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Börsennotizbuch

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Die Hilfe der Notenbanken

13. August, 2007 · 1 Kommentar

Conrad Mattern schreibt in der Zeit über die Krise, die auch den Geldmarkt, diesen so sicher geglaubten Sektor, erreicht hat. Die komplexen Finanzinstrumente die vor allem rund um die Hypothekenfinanzierungen geschnürt und weiterverkauft wurden, hatten Anteil und jetzt auch Auswirkung am Geldmarkt, der sich bisher, wie gesagt, mit sicherer Liquidität und äußerst ruhigem Verhalten auszeichnete. Deswegen wurde er auch als “Parkplatz” für Kapital auch oder insbesondere in unsicheren Zeiten genutzt.

Jetzt kam es aber zu Abruptionen gerade in diesem Sektor, die Liquidität vertrocknete kurzfristig (die Institutionen zogen sich zurück, denn sie wissen selber nicht genau, wie liquide sie und ihre Fonds sind). Der Markt reagierte sofort mit höheren Geldmarktzinsen, was die kurzfristige Finanzierung noch zusätzlich erschwert. Kein Wunder also, dass die Notenbanken schnellstens Geld zur Verfügung stellen mussten.

Conrad Mattern weist aber auf die mitunter falschen Signale hin, die aus ähnlichen Aktionen ausgehen:

Natürlich müssen die Notenbanken eingreifen, wenn das Finanzsystem in Gefahr ist. Aber sie senden durch ihr Handeln auch das Signal aus, dass einzelne Marktteilnehmer für zweifelhafte Methoden nicht bestraft werden. Vor langer Zeit war noch klar, dass Fehlverhalten in den Ruin führen konnte. Das ist nicht mehr so. Die Teilnehmer am Finanzmarkt gehen ihren Geschäften in der Gewissheit nach, dass die Notenbanken etwaige Turbulenzen schon stabilisieren werden, selbst wenn von Mal zu Mal ein immer stärkeres Gegensteuern nötig ist. Irgendwann zehrt das auch an der Glaubwürdigkeit dieser Institutionen.

Ich glaube, die Notenbanken sind sich dieses Dilemmas bewusst. Und sie werden wohl versuchen, irgendwie einen Mittelweg zu gehen: Den Spekulanten keinen allzu sicheren Gefühl geben, denn gerade die niedrigen Risikoaufschläge bei den Zinspapieren (ich glaube das muss hier hervorgehoben werden – nicht so viel bei den Aktien, sondern bei den Zinspapieren) haben erhöhtes Korrektur- und Unsicherheitspotenzial im System aufbauen lassen; eine Normalisierung täte hier im Prinzip gut, solange kein Dominoeffekt losgetreten wird.

Auf der anderen Seite steht die Inflation und die reale Wirtschaftsentwicklung (und somit vieles, was wir direkt mit der Glaubwürdigkeit der Notenbanken verbinden). Die Gratwanderung wird es sein, den Zeitpunkt zu erwischen, an dem der Dominoeffekt in Richtung reale Wirtschaft durch die (möglichen, ja wahrscheinlichen weiteren) Verwerfungen am Kapitalmarkt spürbar wird. Oder eher ein Tickchen früher …

Zwischenzeitliches Eingreifen, wie letzte Woche, ist nur pragmatisch und eigentlich nichts mehr als “zwischenzeitlich”. Angesichts dessen, wird es mich nicht wenig wundern, wenn wir nicht noch etwas mehr pain in den Märkten sehen.

Eines scheint jetzt aber sicher: dieses Jahr gab es und wird es keine Sommerflaute mehr geben.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Zinsen

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1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Saviano // 13. Aug, 2007

    Aber helfen werden die Notenbanken schon Рsie haben genug von der Vergangenheit gelernt. Fed-Chef Bernanke hat h̦chst perșnlich viel Research hierzu gemacht, viel publiziert und bei mehreren Gelegenheiten klare Position signalisiert.

    Die Frage ist, wann? Bei wie viel Schwierigkeiten? Und hier denke ich wieder – bei ca. Minus 5 Prozent im Dow Jones vom kurz zuvor erreichten Allzeithoch sind die Schreie nach einem massiveren Eingreifen der Fed einfach zu früh und auch womöglich gar nicht notwendig …

    Noch etwas dazu, dass die Fed doch Wache steht: I’m Ben Bernanke, I’m here to rescue you!

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