Börsennotizbuch

Am Anfang des Jahres werden wir etwas häufiger auf die Jahresausblicke von Banken, Analysten und Wirtschaftsmedien verweisen. Nicht, dass diese richtig sein sollen (in der Vergangenheit waren sie häufiger falsch als richtig), aber sie widerspiegeln gewissermaßen die Stimmung auf dem Parkett sowie die Themen, auf die sich das Börsenpublikum im Moment konzentriert.

Hilfreiche Vorarbeit leistet die FTD: Sie bezeichnet die Börsenprognosen als optimistisch. Genauere Zahlen werden zwar nicht angegeben, aber der allgemeine Tenor sei sehr zuversichtlich. Der Artikel hingegen verbirgt nicht die skeptische Einstellung der Redakteuren (kein konkreter Autor, vgl. FTD/Das Kapital: Aktien, Renten und Währungen 2010).

Die Analysten-Zuversicht basiere auf eine Art Goldilock-Konstellation zwischen niedrigen Zinsen, niedriger Inflation und aufkommendem Aufschwung. Das geht ungefähr so:

• Die geldpolitische Offensive der Notenbanken liefert genug Liquidität für steigende Kurse.
• Die Notenbanken werden die Liquidität solange nicht (rapide) abschöpfen, bis sie sicher sind, dass die Konjunktur gut unterwegs ist.
• Die Inflation wird dabei niedrig erwartet — selbst bei einem Anziehen der Konjunktur kann der Inflationsdruck für eine ganze Weile ausbleiben (insb. weil die Arbeitslosigkeit und die unausgelasteten Kapazitäten hoch sind). D.h. die Inflation könne stärker steigen, erst wenn die Wirtschaft gut läuft. In diesem Falle aber sollten die Kurse höher stehen…
• Und schließlich: Bleibt ein überzeugender Aufschwung aus, werden die Notenbanken keinen Grund für eine restriktivere Geldpolitik haben, was einer “Liquiditätsstütze” für die Börsen gleichkommen würde.

Ich kann dieser Beschreibung und Logik sehr wohl folgen. Ebenso dem Punkt, dass die Börsentendenz sehr stark von der Entwicklung am Anleihemarkt abhängen wird (hohe Zinsen dort würden Schwierigkeiten bedeuten). Etwas beunruhigend ist in der Tat, dass sich ein optimistischer Konsens bildet.

Mehr folgt…