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Börsennotizbuch

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Aktienmarkt: “Dead Market Walking”

30. April, 2007 · 1 Kommentar

Eigentlich ein sehr guter Artikel von Michael Panzner bei seekingalpha.com. Aber sehr bearisch: die Märkte sind verdammt, verdammt zu fallen. Ein “dead man walking”, oder eben “dead market walking”

Doch der Artikel ist gut, obwohl ich nicht der gleichen Meinung bin.

Zunächst erstaunte ich, als der Autor mit Argumenten wie “der Durchschnittliche Bullen-Markt hat historisch 3,4 Jahre gedauert” (also: wir sind über die Zeit), oder “die letzten 4 Jahre sind die zweitlängste Periode ohne 10-prozentiger Korrektur”, usw. Solche Argumente mag ich nicht. Ich glaube, die Börse kümmert sich überhaupt nicht um unsere Statistiken.

Doch dann kann man sehr schöne Sachen lesen:

As to why this particular bull market has gone past its presumed sell-by date, the explanations seem to fall into two categories: technical and fundamental.

With regard to the technical factors, many market-watchers argue that, especially in recent years, the equity boom has been aided in large measure by a rapidly shrinking supply of publicly-traded equity resulting from corporate buybacks and a plethora of large-scale, debt-fueled leveraged buyouts.

This week’s Barron’s, for example, reports that “since September 2005 some $628 billion of U.S. shares have been repurchased” by listed companies, according to data from Thomson Financial. The publication also notes that “last year, U.S. M&A deals jumped 21 percent to $1.45 trillion, about a fifth of those LBOs.”

These two developments have undoubtedly been a major positive for share prices. Unfortunately, they have also sown the seeds of their own demise: they set the stage for a coming tsunami of equity supply that will eventually overwhelm the market, most likely sooner rather than later.

As the credit cycle turns, companies that have wracked balance sheets in pursuit of short-term operational leverage will quickly discover that borrowing has become a costly financing alternative. With the debt spigot running dry, many will be forced to try and raise equity capital instead, on increasingly onerous terms.

For the swollen ranks of lowly-rated firms that are up to their necks in debt, selling shares — as well as various other assets — will be a matter of survival, often regardless of price.

“Dead Market Walking”: Correction Just Around the Bend

Das sind sehr gute Punkte:

  • Der Aktienmarkt schrumpft; das Angebot wird durch Rückkaufprogramme eingeschränkt.
  • Bald werden wir eine Umkehr von dieser Tendenz sehen, mit IPOs, die die Märkte “überfluten”. Hierzu: a.) die Private Equity werden Cash sehen wollen, und b.) infolge eines schwierigen Finanzierungsumfeld (Kreditvergaben) werden viele Firmen sich gezwungen sehen, die nötige Liquidität über Aktien-Emissionen zu besorgen.
  • Gewinne können nicht gehalten werden (mit einiges, was noch zu Konjunktur- und Gewinnzyklen, Bewertungen etc. gehört).

Der dritte Punkt ist häufig Diskussionsgegenstand und hier gerade nicht das Interessanteste. Aber die oberen beiden sind direkt Teil auch meiner Argumentation, warum die Hausse noch ein Stück weitergehen soll und ganz und gar nicht “todgeweiht” ist (vgl. Ken Fisher: Günstige Finanzierung und hohe Rentabilität treiben die Aktien an).

Es ist eben in meinen Augen so, dass bis es zur befürchteten Flut an Papieren (über IPOs oder Kapitalerhöhungen) kommt, noch ein langer Weg ist. Erstens sind die Finanzierungsbedingungen noch ziemlich günstig. Ja, wo stehen die Zinsen denn? Und wie eng sind die Spreads zwischen den Bonitäten? Zweitens brauchen die Unternehmen nicht so wahnsinnig viel Kapital, wenn man – nach unterschiedlichen Berichten – die vollen Cash-Beständen und Rekordgewinne berücksichtigt. Auch die Investitionstätigkeit ist nicht sehr ausgeprägt, zumal eine Abkühlung in Amerika kommt (oder wie BIP-Zahlen von gestern nahelegen: gekommen ist). Und schließlich: erst muss die Tendenz zu mehr Papier-Emission kommen, damit tatsächlich Druck auf die Aktien von dieser Seite kommt. Die Angst, dass das Angebot zunehmen kann, reicht bei dieser Betrachtungsweise nicht aus.

Kategorien: Frontpage · Gesamtmarkt · Zinsen

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1 Kommentar bis jetzt ↓

  • Nicht so berauschende IPO-Aktivität • Börsennotizbuch // 2. Mai, 2007

    [...] Um es trotzdem zu sagen: die Aktivität nimmt zu. Wahrscheinlich findet auch ein gehöriges Transaktionsvolumen zur Zeit außerhalb der Börse statt (Übernahmen und Private Equity), wobei zu bedenken ist, dass “today’s LBO is tomorrow’s IPO” (LBO=Leveraged Buyout), wie Michael Panzner in dem von mir zitierten Artikel sagt. Aber jetzt schon die Alarm-Glocken zu läuten?… Social Bookmarks: [...]

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