Die erste Schätzung des US-BIP im zweiten Quartal fällt insgesamt besser aus als erwartet. Die US-Wirtschaft soll demnach mit einer annualisierten Jahresrate von 1% geschrumpft sein. Das Tempo der Rezession hat somit substanziell nachgelassen: Im ersten Quartal hatten wir eine (annualisierte) Jahresrate von revidierten -6,4% (erste Lesung -5,5%).
(“Annualisierte Jahresrate” ist schon ein Ding, was? Gemeint ist: Die Quartalszahl wird aufs Jahr, also für 4 Quartale, hochgerechnet. Etwas anderes ist die Jahresrate im Sinne der Differenz zum Vorjahresquartal).
Die Prognosen deckten zwar eine ziemlich breite Range zwischen -2,7% und +0,6% ab, aber der Konsens lag bei ca. -1,5%. Das aktuelle “Minus 1 Prozent” ist allerdings eine noch vorläufige Zahl, die auf “unvollständigen Daten” basiert und gewöhnlich später revidiert wird.
Das US-BIP wäre somit 3,9% kleiner als im 2. Quartal 2008. Dies ist das vierte negative Quartal in Folge und der größte Rückgang (zum Vorjahresquartal) seit 1947.
Die Meldung des Bureau of Economic Analysis: Preliminary GDP [PDF].
Eine wichtige Komponente, die Verbraucherausgaben (consumer spending), geben jedoch Grund zur Sorge: Sie sind mit 1,2% stärker gefallen als das BIP und deutlich stärker als die Prognose (ca. -0,5%).
Real personal consumption expenditures decreased 1.2 percent in the second quarter, in contrast to an increase of 0.6 percent in the first. Durable goods decreased 7.1 percent, in contrast to an increase of 3.9 percent. Nondurable goods decreased 2.5 percent, in contrast to an increase of 1.9 percent. Services increased 0.1 percent, in contrast to a decrease of 0.3 percent.
Quelle: BEA, Link oben
Was hat eine katastrophale Zahl verhindert? Na, was wohl, die Regierungsausgaben (Verbrauch und Investitionen). Die Letzteren sind um 10,9% gestiegen …
Real federal government consumption expenditures and gross investment increased 10.9 percent in the second quarter, in contrast to a decrease of 4.3 percent in the first. National defense increased 13.3 percent, in contrast to a decrease of 5.1 percent. Nondefense increased 6.0 percent, in contrast to a decrease of 2.5 percent. Real state and local government consumption expenditures and gross investment increased 2.4 percent, in contrast to a decrease of 1.5 percent.
Quelle: BEA, Link oben
… und auch der Export konnte positiv beitragen — er ist zwar gefallen (real -7%), aber weniger stark als die Importe (real – 15,1%).
Was uns noch zusätzliche Hoffnung für das 3. und 4. Quartal gibt, ist die Entwicklung der Lagerbestände. Im ersten Quartal haben die Unternehmen die Lager außerordentlich stark reduziert (was das BIP mindert, denn es wird weniger produziert). Erwartungsgemäß konnte dieses hohe Abbautempo nicht aufrechtgehalten werden. Trotzdem haben die Unternehmen im 2. Quartal die Bestände weiter sinken lassen, jedoch nicht mehr so kräftig. Dies drückte das BIP um 0,83 Prozentpunkte.
Von Inflation gibt es keine Spur: Der BIP-Preisindex legt um nur 0,2 Prozent zu (Q1 revidiert: 1,9%).
Außerdem wurde der Arbeitskostenindex für das 2. Quartal 2009 bekannt gegeben: Dieser ist um 0,4% zum Vorquartal und um 1,8% zum Vorjahresquartal gestiegen.
4 Kommentare bis jetzt ↓
Die US-Wirtschaft schrumpft um 1% im zweiten Quartal • Börsennotizbuch // 31. Jul, 2009
[...] Börsennotizbuch (Deutsch). [...]
Die Investitionen in den USA sinken stark • Börsennotizbuch // 31. Jul, 2009
[...] heutige BIP-Schätzung für das 2. Quartal 2009 offenbarte einen starken Rückgang der Investitionen des privaten Sektors in den USA: [...]
US-BIP, Video: “Im Moment spielt die Psychologie eine große Rolle” • Börsennotizbuch // 1. Aug, 2009
[...] US-BIP im 2. Quartal, noch mal. Die Zahlen lieferten widersprüchliche Signale und lassen sicherlich sowohl die Thesen der Pessimisten als auch die [...]
Alan Greenspan: Die Wirtschaftserholung ist unterwegs. Der Immobilienmarkt kann aber einen Strich durch die Rechnung machen. • Börsennotizbuch // 3. Aug, 2009
[...] Das US-BIP könne im 3. Quartal durchaus mit 2,5% wachsen (verglichen mit Q2: -1%, und Q1: -6,4%, s. mehr zu US-BIP) [...]
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