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Die Liquiditätsspritze

11. August, 2007 · 5 Kommentare

Spritze Liquiditaet

Noch einmal zu einem wichtigen “Ereignis” an den Finanzmärkten dieser Woche: die konzentrierte Liquiditätsspritze seitens der wichtigsten Notenbanken der Welt, die insgesamt (umgerechnet) ca. 230 Mrd. Euro ins System “pumpten”. Die Angst, dass sich die Hypothekenkrise und die feststellbaren Liquiditätsengpässe in Teilbereichen des Kapitalmarktes, noch ausweiten können, veranlassten die Notenbanken zu dieser koordinierten Aktion. Mehr darüber im aktuellen Zeit-Bericht: Notenbanken kämpfen gegen Krise an.

Für dieses Handeln gab es tatsächlich ganz offensichtliche, faktische Gründe: die Geldmarktsätze waren erheblich gestiegen (ein kleines Einmaleins der Liquiditätsversorgung bei FAZ.net, bebildert). Also mussten die Banken eingreifen. Im Fed-Statement (so wie ich es gedeutet habe) wurde zunächst signalisiert, dass die Inflations- und Konjunkturziele im Vordergrund bleiben, was – meiner Meinung nach – den Markt ein bisschen verschreckt hat. Jetzt – wie gesagt aus Not – wird ein Gegenakzent gesetzt: die Banken sind mit der Notenpresse noch da…

Was ich noch im Zeit-Bericht spannend fand:

In einigen asiatischen Ländern sahen sich die Notenbanken wegen der Krise zudem gezwungen, am Devisenmarkt zu intervenieren, um die eigenen Währungen zu stützen. So verkauften die Zentralbanken auf den Philippinen, in Malaysia und Indonesien massiv Dollar-Reserven. Zuvor hatten sich Investoren aus riskanten Anlagen zurückgezogen und damit die Landeswährungen unter Druck gebracht. Nach den Interventionen stabilisierten sich die Kurse wieder. Die Bank of Korea kündigte dagegen an, nicht am Devisenmarkt eingreifen zu wollen, was die Talfahrt der Landeswährung Won beschleunigte. Die Zentralbank kündigte aber an, die Märkte jederzeit mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen, falls sich die Krise verschlimmere. Ähnlich äußerten sich die Währungshüter in Singapur.

Vertrauen, Vertrauen! Nicht dass die asiatischen Wirtschaften schlecht da stünden – ihre Finanzlage ist wohl die beste in ihrer gesamten Geschichte; und in den USA – Hypothekenkrise, Bilanzdefizite (gleich mal doppelte), niedrige Sparrate … und doch, im Zweifel, mehr Vertrauen… Zumindest würde ich es so sehen …

Kategorien: Frontpage · Gelesen · Gesamtmarkt

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5 Kommentare bis jetzt ↓

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    [...] Für die Uneingeweihten: der Spitzname des jetzigen Fed-Chefs Ben Bernanke, der sich hartnäckig hält, ist Helicopter-Ben, in Anspielung auf seine frühere Äußerungen in Bezug auf Bewältigung von Liquiditäts- und sonstigen Krisen (”zur Not auch Geldscheine per Helikopter regnen lassen”). Barry Ritholtz lässt sich die Möglichkeit nicht nehmen (die Liquiditätsspritzen diese Woche) und schreibt: Time to Warm Up The Helicopters? [...]

  • kapitalmarktexperten.com » Wochenausblick Börsenwoche KW 33 (13.08. - 17.08.2007) // 12. Aug, 2007

    [...] Die US-Hypothekenkrise hat nun vollständig Besitzt von den Märkten ergriffen und hat diese voll im Würgegriff. Inzwischen haben wir schon eine derartige Dimension erreicht, dass die wichtigsten Zentralbanken rund um den Globus Ende letzer Woche mehr als 300 Milliarden Dollar kurzfristige Liquidität zusätzlich in den Markt gepumpt haben, nur um das Bankensystem am Laufen zu halten. Das ist soviel wie seit den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht mehr (ausführlicheres zur Liquiditätsspritze gibt es HIER). Insbesondere diese Maßnahmen stimmen mich sehr nachdenklich, da diese massiven Stützungen darauf schließen lassen, dass hier noch ganz andere Probleme im Dunkel liegen, von denen bisher nur die Notenbanken als Insider wissen. [...]

  • Die Liquiditätskrise bei Herdentrieb • Börsennotizbuch // 12. Aug, 2007

    [...] Die Liquiditätskrise und die Liquiditätsspritze der EZB (unter anderem) ist auch Thema des neuen Beitrags von Dieter Wermuth bei Herdentrieb. Und nach seinen lesenswerten Ausführungen empfiehlt Wermuth den Lesern, mit dem Schlimmsten zu rechnen: Es geht jetzt vor allem darum, wie groß die realwirtschaftlichen Effekte der Liquiditätskrise sein werden. Wird es zu einer Rezession kommen? Oder zu mehr? Die geneigten Leser jedenfalls tun gut daran, mit dem Schlimmsten zu rechnen – also fürs Erste auf langlaufende Bundesanleihen umzusteigen. Wenn eine Blase platzt – so wie es jetzt der Fall sein könnte – sind die Kollateralschäden deflationärer Natur. Relativ riskante Aktiva zu verkaufen ist natürlich leider eine Strategie, die die Krise verschärfen würde. Deflation entsteht, wenn jedermann seine Verschuldung abbauen möchte. [...]

  • Die Hilfe der Notenbanken • Börsennotizbuch // 13. Aug, 2007

    [...] Jetzt kam es aber zu Abruptionen gerade in diesem Sektor, die Liquidität vertrocknete kurzfristig (die Institutionen zogen sich zurück, denn sie wissen selber nicht genau, wie liquide sie und ihre Fonds sind). Der Markt reagierte sofort mit höheren Geldmarktzinsen, was die kurzfristige Finanzierung noch zusätzlich erschwert. Kein Wunder also, dass die Notenbanken schnellstens Geld zur Verfügung stellen mussten. [...]

  • Geldmarkt-Engpass • Börsennotizbuch // 3. Sep, 2007

    [...] Durch die Liquiditätsspritzen und die starken Schultern der großen Banken konnte eine wirkliche Krise noch aufgehalten werden. Genauerer Blick braucht man jedoch allemal. Bern Ziesemer kommentiert: Immer mehr Investment-Gesellschaften, wie sie auch von deutschen Banken gegründet worden sind (siehe SachsenLB), kommen also auf „normalem“ Wege nicht mehr an die notwendige Liquidität für ihr Geschäft. So lange starke Mutterhäuser hinter den Investment-Gesellschaften stehen, sorgen sie auf anderen Wegen für die notwendige Liquidität. Als Anleger sollte man sich aber sehr genau anschauen, welche schwachen Mutterhäuser in der Vergangenheit ein großes Rad auf diesem Gebiet gedreht haben. Denn diese Banken bekommen heftige Probleme, je länger die Krise auf dem Commercial Paper Markt anhält. Eine gute Nachricht immerhin gibt es: Das Volumen auf dem Commercial Paper Markt geht zwar nach wie vor zurück – aber langsamer als am Anfang. Für eine Entwarnung aber ist es noch zu früh. [...]

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