Ja, Abkopplungstheorien machen die Runde: Auch wenn die US-Wirtschaft in die Rezession fährt, würden die globalen “growth spots” in den Emerging Markets die Welt weiter vorantreiben.
Rein realwirtschaftlich gesehen, haben wir bisher weder eine eindeutige Bestätigung noch Widerlegung dieser These gesehen. Hoffentlich stimmt sie auch. Ich bin hier eher skeptisch, auch wenn ich nicht gerade davon ausgehe, dass die Schwellenländer von hohen Wachstumsraten in ähnliche Schwierigkeiten (sprich: rezessive Tendenzen) geraten werden, wie die Vereinigten Staaten.
Aber börsen-technisch betrachtet, sind es eher die USA, die sich abkoppeln, und zwar positiv: Seit den entsprechenden Höchstmarken haben sich die wichtigsten US-Indizes S&P 500 und Dow Jones deutlich besser gehalten als ihre Counterparts rund um den Globus. Bespoke Investment macht die Übersicht (Grafik auch dabei):
- US (Dow Jones): -6,4%
- US (S&P 500): -8,9%
- UK: -14,9%
- Japan: -18,5%
- Frankreich: -19,2%
- Deutschland: -21,7%
- Hong Kong: -24,1%
- India: -24,6%
- China: -27,7%
Der Kommentar:
Using prices from this morning [24.03.2008], the United States’ S&P 500 and Dow 30 are down much less than the rest of the countries analyzed. China is down 27.7%, India is down 24.6%, Hong Kong is down 24% and Germany is down 21.7%. Leading up to the peak in global equity markets last year, many people thought that countries were finally strong enough to decouple from the US and perform well even if the US went down the tubes. These days, however, the US is the one doing the decoupling on the upside.
Den Emerging Markets soll man dennoch lassen, dass sie vorher auch sehr hohe Gewinne geliefert haben. Aber das habe ich auch gemeint vor einem Jahr der so: hier sollte man die Gewinne mitnehmen, denn, wenn’s brenzlich wird, werden diese Börsen schärfer korrigieren…
5 Kommentare bis jetzt ↓
egghat // 26. Mrz, 2008
Die Rechnung geht aber nur aus Dollarsicht auf. In Euro gerechnet hat der Dollarraum gut 7% verloren. Und der Yen gewonnen. Währungsbereinigt sieht die Reihenfolge ganz anders aus.
Saviano // 26. Mrz, 2008
Die Rechnung ist in Index-Punkten (lokale Währung). Verlust ist Verlust.
Den Dollar-Argument kann man natürlich berücksichtigen, aber irgendwo muss man auch davon abstrahieren. Man kann nicht für die Währungspositionen der Investoren zusätzlich “Rechnung tragen”. In norwegischen Kronen oder südafrikanischen Rand sieht es natürlich noch mal anders aus.
Wie man rechnet, hedged oder bilanziert ist eine andere (und individuelle) Angelegenheit. Höchstens kann man sich Gedanken machen, wie die Verluste (bzw. Gewinne) auf die Akteure wirken.
egghat // 26. Mrz, 2008
Na, man muss schon in irgendeiner Währung rechnen …
Egal ob aus US- oder aus Europa-Sicht: Etwa ein Drittel des “Decouplings”-unterschieds wird durch die Währungsveränderungen aufgehoben. Der US-Amerikaner hätte 7% weniger Verlust im DAX als wir und wir haben 7% mehr Verluste im S&P. Da der Yen sogar zugelegt hat, wäre Japan für die Europäer sogar besser als die USA gewesen. Und für die Amerikaner u.U. auch. Wo ist da das Decoupling?
Saviano // 26. Mrz, 2008
Das Decoupling: Für den Amerikaner in Amerika sind weniger Verluste entstanden als für den Europäer in Europa oder den Chinesen in China. Der Amerikaner sah seine Investitionen nur ca. 7% schrumpfen, der Deutsche kann 20 Prozent Verlust beklagen und der Chinese hat 30% weniger auf dem Konto.
egghat // 27. Mrz, 2008
Der Ami hätte aber auch in Deutschland weniger Verlust, weil er im Eurobereich Gewinne eingefahren hätte.
Der Unterschied zwischen 7 und 30% sind 23. aber egal von welcher Seite des Atlantiks man das betrachtet, kommen 7% Währungsgewinn bzw. Verlust dazu. Von den 23% bleiben also “nur” 16% übrig. Das war es, was ich sagen wollte.
Beim Japan vs. USA bin ich jetzt zu faul das auszurechnen.
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