Börsennotizbuch

Falls es Ihnen entgangen sein soll: Der Euro Bund Future ist auf über 122 gestiegen. Somit ergibt sich eine Rendite für 10-jährige Bundesanleihen von ca. 3,18%.

Ich erinnere mich noch an 2005 als der Bund Future auf ca. 124 stieg (und die Rendite kurzfristig unter 3 Prozent fiel). Damals lieferte dieser Zinsverfall für mich deutliches Zeichen dafür, dass die Hausse anhalten wird. Heute haben wir es – weißgott – mit einer etwas anderen Konstellation zu tun: nämlich mit der Gefahr einer Abwärtsspirale (die damals viel weniger akut war, wenn überhaupt). Und doch: Dieses tiefe Zinsniveau wird sich (unweigerlich) positiv auf die anderen Assetpreise (darunter: auf die Aktien) auswirken.

Ich erinnere mich, wie ich mich damals an den Kopf fasste — wer zum Teufel will sein Geld noch in Staatsanleihen investieren?!… Gewöhnlich hat man so seinen Respekt vor den Bond-Anlegern — manche sagen Ihnen ein besseres Gefühl für die Richtung der Finanzmärkte und der realen Wirtschaft nach. Aber Renditen unter 3% für zehnjährige Perioden hinzunehmen ist schon etwas krass. Wir sprechen von nominellen Zinsen…

Damals redeten wir viel von einem Analgenotstand (den Blog gab es aber leider noch nicht). Jetzt erleben wir etwas Ähnliches. Nur statt Anlagenotstand herrscht “Flucht in die Sicherheit” vor. Ich meinte einmal, dass die niedrigen Zinsen von heute die höheren Gewinne von morgen sein werden. Aber anderswo. Die (krampfhafte) “Flucht in die Sicherheit” wird (durch niedrige Finanzierungskosten) das Geld und die Belohnung für das Risiko besorgen.

(Wichtige Klammer: Die Zinsen im Bereich Unternehmensanleihen sind alles andere als niedrig. Besonders die Nicht-Investment-Grade Anleihen sind teuflisch teuer.)

Ãœbrigens, die 10-jährigen US-Bonds sind unter 3 Prozent gerutscht (noch letzte Woche). Sie werfen aktuell ca. 2,84% ab. Von den kuriosen 3-Monats-Treasury-Bills mit 0,05% wollen wir erst gar nicht reden… Die deutsche Umlaufrendite schriebt bei 3,05% auch mittelfristige Niedrig-Zins-Rekorde…