Börsennotizbuch

Folgende Ãœberschrift in der FAZ.net von heute: Optimismus der Anleger hat im zweiten Quartal zugenommen.

Dazu noch Graphiken, die einen vorsichtig optimistischen Ausblick der Anleger dokumentieren.

Ich habe ja gesagt, dass sich die Stimmung im Zuge der Kurssteigerungen an den Börsen in den ersten Monaten des Jahres deutlich gebessert hat, die Argumente für die Aufwärtsbewegung bis zu den Massenmedien und dem breiten Publikum angekommen sind, aber insgesamt in einer stabilen (also nicht) übermäßigen Verfassung und im Grunde genommen im Einklang mit den Fundamentaldaten stehen (Kurse machen Stimmungen).

Diese Stimmungslage hat neben der sich verschlechternden Liquiditätssituation durch das gleichzeitige und kontinuierliche Eingreifen der Notenbanken die Vermutung nahegebracht, dass eine zumindest kleine Korrektur (in den großen Indizes) und möglicherweise eine empfindlichere in den heißeren Mode-Märkten möglich wäre.

Nun lesen wir also wieder (das 3. Quartal hat gerade begonnen), dass die Anleger laut Umfragen optimistischer geworden sind. Ist Vorsicht angebracht?

Ja, vielleicht, aber aus den Umfragewerten wohl kaum. Erstmal sollte man das Kleingedruckte lesen:

Die aktuelle Befragung für das zweite Quartal 2006 fand in der Zeit vom zweiten bis neunten Mai statt.

Also gerade zum Zeitpunkt der höchsten Kursen, ergo dem größten Optimismus. Das sie trotzdem eher verhalten ausfallen (Gegenmeinungen? – Bitte!) scheint unterzugehen…

Befragt wurden natürlich auch Menschen, die „mindestens eine Geldanlage“ besitzen (was auch immer das heißt, wahrscheinlich eher Fondsanleger, also Menschen, die sich mit der Börse doch auseinandersetzen und naturgemäß bei Kurssteigerungen „glücklicher“ werden).

Wie auch immer, nach dem Rücksetzer wird wohl auch dieser – übersichtliche – Optimismus verflogen sein. Vielleicht nicht ganz, aber ganz weg wollen wir ihn doch nicht haben. Es ist auch kaum zu erwarten, dass sich bald ähnliche Zustände von Ängstlichkeit und Verdruss einstellen, wie um die Wende an den Börsen 2002-2003 (wohl auch bis in 2004 hinein).

Ich würde stark vermuten, dass wer auf solche psychologische Umstände und solche Unterbewertungen wartet (auf relativer Basis natürlich, nicht auf nomineller – soweit ermittelbar überhaupt), viel zu lange warten wird.

Aber die Zeit wird zeigen.