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Börsennotizbuch

Ein seriöses, aber lockeres Gespräch über die Börse
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Die “Gefahr” einer Fortsetzung des Bullenmarkts

11. Oktober, 2007 · 2 Kommentare

Ich würde die “Gefahr” vor weiter (u.U. stark) steigenden Kursen nicht unterschätzen. Sie ist in meinen Augen noch relativ groß, und größer als die Gefahr vor (resp. stark) fallenden.

Das habe ich im Artikel Was heißt “Au revoir” und was heißt “Hausse” geschrieben (oder ganz konkret: im Kommentar zum Artikel). Noch beleibe ich dabei. Klar, die Wirtschaft in den USA scheint abzukühlen, die Finanzkrise hat die Wahrnehmung und die Risiken der finanztechnischen Innovationen, Konstruktionen und Komplexitäten geschärft. Die Partie ist offen…

Aber es gibt genauso gute Signale, die meine These (für die Börse) bekräftigen.

Zum Beispiel: gestern in der Faz.net schreibt Daniel Mohr (und spricht wahrscheinlich für viele Journalisten und Marktbeobachter), keiner habe es für möglich gehalten, dass der Dax (und der Dow Jones, und der S&P 500) so kurz nach den August-Turbolenzen wieder auf die Rekordstände zurückkommt. Überraschung.

Über die Gründe kann man spekulieren. Über die Perspektiven auch. Die Börse, heißt es so schön in Krisenzeiten, schaut nach vorne, und dies kann die starke Performance zuletzt mit erklären.

Aber gleichzeitig merkt man, dass der Blick nach vorne trotzdem und immer noch nicht mit zu viel Zuversicht erfolgt. Die Gewinnschätzungen für das dritte Quartal (gerade ist die Berichtsaison angelaufen) liegen in den USA ziemlich tief (bei etwa 3-4% ggü. Vorjahresquartal). “Weiche Landung” — ja, Optimismus — nicht gerade viel (die Konjunkturprognosen auch für das gerade erwachte Deutschland/Europa werden auch Tick nach unten angepasst).

Es schlummern zudem noch weitere “Potenziale” (aus dem erwähnten FAZ-Artikel):

Noch halten viele institutionelle Investoren wie Pensionsfonds und Versicherer vergleichsweise geringe Aktienquoten. Gegen Ende der vergangenen Hausse lagen die Aktienquoten der Versicherer mehr als doppelt so hoch wie heute. Wenn sie zu der Auffassung gelangen, dass der positive Gewinnzyklus noch nicht am Ende angelangt ist, könnten viele Milliarden Euro ihren Weg an die Aktienmärkte finden. Ganz zu schweigen von den Mitteln der großen staatlichen Fonds zum Beispiel aus China, die auf der Suche nach rentablen Anlagen am Aktienmarkt wohl nicht vorbeikommen.

Ich würde bestätigen: ich habe den Eindruck, dass immer noch ziemlich massenhaft auch ein gemäßigtes Szenario (soft landing) nicht fair eingepreist ist. Und würde hinzufügen: auch die privaten Investoren (siehe: BVI) werden von einer nur leichten (oder bereits abgeschlossener Korrektur) überrascht und “ohne angemessene Positionen im Markt”, quasi an der Seitenlinie, in konfuser Lage versetzt. Denn sollten sich die dunklen Wolken ohne Gewitter verziehen, wird das Geld von der Seitenlinie (und ich vermute da ist Einiges geparkt) in den Markt zurück wollen, aber gleichzeitig auf mangelndes Angebot treffen (eben weil die Lage nun als gut/besser beurteilt werden wird).

Es kann so kommen — das ist die “Gefahr”, die natürlich jetzt nicht als “Gefahr” verstanden wird (weil positiv an sich), aber u.U. schnell eine richtige werden kann… Das werden die Langsamen dann auch merken.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt

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2 Kommentare bis jetzt ↓

  • Matthias // 13. Okt, 2007

    “Turbolenzen” — Absicht oder Versehen? Passt auf jeden Fall gut :-)

  • Saviano // 13. Okt, 2007

    Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass es ein Tippfehler war (und zwar einer, den ich permanent mache, au waja!). Aber, stimmt, passt irgendwie ganz gut — und vielleicht bleibe ich dabei… Schöne Wortkreation: “Turbolenzen”, plötzliche und massive Verwerfungen am Finanzmarkt, die keiner versteht und die sich selbst verstärken (Turbo), oder so was…

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