch zunehmen”), was der Aufschwung von dieser Seite wohl nicht bremsen wird.
- Die Staatsverschuldung schmilzt rapide (!) – was tendenziell entlastend auf die langfristigen Zinsen wirken soll.
Es gibt auch einige Punkte, die man noch aufmerksam verfolgen sollte:
- Die realen Einzelhandelsumsätze sind gegenüber dem letzten Quartal 2006 um 2,4 Prozent gefallen. Die große Konsumlaune ist also noch nicht ausgebrochen (hierfür sind bestimmt die Mehrwertsteuer-Effekte mit verantwortlich). Die Treiber des Aufschwungs sind vor allem unter den Investitionsgüterproduzenten zu suchen. Möglicherweise intensiviert sich die Investitionstätigkeit, die in diesem Konjunkturzyklus insgesamt (auch weltweit) eher mau war. Vielleicht bleiben die Hoffnungen, dass ein zweiter Konjunkturschub aus der Investitionsaktivitäten der Unternehmen ausgehen wird, endlich nicht unbegründet.
- Allerdings kann man auch viel gelassener den Tarifverhandlungen und höheren Löhnen entgegensehen, und sogar eindeutig insgesamt positive Effekte für die Konjunktur durch die Lohnsteigerungen erwarten. Denn Produktivität, Gewinne und Kapazitätsauslastung stehen sehr günstig da.
- Der Außenhandelsüberschuss geht zurück.
- In den USA ist der Konjunkturzyklus viel weiter fortgeschritten; dort werden nicht mehr große Produktivitätssteigerungen gemessen, die Löhne steigen ziemlich stark, und die Geschäftstätigkeit insgesamt verlangsamt sich deutlich.
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