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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die Inflationssorgen sind noch sehr verfrüht

8. April, 2009 ·

Es stimmt, dass die Fed (am meisten) und die anderen Zentralbanken (weniger) ungewöhnliche Maßnahmen fahren und viel Geld “drucken”. Mehr Geld gleich Inflation?

Nun, der schwierige Balanceakt der Notenbanker (alle Augen auf die Fed!) wird sein, jetzt — im Strudel der Krise — keine Deflation zuzulassen und das Finanzsystem mit (mehr als) ausreichend Liquidität zu versorgen, und später — das wird der nächste Brandherd sein — die Inflation, die sich aus der üppigen geldpolitischen Stimulierung ergeben kann, schnell einzudämmen.

Der wesentliche Punkt ist die zeitliche Priorisierung. Denn ein zögerliches Handeln aus Angst vor einer zukünftigen Inflation wird zwar eine imaginäre Geldentwertung abwenden, dafür aber eine reale Depression jetzt nur so ermöglichen.

Die Fed hat sich dafür entschieden, das weiter oben beschriebene Manöver (jetzt viel stimulieren, später gegebenenfalls Inflation bekämpfen) zu unternehmen. Die Amerikaner können vermutlich gar nicht anders: Sie können nicht aus theoretischen Gründen einem realen Desaster zusehen.

Die EZB ist in dieser Beziehung entspannter: Sie kann auf die Inflationsmodelle und auf (wie auch immer gut begründete) Theorien verweisen, dafür aber die sehr aktuelle Deflationstendenz nicht entschiedener kontern. Und die Menschen (zumindest in Deutschland) scheinen dabei mit dem Kopf zu nicken, denn Inflation ist das Schlimmste.

Ein paar Links zu diesem Thema (und nicht nur):

Lesetipps: Inflation

  • “Wie kommt es überhaupt zur Inflation? Preise steigen in einer wettbewerblich gestalteten Wirtschaft nur dann, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot. Grundvoraussetzung für einen echten inflationären Prozess ist, dass die Kapazitäten der Volkswirtschaft bis zum Anschlag ausgelastet sind und deshalb Vollbeschäftigung herrscht” — also: Welche Inflation? (Robert von Heusinger).
  • In den 1930er verursachte eine Schrumpfung der Geldmenge starken Deflationsdruck. Die Geldmenge in der Eurozone wuchs in 2008 noch zweistellig, was aber Einige (teilweise) auf die Repatriierung von Kapital aus den “Steueroasen” zurückführen. Neulich ist die Wachstumsrate der Geldmenge (M3) auf ca. 6% gesunken. Also: Worauf wartet die EZB noch (mit den noch aggressiveren Zinsschritten)?
  • Die TIPS (inflationsgesicherte Staatsanleihen) lassen auf erstaunlich niedrige Inflationserwartungen schließen (?)
  • Viele fest geglaubte Sachen erwiesen sich als Illusion: Die Stabilität der Sowjetunion vor 20 Jahren, die Massenvernichtungswaffen von Saddam, die Risikotragfähigkeit des Finanzsystems… Wo liegen wir sonst noch falsch?.

Kategorien: Frontpage · Gelesen · Inflation

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